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Samstag, 11. April 2015

Kraft oder Ausdauer?

"Mit jedem Klimmzug wird das Gehirn ein wenig kleiner"
©Manager Magazin
Aus gegebenem Anlass möchte ich eine kurze, pamphletistische Replik auf das Interview mit dem Fitnessguru Fitzroy Gaynes (58), hier im Manager Magazin veröffentlicht, schreiben.

Lieber Herr Gaynes,
©Genie Bouchard, #fb
selten habe ich so ideologische Thesen gelesen, wie die ihren. Aber wenn es nur Ideologie wäre, okay, doch vieles dürfte wissenschaftlich nicht haltbar oder einfach schlichtweg falsch sein. Sie sagen: "Ausdauer ist unnatürlich" und "hinsetzen, aufstehen, mich vorwärts bewegen, etwas ziehen, etwas drücken" hingegen seien natürlich. Sie behaupten also, es sei natürlich morgens ins Büro ein Pferd in den 5. Stock zu ziehen oder sein Auto täglich die Auffahrt hochzuziehen? Mir fallen aus dem täglichen Leben weder sinnvolle Tätigkeiten des Ziehens noch des Drückens ein. Ganz im Gegenteil: wenn ich 10 Liegestützen mache, sagt mir mein Körper: nein, ich mag das nicht, lass es bitte sein! Mir ist auch noch kein Lebewesen aufgefallen, das Kniebeugen macht. Eichhörnchen klettern, Katzen tanzen (manche), Hamster laufen, aber Kniebeugen? Wenn sich der Mensch zum Affen machen möchte, okay, weil affig sieht es tatsächlich aus wenn aneinandergereihte Menschenmassen auf bunten Matten Kniebeugen machen. 

Mein neues Shirt, #PP
Sie behaupten sogar, dass Kraftsport im Gegensatz zu Ausdauersport risikolos sei und ziehen den Vergleich zu 100m Läufern gegenüber Marathonläufern. Möchten sie diesen Vergleich auch den Eltern von Alexander Dale Oen, einem 100m Schwimmer, kräftiger Modellathlet in ihrem Sinne, der nach einem Training einem Herztod erlag, erzählen? Wenn ich mir die 100m Finals der letzten Großereignisse vor Augen führe, dann sehe ich mit Ausnahme von Usain Bolt, mit Wachstumshormonen aufgeblähte Nilpferdbein-Athleten und das soll ästhetisch - oder natürlich sein? Come on! 



©gmx.de, #die Läufer
Durch euer tägliches Gepumpe passiert doch der genau gegensätzliche Effekt zum Natürlichen, indem ihr stetig an Feinmotorik und Beweglichkeit abbaut. Das ist zutiefst unästhetisch und gegen die Natur - wie man an ihrem Körper idealtypisch sieht. Sie sagen, die Tänzer und Läufer hätten nur Spaß, weil es weder hochintensiv noch anstrengend sei, Selbsttäuschung sozus., die nur Cortisol (Stresshormone) ausschütte. Verwechseln sie Endorphine mit Cortisol? Ja, wenn ich einen Klimmzug mache, dann spüre ich, wie diese unnatürliche Belastung meinen Körper stresst. Und genau das ist ihr Grundproblem - und die Erklärung, warum sie an den meisten Menschen scheitern: Liegestützen, Gewichte drücken und Kniebeugen machen keinen Spaß! Ihre Schützlinge haben 1-2 Jahre lang einen wohl definierten Körper, sehen fit aus, sind am Ziel ihres Traumkörpers angekommen, aber dieser Zustand ist nichts als eine Illusion! Mittel- und Langfristig werden sie wieder in ihre alten Muster fallen und diese Muskeln verlieren, aus dem einfachen Grund, dass es keinen Spaß macht! Wenn es keinen Spaß macht, dann ist es unnatürlich und erfordert jemanden, der mich zu dem zwingt, was ich eigentlich nicht machen möchte! Wenn sie als Personalcoach verschwinden, verfliegt auch der Traum vom ewigen Adonis. Purer Illusionismus.
Der Läufer

Dienstag, 3. Februar 2015

☛ Twin power ☚

"Der Nichtschwimmer schiebt es auch gerne auf die Badehose"
(Sven Fischer, Biathlon-Olympiasieger)
"Die Geschwisterbeziehung ist die längste, d.h. zeitlich ausgedehnteste Beziehung im Leben eines Menschen. Zwischen Geschwistern existieren mehr oder weniger ausgeprägte, ungeschriebene Verpflichtungen, die sich in solidarischem, Anteil nehmendem, hilfsbereitem und hilfreichem Verhalten manifestieren können", schreiben die Forscher. Niemand sollte meinen Bruder darauf ansprechen, wie oft er schon meine Umzüge quer durch Deutschland begleiten durfte, ja, wer, wenn nicht er, so isse's eben, ergänze ich nickend.
Dennoch sei  gerade "die Ambivalenz das auffälligste Merkmal geschwisterlicher Bindungen. Liebe und Hass, Eifersucht und Solidarität, Nähe und Distanz". Dualismen, als prägendes Element. Wobei ich für meinen Geschwistervergleich eher dick und dünn, Pinky und Brain, Selbstbescheidenheit und Eigengroßzügigkeit, bemühen würde. Oder um das Argument zu pointieren: "ich bin geworden, wie ich bin, weil ich nicht werden wollte wie du".
Prof. Hartmut Kasten, einer der führenden deutschen Forscher auf diesem Gebiet, resümiert über den Ma­jo­ren­ni­tätsprozess, wie ich diese Entwicklungsphase bezeichnen würde, "besonders ein enger Kontakt zu Schwestern ist nun von großem Vorteil: Er verringert Depressionssymptome und fördert auf diese Weise das Wohlbefinden der Geschwister". Und wenn ich schon das Wort der Fachexpertise sprechen lasse, ohne dabei selbst aus eigenen Erfahrungen schöpfen und die Thesen damit bewerten zu können, schieb' ich gleich auch noch den nächsten hinterher: "Verbringt die eine Schwester Stunden mit dem Lesen, entscheidet sich die andere lieber für die Freizeit mit ihren Freunden. Wissenschaftler nennen diesen Prozess die Deidentifikation". Ob in dem Kontext treffend, weiß ich nicht, aber mir fiel auf, dass in meiner Facebook-Freundes-Web-Chronologie (zur Rechten) die häufigsten Gesprächskandidaten on Top sind, analog die seltensten just below erscheinen, und mein Bruder seit Beginn an stets ganz oben steht. Das hinterlässt bei mir leise Zweifel an den Gegensätzlichkeitsthesen der Forscher.
„So wie du will ich nicht werden.“
Einen hab' ich noch für heute. Tyler Vendetti schrieb "10 fabulous German words with no English equivalent" und die Top's möchte ich euch nicht vorenthalten.
Mein absoluter Favorit:

#1: Kummerspeck <-> "excess weight gained from emotional overeating"
Meine Nummer zwei, auch ganz schön zur heutigen Thematik übrigens:
#2: Backpfeifengesicht <-> "a face that cries out for a fist in it. For example: - Teenagers who complain about “terrible” Christmas gifts they got, like cars. Further examples: Hitler, "selfie's" or Disrespectful bros".
Und weil's so gut ist noch die Nummer drei:
#3: Vergangenheitsbewaeltigung <-> "the struggle to come to terms with the past = Listen… you can’t take back that one time you sneezed all over your crush or got catfished by a 12-year-old boy on the Internet. What makes the past so special is that it cannot be changed. The Germans know this concept so well that they made a whole new word for it, one that I will not type out again because it might take me a year or two". Auch einfach wieder herrlich-süffisant aus der amerikanischen Brille wiedergegeben.
Na komm, zwei gehen noch!
#4: Allgemeinbildung <-> "everything that any adult capable of living independently can reasonably be expected to know. There is technically a phrase for this in English, “common sense,” but allgemeinbildung turns it into one word and gives you another excuse to speak German".
Und der letzte, bitte!
#5: Treppenwitz <->
"the things you should have said but only occur to you when it is too late = Also known as, every comeback you’ve ever had that only came to you 20 minutes after the other person walked away. The Germans have a word for that, treppenwitz, and it perfectly describes my existence".

Donnerstag, 15. Januar 2015

How about an exchange of financial ideas?

 "Geld ist wie eine schöne Frau. 
Wenn man es nicht richtig behandelt,
 läuft es einem weg."
(Jean Paul Getty)
Um meinen letzten Artikel praktisch zu machen, widmen wir uns heute der Frage der Woche: 
Was mache ich eigentlich mit meinem Geld?
Nun, mir fielen drei spontane Optionen ein: erstens, könnte ich es verkonsumieren, d.h. für Ge- und Verbrauchsgüter ausgeben zweitens könnte ich es zu Finanzkaptial machen, d.h. anlegen, um eine Rendite (Zinsgewinn und möglicher Zinseszins-Effekt) zu bekommen, oder drittens könnte ich in Substanzwerte investieren, d.h. Sacheigentum schaffen (Wohnung, Haus, Oldtimer..). Wir wollen uns für den Moment die zweite Alternative rausgreifen.
 

Intuitiv und aus der Historie und kulturellen Mentalität gewachsen, ganz einfach: ich bringe mein Geld zum Bankhaus meines Vertrauens und stecke es in ein Spar- oder Tagesgeldkonto, meinetwegen auch in Treasuries (Bundesanleihen) - allerdings dürften die meisten von uns schnell feststellen, dass ihr individueller Warenkorb (eure alltäglichen Ausgaben) mit einer höheren Preissteigerung wächst, zumindest gilt das z.B. für meine Schokolade [auch wenn wir zur Zeit Deflation haben, d.h. sinkende Preise, so bezieht sich das auf einen volkswirtschaftl. Warenkorb, d.h. z.B. auch inkl. Energiepreise, da die wenigsten von uns jeden Tag ihr (nicht besitzendes) Auto vom Hof fahren dürften, ist das also eine uninteressante Größe für uns], als der Sparzins, d.h. sie würden Tag für Tag Osterfeuer mit ihrem Geld spielen, bis am Lebensende iwann nichts mehr da ist - nicht so schön, wollen wir also nicht.

©Discover Russia
Damit kommen wir zu meiner Kapitalmarktstrategie. Anfang des Jahrtausends begann ich mir wöchentlich den Dax-Wert anzuschauen. Der Dax bildet die aktuell 30 stärksten Unternehmen ab, die in Deutschland ihren Hauptsitz haben (übrigens in der Münchner Königinstraße gleich deren zwei), viel wichtiger aber, die sich dort listen lassen, d.h. Aktien emittieren. Aktien wiederum sind nichts anderes als Anteile an dem Unternehmen, d.h. ich geb dem Unternehmen Geld, damit es investieren kann, und bekomme dafür einen kleinen Anteil am Unternehmen, so dass ich z.B. zur Hauptversammlung eingeladen werde - oder, wenn das Unternehmen nett ist, bekomme ich sogar noch eine kleine Dividende oben drauf. 

©Discover Russia
Zurück zum Wert: ich leg also für mich einen mittelfristigen Wert fest, von dem ich der Meinung bin, dass er dem realen (substanziellen) Gegenwert der 30 Dax-Mitglieder entspricht, d.h. 2007 waren das 7000 Punkte, jetzt sind's vll sogar noch 1500~ mehr. Wenn ich diesen Wert halbiere, dann weiß ich, wann ich solche Dax-Aktien kaufen darf, d.h. bei 3500 (2007) bzw. 4250 (2014) Punkten des Gesamtindexes. Mein (unser) Ziel ist es, mit einem risikolosen Produkt eine Rendite zu bekommen, die größer ist als die Preissteigerung meiner täglichen Konsumgüter und risikolos ist es nur, wenn ich das Produkt sehr viel günstiger einkaufe, als der (wahre) Wert, der dahinter steckt. Charmanter Nebeneffekt: ich brauche mir nicht schier endlose Geschäftsberichte durchlesen, um über die Zukunftsentwicklung des Unternehmens zu philosophieren, um am Ende doch nicht so richtig zu wissen, welche(n) Kandidaten ich auswähle, als ich bei der Strategie theoretisch jedes beliebige aus dem 30er Pool auswählen kann. Liegt daran, dass sie in dem Fall grds. alle ihren Aktienwert halbiert haben und die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich wieder auf ihren Substanzwert verdoppeln, liegt empirisch bei annährend 100%. 

Problem? Wenn ich also, wie in dem Szenario, aus einem Euro zwei machen möchte, dann brauche ich sehr viel Geduld. Und ganz verschweigen möchte ich freilich nicht, dass es im Rahmen der drei Schichten der Altersvorsorge, die wir uns aber an anderer Stelle noch sehr subtil und differenziert anschauen werden, auch noch private Lebens- und Rentenpolicen gibt, die zwar nur noch eine Rendite von 1,25% garantieren müssen, die aber in 2014 nahezu alle eine Überschussbeteiligung von 3-4% auswiesen - was denn so schlecht auch wieder nicht ist. Übrigens, Ludwig Börne sagte einmal, es gebe Leute, die geizen mit ihrem Verstand wie andere mit ihrem Geld - ihr hoffentlich nicht!

Dienstag, 13. Januar 2015

Wo Freud' und Leid sich treffen ✍

"Der Mund wird nicht süßer, indem er 'Honig, Honig' sagt."
(Türkisches Sprichwort)
©focus.de
Ohne Zweifel, der Tweet of the week, erstens weil die junge Dame Recht hat, zweitens weil sie es in sehr charmante Worte packt, und drittens weil sie doch Unrecht hat.

Als gelernter Wirtschaftspädagoge und Versicherungsfachmann bewegt und berührt mich diese Schnittstelle gleichwohl qua Vita. Meine Top 5 dazu, und warum sie doch nicht immer ganz die Wahrheit trifft.

I. 'Das Leben ist ungerecht' - spätestens, wenn wir unsere erste mündliche Note im Schulsystem bekommen, lernen wir, was Ungerechtigkeit bedeutet. Die Beurteilung ist subjektiv, selten leistungsgerecht und unwiderruflich. 

II. 'Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.' - im Laufe unserer Schulkarriere wird jeder Menschen begegnen, denen er (un-)sympathisch ist, ob berechtigt oder nicht, bleibt belanglos, viel wichtiger jedoch ist die Chance, individuell gefördert zu werden, die sich damit verbindet. Das ist wie mit der perfekten KiBa; du kennst das beste Mischverhältnis, allein die Bananensaftöffnung will sich mit deiner Händegeschick nicht öffnen lassen. Später heißt das dann irgendwie 'netzwerken', oderso, aber wir wissen bereits um diese Bedeutung und das kann sehr wert- und nachhaltig werden.

III. 'Das Leben ist eine desavouierte Qual' - vielleicht kennt jemand noch diese uncharmante Art, Klausuren kommentiert vor der versammelten Schülerschaft zurückzugeben, und das Ganze noch mit einer Prise Sarkasmus, wenn die Rückgabe chronologisch von schlecht nach gut erfolgt. Und aus dem Deutsch-LK kannte ich dazu sogar noch das Gesetz der gleichen Note - Gleichheit hier aber weniger im aufklärerischen Sinne-, immerhin hatte ich die kürzeste Wartezeit von allen; in jedem Ei steckt eben doch ein wenig Sonne.

IV. 'Jeder ist sich selbst der Nächste' - an keinem Ort fließen derart viele Tränen und Blut, so dass du damit  ganze Grabstätten begießen könntest. Schulen sind die modernen Kriegsschauplätze. Es geht nicht mehr um's Leben, sondern nur noch um's Überleben. Ganztagsschulen sorgen gewissermaßen für Dauergemetzel und es werden Hass und Verdrändungskampf im Sinne der Darwin'schen Evolutionstheorie geschürt. Und da braucht sich, meine und liebe Freunde der Nacht, niemand von freisprechen. Survival of the fittest!

V. 'Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt' - außer Frage, Wittgenstein war ein großer Philosoph, doch bräuchten wir gar nicht bis nach Österreich schauen, als es auch hier große Bildungsvordenker mit Wilhelm von Humboldt, Wolfgang Klafki oder Herwig Blankertz, um nur einige wenige zu nennen, gab, die der Bildung's Sinn begründeten.  Klafki's didaktische Analyse gibt der "Naina" in seiner didaktischen Analyse freilich sogar Recht , indem er von der Bildung sowohl Gegenwarts- als auch Zukunftsbezug, sowie exemplarische Bedeutung, Sachstruktur und Zugänglichkeit einfordert, doch da beißt sich der Hund in den Schwanz, denn "Was Hänschen nicht lernt wird Gretchen ihm schon beibringen" ist Quak, richtig ist doch: "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr". Wenn der Staatsdiener vorne am Pulk schon nichts von Versicherungen versteht, ja, woher soll's denn in den Weiten des Klassenraums kommen? Wahr ist aber auch, und das ist auch das neuhumanistische Erbe Humboldt's (Hüter der Allgemeinbildung) und Blankertz (Kämpfer für die berufliche Bildung), dass es neben dem Dualen Ausbildungssystem in der Welt kein durchlässigeres Bildungssystem als das Unsere gibt - du kannst zu jeder Zeit, in jedem Alter und an jedem Ort die allgemeine oder fachlichorientierte Hochschulreife erwerben, wenn du Gas gibst und nicht wie Hänschen in die Luft guckst. Das sind doch wenigstens Werte, Erfahrungen und Eintrittskarten, die jeder mit in die Freiheit nehmen kann, und auf individuelle Bildungswünsche, etwa nach Steuern, hätte schon Kant geantwortet: "Aufklärung ist die Maxime, selber zu denken."

Samstag, 29. November 2014

La ferme

 "Denken und danken sind verwandte Wörter; 
wir danken dem Leben, in dem wir es bedenken."
(Thomas Mann)

Es geschah an einem Herbstmittwoch im Oktober 2013, als die schwarzen Keiler anlässlich ihres feierlichen Einzug in den deutschen Reichstag eine kleine Bombe, hübsch eingepackt, in goldenem Papier, mit einem roten Schleifchen gebunden, zu den Koalitionsverhandlungen mitbrachten. Weil man sich unter Verwandten gegenseitig beschenkt, brachten auch die roten Ferkel eine kleine Bombe, in schwarzem Papier, mit einem goldenen Schleifchen gebunden, mit. An der goldenen Verpackung hang ein winziges Namensschildchen "Mütterrente", an der schwarzen "Rente mit 63". Nachdem beide ihr Geschenk auspackten, gab es lange, weil enttäuschte und verägerte Gesichter; nun begannen beide zu philosophieren, welche Bombe denn weniger explosiv sei, als sie nach Tagen im Stall, der Philosophie abtrünning geworden, keine Wahl treffen konnten, richteten sich ein schwarzer Keiler und ein rotes Ferkel aus beiden Reihen auf, und verkündeten die geniale Idee, einfach beide Bomben zu zünden, wie es eben auf einem feucht-fröhlichen Kindergeburtstag guter Brauchtum ist. Das würde doch Mal so richtig Knall-Bumm-Bumm machen. Potzblitz!

Da wir allemiteinander hier etwas geerdeter sind, nehmen wir uns der Thematik auf sachlich-rationaler Ebene an. Was steht eigentlich hinter der Bombe im goldenen Papier? Die Natur hatte sich vor langer Zeit dafür entschieden, die Frau mit der Gabe der Gebärfähigkeit zu beschenken, die sich wiederum dieser Rolle unfreiwillig anzunehmen sah. Weil dieses mit Pflichten und Oppurtunitätskosten der Zeit i.e.S. sowie Mutterliebe i.w.S. verbunden ist, bedachte der Gesetzgeber sie mit einem Rentenpunkt als Ersatz für die entgangene Arbeitszeit. Irgendwann merkte das Bürokratentum dann, dass die Deutschen das Kinderkriegen verlernt hatten und zu wenig Kinder bekamen, also kam man auf die Idee, die potentiellen Mütter mit jedem neugeborenen Kind ab 1992 gar mit 3 Rentenpunkten zu belohnen - sozusagen als ankurbelnde Befruchtungsmaschine. Leider kam die Maschine nicht wie erhofft ins Rollen, iwie fehlte wohl das richtige Schmieröl, sei's drum, weiterhin kein deutscher Babyboom, aber war ja immerhin ein gut gemeinter Versuch, der hätte klappen können. Eigentlich abgeschlossen. Nicht jedoch für die schwarzen Keiler, die nun auf die an Dummheit und Unlogik nicht mehr zu überbietende Idee kamen, auch für die vor 1992 geborenen Kinder 3RP's an deren Mütter auszuschütten, deren Kinder seien ja schließlich mit genauso viel Liebe erzogen worden und gleich viel wert. Grotesk! Warum nicht gleich auch einen Mindestlohn von 20€/h einführen, dem Bruttodurchschnittsverdients also, es ist ja schließlich jeder "gleich" und wenn die Firmen für einen Mensch mit einer Produktivität von 5€/h schon keine 10€ bezahlen, vielleicht bezahlen sie ja dann 20€/h. Vielleicht ist das aber auch gar nicht selten doof, sondern nur Manuel Neuer. Ein einziges Absurditätenkabinett im Reichsstall.

Also vom ersten Knaller direkt zum zweiten. Eines der roten Ferkel, Schweinchen, wie sie liebevoll von ihren Ferkelchen genannt wird (so überliefert), trägt ein goldenes Halskettchen mit dem Namen "Andrea Nahles" hatte einen väterlichen Eber, der sich als Maurer mit 61 Jahren, gezeichnet von der schweren Arbeit, bedauerlicher Weise - mit Abschlägen auf seine Rente im einstelligen Prozentbereich - aus der Berufswelt verabschieden musste. Nun kam Schweinchen auf die Idee, die zeitgemäße Regelung einer abschlagsfreien Rente ab 67J. bzw. 65J., für den Fall von 45 Versicherungsjahren, entgegen jedweder Vernunft weil gegen die Demografie, auf 63J. zu verkürzen, zumindest für die, die auf die 45 sozialversicherungspflichtigen Jahre kommen. Schweinchen, deren geistiger Horizont hinter dem einer durchschnittlichen Ameise zurückbleibt, lebt ja nicht im Land der Dichter und Denker, sondern der Maurer und Maler, und daher kann man so eine Regelung auch einfach Mal auf die gesamte Bevölkerung, mithin alle Berufsgruppen ausdehnen. Dabei entstehen drei hochexplosive Faktoren, die eine Ameise freilich nicht voraussehen kann.
  • 1. Es gibt die Facharbeiter, wie in meiner Firma z.B. die Entwickler (Informatiker), die Zeit ihres Berufsleben an einem Rechner bzw. im Büro saßen, die verdammt gutes Geld verdienen, d.h. Minimum 50k aufwärts und bis ins 6-stellige rein, und wir reden hier von Renten-Jahrgängen, die noch zw. 50-67% ihres letzten Nettogehalts liegen, d.h. wiederum, die haben einen Anspruch auf eine richtig dicke, fette Rente und weil die Anrechnung für die 45VJ früher au noch etwas großzügiger ausfiel, fallen die au in die Regelung und geben dem Schweinchen einen dicken, fetten Bussi, oder wie Hape sagen würde: "Ich bin dann mal weg..
  • 2. Wer ersetzt diese Facharbeiter eigentlich? Ja, Schweinchen weiß keine Antwort, woher auch, aber in meiner Firma z.B. sind solche Entwickler unersetzlich, woher sollst du diese produktiven Köpfe so schnell nehmen? Gute Entwickler aus dem Ausland kommen c.p. nicht nach Deutschland und die hier reichen nicht aus, haben mithin auch längst noch nicht die Produktivität und d.h. ein zusätzlicher Wohlstandsverlust wird kommen, und zwar schneller als der Schnee in diesem Winter! 
  • 3. Ihr, die ihr es bis hier geschafft habt zu lesen, also du und du und ich, wir alle, werden das bezahlen, und zwar teuer, mit viel Tränen und Leid, und das bereits jetzt. Wir haben kürzlich eine Bonuszahlung bekommen, von 1€ brutto, blieben mir davon ganze 40 Cent netto übrig - ja, warum sollte der Bürger mit seinem hart erarbeiteten Geld auch selbst entscheiden dürfen, was er damit macht, wenn doch z.B. damit die Kinder in Rumänien und Polen mit deutschem Kindergeld bedacht werden müssen - deren Väter z.B. hier als Saisonarbeiter partiell Sozialversicherungsabgaben bezahlt haben - weil genau dafür ist ja schließlich das deutsche Kindergeld erfunden worden, glauben zumindest die EU und der EuGH, die deutsche Justiz und der hiesige Finanzminister finden das zwar weniger lustig, aber sie werden ja gar nicht erst gefragt. Aber ich sag mir super, es geht aufwärts, jetzt werden mit meinem Geld schon Kinder in ganz Europa gefüttert und nicht mehr nur gut betuchte Banker in der Eurozone - na, immerhin! Es bleibt alles zu tiefst absurd und höchst skurill, aber bitte, bald ist Weihnachten!

Freitag, 21. November 2014

El nene ♛

 Erfolg ist die Fähigkeit, 
von einem Misserfolg zum nächsten zu kommen, 
ohne dabei seinen Enthusiasmus zu verlieren.
(Winston Churchill)

Mein Anspruch ist es ja, dass meine Leser mehr wissen, dass ihnen Politiker oder Medien mithin nicht auf der Nase herumtanzen. Wenn in Deutschland von Eingangs- und Spitzensteuersatz (14% bzw. 45%) gesprochen wird, dann meint das den Grenzsteuersatz. Nun, was heißt das eigentlich? Der durchschnittliche Bildzeitungsleser wird wahrscheinlich antworten, dass der Einkommensmillionär 45% an Steuern auf sein Einkommen zahlt und sich damit einverstanden erklären. Das ist natürlich totaler Quark, aber sagen tut ihm das keiner, denn sonst würde er wahrscheinlich vor Zorn mit dem Knüppel auf die Straße rennen [deadhorse]. Um es zu relativieren, würde man stichprobenartig die 631 Abgeordneten des deutschen Bundestag zur Erklärung der deutschen Einkommensteuer befragen, dann würde man nicht viele brauchbare Antworten ernten, und auf sicher gar keine, wenn man nach der steueroptimalen Lösung fragte. Dazu muss man etwas weiter ausholen.

#KW47, #5x Mohnkuchen
#5x Baguette, #SPON.de-Hase
Wir haben also in Deutschland diese zwei extremen Steuersätze (genau genommen drei, als der Spitzensteuersatz sich nochmal splittet) und dazwischen gibt es so Zonen, die sich über eine Formel konstituieren, sowas wie eine Steuerstaffelung sozus., und einen Grundfreibetrag (8354€), ab dem der Eingangsgrenzsteuersatz beginnt. D.h., erst für jeden weiteren Euro, den ich über einem Bruttojahreseinkommen von 8354€ verdiene, fließen 16 Cent in die Staatskasse. Und das passiert solange (mit linear-steigendem Grenzsteuersatz durch die Staffelformel ), bis ich die letzte Zonengrenze erreiche (ab dann bleibt's sogar konstant). So gibt es letzlich also vier Staffeln, ab dem ein neuer Grenzsteuersatz gilt, also nochmal, nur jeder mehr verdiente Euro ab und in der neuen Staffel führt dann zu (prozentual) erhöhten Staatsabgaben für diesen Euro! Im Umkehrschluss heißt das wiederum, erstens, wenn der Grundfreibetrag erhöht wird, der Eingangsgrenzsteuersatz gesenkt oder die Werte in der Staffelformel gesenkt werden, dann kann das den Niedrieglohnverdiener und den Einkommensmillionär gleichermaßen freuen![thankyou] Und das ist übrigens auch ein Grund, warum sich in Deutschland konservative Politik so großer Beliebtheit erfreut, der durchschnittliche Bildzeitungsleser versteht es einfach nicht. [wtf]Der deutsche Einkommenssteuertarif ist alles, nur nicht gerecht, oder konkreter gesagt, er schafft Ungleichheit. Zurück zu zweitens, das führt also zu einem degressiv steigendenden, also konkaven Verlauf des Durchschnittssteuersatzes. Was wäre also jetzt die optimale volkswirtschaftliche Lösung?

Nun, jetzt kommt eine Lösung, die ihr als Politiker nur sagen könnt, wenn ihr euch wirklich sicher seid, dass sich die Mehrheit tatsächlich der Logik eines Grenzsteuersatzes nicht bewusst ist. Der Verlauf des Durchschnittssteuersatzes müsste ein regressiver sein (d.h. fallend [shocked]), das wiederum heißt, mit jedem Euro, den wir ab der bestimmten Staffel (würde man sie behalten) mehr verdienen, müssen wir für eben jenen Euro bis zur nächsten Staffel (prozentual) sogar weniger an Steuern zahlen (Ø-Steuersatz sinkt) . Das führte ganz automatisch dazu, dass die Menschen nicht wie heute ("Generation Y"-Klischee) Arbeit durch Freizeit substituieren, sondern ganz im Gegenteil, sie würden den Faktor Arbeit ausdehnen und ihre Freizeitpräferenz deutlich senken. Und damit es nicht nur gerecht ist, sondern auch so klingt, könnte man die jetzigen Spitzengrenzsteuersätze von 42% auf 90% (zB: ab 100.000€) bzw. von 45% auf 95% (zB: ab 1.000.000€) erhöhen, das würde den Gini-Koeffizienten auf sicher senken und damit auch die Ungleichheit. Logischer Weise müssten die Personengesellschaften dann aus dem Konstrukt der Einkommenssteuer ausgelagert werden und ein ähnliches wie Kapitalgesellschaften bekommen. Also, Leser dieses Blogs können Grenz- und Durchschnittssteuersatz voneinander unterscheiden!

Kack-Wissen der Woche: Ich bin exakt so groß wie Adolf Hitler und meine Namensinitialen sind "SS". Irgendwas muss da falsch gelaufen sein [shame] 

Youtube-Track der Woche: Danceheat - Can we believe

Dienstag, 4. November 2014

"Mir platzt hier gleich die Galle" (Tim Mälzer)

 "Es ist schwer, die Sache schön zu reden, 
wenn man morgens vor dem Spiegel steht".
(Dirk Thiele)
©paolo-calleri.de
Vielleicht hätte er besser vorher
Shinzo Abe um Rat fragen sollen..
Eine Wutrede. Jeder, den weder Wirtschaft noch Politik mit Begeisterung zu erfüllen wissen, der mag diesen Beitrag entspannt überspringen. Ausgangspunkt dieser Rede war der folgende Zeitungsartikel mit dem Titel 'Wer Geld zur Bank trägt, muss dafür bezahlen. Wie die EZB die Altersvorsorge ad absurdum führt', d.h. zu Deutsch: einmal zum Ende eines jeden Monats kommt eine Maus in die Bank und knabbert ein bisschen was von meinem Käse Geld ab. Das macht sie solange, bis eines Tages kein Käse Geld mehr dort vorrätig ist. "Mich macht das gerade wirklich fuchsteufelswild" (Tim Mälzer). Wie kam es dazu, dass martialische Mäuse die hiesigen Bankfilialen zu plündern erwünschten?

Um die Welt einfach zu halten, das Problem aber sachgerecht herzuleiten, sei eine Reduzierung auf die entscheidenen Verbrecher Köpfe vorgenommen. Da gibt es also diesen Italiener, Mario, der kurz davor ist in seinen neuen Palast Finanzturm in Frankfurt
©janson-karikatur.de
umzuziehen. An seiner breiten Fensterfront gedenkt er eine Hand voll Bazooka's zu platzieren, mit denen er ganz viel Geld auf die einzelnen Staaten der Eurozone zu schießen beliebt. Sagen tut er das wie gesagt nicht, weil es gegen geltendes Recht verstößt. Weil der Mario nicht doof ist, nicht zuletzt im toskanischen Florenz Finanzwissenschaften gelehrt hat, weiß er, dass er als Geldpolitiker keine Wirtschaftspolitik betreiben darf, so kauft er verfaulte wertlose Staatspapiere aus Ländern der südlichen Eurozone nicht am Primärmarkt, was er nicht dürfte, sondern am Sekundärmarkt. Das ist vergleichbar mit dem Dieb in Nachbar's Haus, der nicht durch die Haustür vorne, sondern hinten über die Terassentür eindringt und der damit von seiner Schuld freigesprochen würde. Unfassbar? Ja. Realität? Leider, ja. Was soll das?

Der Mario möchte, dass die Unternehmen in der Eurozone wieder mehr investieren, die bleiben aber gemein und tun ihm diesen Gefallen nicht, stattdessen lässt es sich z.B. Opel mehrere 100 Millionen kosten, seine Produktion in Bochum aufzukündigen, den Unternehmen ist es mithin egal, wieviel Euro-Banknoten, dass der Mario mit seinen Bazooka's  ins Land schießt, sie machen ihre Investitionsentscheidungen von strukturellen Erwartungen und Entwicklungen (Produktivität, Lohnstruktur, Energieaufwendungen) im jeweiligen Land abhängig, weil diese in der Eurozone schlechter sind, als in der globalen Peripherie, packen sie lieber ihre vier Sachen und "sind dann mal weg". Da die Mäuse den
©janson-karikatur.de
Käse das Geld von Onkel Mario zwar gerne mögen, aber nicht so schnell essen können, wie dass dieser auftischt, bahnt sich dieses durch Raum und Zeit in drei Quellen: 1. einige Banker stellen sich zu dem Turm in dem der Mario sitzt und werfen es ihm dorthin zurück 2. es findet in Immobilieninvestitionen sein zuhause und 3. auch Aktien freuen sich über dieses frische Geld. Die Punkte 2 und 3 sind wie der bunte Luftballon beim Kindergeburtstag, je mehr dass man ihn aufpumt, desto mehr steigt die Wahrscheinlichkeit seines Platzens, sicher ist nur: irgendwann wird er platzen! Dann werden viele Menschen sauer sein und auf den Mario schimpfen, während dieser sagen sich auf die Schulter klopfen wird: 'ich hab' auf mein Herz gehört, dessen Worte waren: du bist die letzte Lebensversicherung für dein Italien..' Genau damit aber gäbe er gleichzeitig die Antwort, warum der Euro nicht funktionieren konnte.

Anm: Der Autor hat Finanzwissenschaft bei Frau Prof. Weder di Mauro (erste Frau im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung (kurz: SRW)) an der Universität Mainz studiert. Das war Teil 1 der Rage-Serie. Im nächsten Teil folgen die Target-Salden.

Sonntag, 25. August 2013

Zwischen Tiger, Elefant und Pferd

Ein Sonntag wie jeder andere. Das mag der ein oder andere nicht selten denken. Warum ist das eigentlich so? Nun, wenn ich mir vormittags das Programm im ersten deutschen Fernsehen anschaue und das Ganze laufen lasse, dann drängt sich mir ein Verdacht auf. Tradition und die Bewahrung derselben, könnte ein etwaiges Empfinden begründen. So beginnt der Vormittag traditionell mit der "Sendung mit der Maus" - und da muss schon einiges passieren, dass dem nicht so ist - Olympische Spiele mithin reichen dafür nicht aus, um diesen Klassiker aus dem Programm zu verdrängen. Dann geht's weiter mit dem Presseclub, später folgt die 18-Uhr Sportschau, der Bericht aus Berlin, die Lindenstraße und sowieso geht nichts am Tatort vorbei. Und das geht schon seit Jahrzehnten so, ja, länger als ich denken kann oder geboren bin. Und das wird auch noch bei den Kindern, die ich nicht bekommen werde, so sein. Nichts lege mir ferner als das jetzt im Monolog zu diskutieren bzw. zu kritisieren, aber eine kurze Würdigung wird ja noch erlaubt sein. Verblüffend ist, dass dieses Programm einem Produkt gleicht, das einem von Kind an (Sendung mit der Maus) gefüttert wird, sein Leben lang begleitet, ehe man später lediglich die Menufolge (Tatort) abwandelt. Was z.B. an Süsswarenherstellern wie Ferrero breit verurteilt wird, dass sie uns durch gewieftes Marketing bereits als Kind auf eine Suchtreise einladen, die uns ein Leben lang das Leben versüßen soll, müsste an der ARD genauso kritisch beleuchtet werden. Gut, die deutsche opportunistische Doppelmoral ist allerdings auch eine tiefe Tradition. Was ich eigentlich sagen will, ich habe heute seit Ewigkeiten mal wieder die Sendung mit der Maus gesehen und fühlte mich sofort erinnert an vergangene Sendungen und eine gewisse Sympathie, die mir geblieben ist. Heute lief Janosch-Geschichte mit dem Tiger, dessen Entchen und dem Bär, die sich auf ihre Reise in ihr Traumland Panama begeben wollen. Eine tolle Geschichte - die, wie ich bei meinen Recherchen gelernt habe-, bereits verfilmt worden ist. Warum Panama? Das habe ich mich ernsthaft gefragt. Der Geruch von Bananen, okay, das ist überzeugend. Welches wäre mein Traumland? Ich war mir auch sofort sicher. Das, wo ich bereits lebe, Deutschland. Keine Zweifel. Und Deutschland ist reicher als nur der Duft von Bananen. Das schöne und für mich auch lehrreiche an der Janosch-Geschichte ist, dass auch die zwei (bzw. drei) am Ende zum Schluss gelangen, dass das Land, das sie nur unter einem anderen, noch nie betrachteten Blickwinkel sehen, ihre Heimat ist! 
Übrigens fand ich ja den Elefanten am tollsten und weil ich den so toll fand, habe ich auch einen als Kind bekommen. Natürlich erfreut der sich heute immer noch meiner Obhut, was aber gar ne so selbstverständlich is, als er schon sehr viele harte Situationen überstehen musste. So erinnere ich mich z.B. an einen Urlaub an der Mosel, wo ich für gewöhnlich auf der Hin- und Rückfahrt immer einen Schutzengel ernannt habe, der neben mir während der Fahrt sitzen muss, schlicht weil ich Autofahren sehr gefährlich fand. Zu meist wurde der Ele ernannt. Bei der Rückfahrt dann - so 30km nach einer Raststätte, wo Pause eingelegt wurde - plötzlich ein Schock! Der Ele war weg. Ausfahrt, anhalten, immer noch weg. Also 30km Autobahn zurück zur Raststätte und nach langem Suchen dann war er wieder da - so ist das Leben :) 
                                                        
Panama erinnerte mich auch noch an etwas anderes. Meine einzig selbst erworbene und letzte LP. "Hergestellt in Berlin" von Reinhard Mey. Der Grund für den Erwerb war ein Lied, das ich auf dem Weg nach Korsika immer wieder hören durfte - natürlich auch weil Reinhard Mey eine grandiose Stimme hat.
Tequila, Ron y Cocosnos
Calypso, Kaktus, Sonnenbrand
Bananas, bis das Ränzle spannt
Ich wollte immer mal nach Barbados
Doch bis Ostfriesland komm' ich bloß
Statt Rum zu trinken, häng' ich halt rum
Im Friesennerz auf Baltrum
Bemerkenswert ähnlich, auch hier eine Ode an die Bananen und am Ende steht doch die Heimat
~
Acer Scarlett in Krefeld
 Aus gegebenem Anlass noch ein kurzer Schwenk auf die andere Rheinseite nach Köln, wo derzeit - heute letztmalig - die Nerds den Stadtkern in Deutz bevölkern. Es ist Gamescom-Zeit. Damit möchte ich mich an dieser Stelle allerdings nicht weiter befassen. Mich hat etwas ganz anderes inspiriert. Bei einem Spiel, das ich mit großer
Helen Langehanenberg, als sie um ihre
 Olympiamedaille betrogen wurde
Leidenschaft verfolge, wenngleich auch nicht selbst spiele und nie gespielt habe, finden zur Zeit die Weltmeisterschaften um ein Preisgeld von 150.000$ statt, welches die besten 16 Spieler der Welt unter sich ausspielen. Halt nein, die besten 15 Spieler und eine Spielerin. Das hat mich erstaunt. In welcher Sportart kann eine Frau mit den Männern auf einem Niveau mithalten? Ich musste lange überlegen, ehe mir denn doch wenigstens eine Sportart einfiel. Reiten. Dabei blieb es allerdings auch. Zur Einordnung. Das Spiel, um das es sich dreht, heißt Starcraft II Heart of the Swarm. Ein Spiel, das gleichzeitig in Südkorea so etwas wie der Fussball in Deutschland ist. Nationalsport. Die Spieler sind Helden, verdienen viel Geld in Werkteams und trainieren 12 Stunden täglich in Teamhäusern mit Trainern und Teammitgliedern und maximal professionellen Bedingungen. Keine Frage, warum man unter den 16 Spielern fast ausschließlich Koreaner findet. Doch da ist diese eine kanadische Frau, Scarlett, die es sogar schafft sich in die Top 8 zu spielen und nur ganz knapp am Ende ihr 1/4-Finale unterliegt. Beeindruckend! Wie kann das sein? Beim Reiten, vermute ich, dass es kein Nachteil ist klein und leicht zu sein, der es Frauen ermöglicht konkurrenzfähig zu sein. Viel wichtiger ist das Pferd, auf dem Mann (Amazone) sitzt. Bei Starcraft II halte ich speziell drei Punkte für ursächlich: Maximale Konzentrationsfähigkeit, Fingerfertigkeit (sog. APM, Klicks pro Minute) und hohes (strategisches) Spielverständnis. Also Elemente, wo per se zunächst kein geschlechterspezifischer Unterschied auszumachen wäre. Und eines darf natürlich allgemein nie unterschätzt werden: hartes Training, jeden Tag!

Montag, 1. Juli 2013

Wissen, das die Welt nicht braucht - aber haben ist besser als brauchen..

Die Woche begann einstweilen sehr "aufregend". Gehen wir die Sache daher geordnet, sodann chronologisch an:
- Gwen. Das war der Name einer Dame, mit der ich heute ein kurzes Telefonat hatte und wo ich mir im ersten Moment nicht sicher war, ob das wirklich ein typischer Frauenname ist - oder ein beidseitig einsetzbarer Vorname. Dann fiel mir ein, ach ja, da gibt's doch diese Musikerin.. Dennoch, was heißt das eigentlich? Erstaunlicherweise bestätigte mich die Allzweckquelle, als es dort wie folgt heißt: "weiblicher (selten: männlicher) Vorname walisischen Ursprungs, der „weiß“ bedeutet. Hey, dachte ich mir, du hast - zumindest namentlich, mit einer engelsgleich assoziierbaren Frau telefoniert. Kann man mal so stehn lassen.

- Sabine. Das ist der Name einer deutschen (Rasen-)Tennisspielerin, die nicht unweit von Köln geboren ist. Überraschend hat sie heute die #1 aus dem Wimbledon-Turnier befördert bzw. degradiert. Es war spannend und nicht zuletzt lehrreich, denn selbst wenn du auf den Gedanken kommst, Ahnung von Sport zu haben, genieße es, aber wette besser nicht.


- Mai Tai. So hieß der Cocktail, den ich gestern am Strandbad vis a vis zu Kaiserswerth getrunken habe. Tolles orangen-mandelhaltiges Aroma. Auf ein Wiedersehen. Denn: Ausnahmen dürfen die Regel bestätigen. Übrigens, meine schnelle Blogquelle Wikipedia weiß dazu, dass der etymologische Ursprung „nicht von dieser Welt – das Beste“ bedeutet, was ich am praktischen Beispiel nicht widerlegen kann.


- Gesellschaftliche Ambivalenz - oder: Bestätigung des Armuts-Reichtum-Bericht. So, oder so ähnlich, heißt das, das ich allwöchentlich - vor allem Wochenende, wenn ich den Rhein entlang von Büderich über Lörick bis Oberkassel und durch selbiges Viertel laufe. Ich bewege mich entlang von grenzenlosem Reichtum. Gemeint sind die sündhaft teuren Häuser - naja, nennen wir sie gleich Villen, mit dem unfassbar schönen Rheinblick, die Autos der Marken Porsche, Audi oder Mercedes, die sich reihenweise wiederholen und die Oberkasseler Tennisclub-Gesellschaft, ein sehr elitär wirkender Kreis. Und wenige Meter davon entfernt, unmittelbar daneben, an den Bahnübergängen, wenn ich einen kurzen Blick in die Linie U75 (->Neuss) werfe, sehe ich Menschen, die allenfalls von so einem Leben träumen können.

- KW 27. Das ist nicht mehr oder weniger, als die aktuelle Woche dieses Jahres, an der wahrscheinlich mein ganzes Leben hängt. Bei einer großen Wirtschaftsberatung in Münster - der reinste Wahnsinn, in etwa wie gut, besser, am besten, dort - darf ich mich präsentieren. Der Druck ist so groß, in etwa wie splitternackt mit dem Rücken an einer kahlen, weißen Marmorwand zu stehen und eine Asphaltwalze auf einen zufahren zu sehen. Erdrückend. Immerhin, nichts zu verlieren.

- Mädchen ohne Name. Das Wetter war heute Nachmittag sehr angenehm. Einfach mal wieder schön. Sonnenschein, wenig Wind und so, ihr kennt das ja! Gemütlich also wollte ich die letzten 4km auslaufen, als mich eine Schülerin, die ich nicht weiter beschreiben kann, mit ihrem Rad überholt. Ein gutes Tempo fuhr sie. Nicht zu schnell, allzu verlockend irgendwie. Also sagte ich mir, friss oder stirb, da läufst du jetzt ran und bleibst dran - irgendwie. Gesagt, getan. So lief ich 3!km in einem Tempo +/- 20km/h, wirklich der reiste Wahnsinn. Meine Lunge konnte man vermutlich, trotz der vorbeifahrenden Autos, kilometerweit in den Wald hinein hören. Meine Herz pumpte am Anschlag. Meine Beine bewegten sich stakkatoartig und in der Länge gemessen, einem Spagat gleich, damit ich im Windschatten bleiben konnte. Doppelter Wahnsinn. Am Ende der 3km, als ich an einer Ampel abbiegen musste, war ich dennoch erschöpft, aber gleich auf. Die Lehr von der Geschicht': Wenn du einen Mentor hast, der den Takt vorgibt, dann kannst du Leistungen erbringen, die du zu träumen nie gewagt hättest. Also vertraue ihm und du wirst dich belohnen!

Montag, 3. September 2012

Von deutschen Landesfinanzpolitikern als Robin Hood's und tödlichem Zucker

Na sowas. Jetzt titelt der Spiegel auch schon Zucker töte uns. Nanana, wer wird denn gleich.. formal klang das so: "Jetzt haben Forscher einen Verdacht: Nicht Fett, nicht  zu  wenig  Sport  seien  Ursachen,  verantwortlich  sei  ein  Stoff  namens C12H22O11 – Zucker. Süchtig machend, überall enthalten: Zucker als Volksdroge." Da zieht es einem doch die Socken aus den Schuhen. Komme ich doch kurz überschlagen auf einen Zuckerkonsum von round about 82 Kilo per annum - zugegeben das ist viel - immerhin sogar 44% mehr als die "dicken" Amerikaner im Average konsumieren, von den Diabetes vorzeichen, Übergewicht, Blutzucker und -Insulinvolatilitäten merke ich gleichwohl herzlich wenig. Wieder mal Wissenschaft a la Pippi Langstrumpf? Mach die Welt wie sie mir gefällt. Naja, nun mögen die Statistiken nicht alle lügen, mit denen der Wissenschaftler argumentiert, dennoch scheint ein deduktives Herleiten von Ergebnissen nicht lückenlos zu überzeugen, mithin mit mir zu kongruieren. Es schmeckt doch eher nach einer Ode an die Bewegungsfaulheit. So dann warte ich also vorerst weiter auf meinen Zuckertod.

Achja, apropros Ode, da war doch noch was bemerkenswerteres. Frau Justizministerin Leutheusser-Schnarrenberger kündigte an Steuersünder CD-Ankäufe zu verbieten. Empörung in der Peripherie türmte sich auf. Zu Recht? Wenn Entwicklungshilfepolitiker jetzt die HM's und Zara's des Landes plündern und die Klamotten an arme "Folks" verteilen, macht es Sie dann zu Helden? ... Ein Hoch also auf die letzte liberale Bastion in der deutschen Politik!