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Mittwoch, 16. September 2015

Geheimtipp: Argentarius 'Vom Gelde‎'

 "Wie die beste Frau diejenige ist, von der man am wenigsten spricht."
(aus: Argentarius - Vom Gelde‎)

Docendo discimus, oder: wer andere belehrt, lernt selbst. Wenn ein Buch die Welt 100 Jahre später beschreibt und damit goldrichtig liegt, dann muss es ein beachtenswertes Werk sein. Argentarius Lehre vom Geld aus dem Jahre 1921, das in zwölf Briefen an seinen Sohn, der übrigens wie er Banker werden möchte, abgefasst ist, gehört zu dieser Bücher-Gattung. Er liefert Thesen, die den Geistigen dazu betüchtigen, Antworten auf aktuelle Fragen des unseren Weltgeschehens 2015 geben zu können. Diese Antworten sind gleichermaßen bestechend scharfsinnig wie einfach - auch für Nicht-Ökonomen und -Finanzwissenschaftler - nachvollziehbar beschrieben. Genial dazu, teilweise gebetsmühlenartig, der ausgewogene Wechsel aus schwarzem Humor, sachlicher Kritik und wissenschaftlichbezogener Sprachkunst, wenn er bspw. von "Überfütterung des Kapitals" oder "kapitalistischer Inzucht" schreibt.

Was ist Geld? Wieso ist Griechenland, überhaupt europäische Peripherie, verschuldet? Welche Effekte hat Inflation (Geldmengenwachstum)? Welche Funktion hat der Zins? Welche Gleichgewichtsmechanismen herrschen zwischen Geld- und Gütermarkt? Welches Verhältnis besteht zwischen den beiden Märkten? Was sind staatliche und natürliche Geldschöpfung? Oder: was ist gutes und was schlechtes Geld? Interessante Zusammenhänge, die viele Aha-Momente mitbringen und eine wahre Freude für den Geist sind, das, und nicht weniger ist Argentarius 'Vom Gelde‎'. Wer seine aufgezeichneten Gedanken auch teilen möchte, kann dies kostenlos hier in gut 40 inspirierenden Seiten tun.

Spoiler
 
"Wer da hat, dem wird gegeben" (Mein ganz persönlicher Favorit)

"Der Verfall seiner Währung ist wohl das größte Unglück, das ein Volk treffen kann. Selbst ein verlorener Krieg bringt ihm nicht so schweren unmittelbaren Schaden."

"Und das Geld ist nichts anderes als ein attestiertes Recht. Geld verkörpert den aus einer Leistung entstandenen Anspruch auf gleichwertige Gegenleistung. Das heißt nichts anderes, als dass man ihm durch die Geldvermehrung einen Teil der Gegenleistung, die er sich mit seiner Arbeit verdient hat, gewaltsam genommen, dass man ihn bis zu einem gewissen Grade enteignet hat. Das Geld ist ein Recht und soll kein Unrecht werden. Darum darf der Staat sich niemals die Freiheit herausnehmen, Geld nach Willkür schaffen oder vernichten zu wollen, denn er schafft oder vernichtet damit wohlerworbene Ansprüche auf Güter." 

"Auf eine knappe Formel gebracht: Der Staat schafft, indem er Geldzeichen ausgibt, kein neues Geld, sondern er besteuert den einen Teil der Bevölkerung zu Gunsten des anderen. Richtiger ausgedrückt ist es ein brutaler Akt von Enteignung."

"Wert des Geldes = Wert der Leistung"

"Wir kommen also zu dem Ergebnis: Das Geld trägt keinen Wert in sich selbst, sondern gewährleistet nur den Anspruch auf einen bestimmten Güterwert. Und auch dieser Güterwert ist keine feststehende Größe, sondern schwankt mit der Menge des umlaufenden Geldes. Jedes Geldzeichen verleiht seinem Inhaber ein Anrecht auf einen Teil des jeweiligen Vorrats an Marktgütern. Existieren wenig Geldzeichen, so geht der Gütervorrat in wenig Teile, jeder einzelne Teil ist also wertvoll. Existieren viel Geldzeichen, so gewährt jedes von ihnen nur das Anrecht auf einen kleinen Teil des Vorrats, verkörpert also einen geringfügigen Wert."

"Wirkliches Geld entsteht infolge eines ganz bestimmten wirtschaftlichen Vorgangs und hat stets eine Leistung zur Voraussetzung. Es ist identisch mit dem Rechtsanspruch auf die ausstehende Gegenleistung.".

"Der Staat kann existierendes Geld, umlaufende Güterbezugsrechte, nicht vernichten, sondern es wiederum nur auf andere Personen übertragen, also die Besitzrechte umschichten." 

"Es kommt also nicht darauf an, wie oft und wie schnell das Geld umläuft, sondern darauf, ob es "im Nutzlauf' oder "im Leerlauf' zirkuliert. Bringt der Bauer Getreide zu Markt, oder liefert der Handwerker seine Arbeit ab, so ist die Geldbewegung, die dieser Vorgang auslöst, Nutzlauf. Verkauft aber ein Spekulant Aktien, oder vermittelt ein Häusermakler den Besitzwechsel einer Villa, so handelt es sich um einen Leerlauf des Geldes."
 
 "Wer viel leistet, zu dem kehrt das Geld schnell, wer wenig leistet, zu dem kehrt es langsam zurück."

"Der Zins ist weiter nichts als die Prämie, die man den Inhabern ruhenden Geldes dafür gewährt, dasssie den im Gelde verkörperten Güteranspruch, den sie selbst bis auf weiteres nicht geltend machen wollen, interimistisch an Dritte abtreten, die ihn sofort auszunutzen beabsichtigen."

"Die Einführung des Zinses, d.h. der Leihgebühr für ruhende Güteransprüche, in die Wirtschaft ist ein höchst raffiniertes Mittel, mit dem man die Geldbesitzer zwingt, die Güteransprüche, die sie besitzen, sofort auszuüben oder ausüben zu lassen, und so eine Nachfrage am Markt zu erzeugen, die sonst fehlen würde. Er bestimmt Tempo und Richtung der Produktion und stimmt Erzeugung und Verbrauch auf einander ab." 

"Man schlägt auf den Sack und meint den Esel."

"Die Banken hätten es in der Hand, die ihnen zur Verteilung überlassenen Güterbezugsrechte in solche Kreise zu leiten, die nicht an der Verstärkung des Proletariats mitwirken. Sie könnten den gewerblichen Mittelstand und das Handwerk fördern und dadurch dem rasenden Wachstum des Großkapitals Grenzen setzen."

"Bei uns wird zu viel geschwatzt und zu wenig gedacht."

"Jede Note und jedes Giroguthaben, das auf diese natürliche Weise entsteht, ist gutes,
gesundes Geld. Und jede Note, jedes Giroguthaben, das vom Staate oder einer Bank willkürlich geschaffen wird, ist überschüssiges, schlechtes Geld. Schlechtes Geld ist so ziemlich das größte Unglück, das ein Volk treffen kann. Freilich, die unheilvollen politischen und wirtschaftlichen Kriegsfolgen bleiben für lange, lange Zeit bestehen, die Geldentwertung und ihre Wirkungen dagegen gehen vorbei oder werden wenigstens in einigen Jahrzehnten nicht mehr in ihrer ganzen Schwere empfunden; der Enkel des Mannes, der heute enteignet worden ist, wächst als Proletarier auf und meint, es müsse so sein." (Einfach nur herrlich, aber genug geteasert)

Freitag, 19. Dezember 2014

Triggernder Jahresrückblick ☟

"Die Katze lässt das Mausen nicht."
(Dirk Thiele)
©Allianz-Arena: harry-j-bauer.de
©Olympia-Eröffnungsfeier: Spiegel Jahresrückblick
©Airport: Stuttgarter Zeitung
I. Quartal. Der Jahresstart begann furios: pitschnass zu einem Bewerbungsgespräch erschienen und wenige Tage später ein attraktives Jobangebot bekommen, von Modelagentur bis Bundesverwaltungsamt über Statistisches Bundesamt, unschätzbare Bewerbereinblicke/-erlebnisse, mithin wertvolles Vertrauen, geschenkt bekommen und nicht zuletzt drei Tage vor Arbeitsantritt die Führerscheinprüfung gewuppt. Pure Dankbarkeit. Über "Sochi" ging es anschließend zunächst nach München und inzwischen tief verwurzelt nach Stg - zugegeben, mit Bedenken, aber, wenn heute da oben bei mir der Sprachfilm "S2 nach Filderstadt. Nächste Station: Filderstadt " abläuft, dann spricht eine positive Assoziation, die da five facts emotional tangiert. Feierabend. Fürstliches Luxusappartment. Laufen. Blog. Essen. Pure Vorfreude.   
II. Quartal. 07:16:07h mussten vergehen, ehe ich 94,39km an Wettkampfdistanz zurückgelegt hatte. Vom Düsseldorfer Rheinufer ging es weiter entlang des Niederrheins, erst nach Meerbusch, ehe in Duisburg, wo die Ruhr das Zusammentreffen bereicherte, der zweite Marathon 2014 die erste Saisonhälfte beschließen sollte. Wiederholungswürdig in 2015.
©Super-Mario: Gribaudi
©Mario Götze: Spiegel Jahresrückblic
k
III. Quartal. Götze euphoriesiert Republik - ein formidables Turnier. Ganz großes 'Danke schön!' noch einmal an TCS, die mich großzügig mit der Teilnahme am Berlin Marathon beschenkten. Lasst mich in dem Kontext einen kurzen Gedanken vorausschauen; "Now you're in New York. These streets will make you feel brand new. The lights will inspire you", klingt für 2015 so schlecht nicht, aber genug der Träume. 
IV. Quartal. Baby-"Euli" hat meiner kleinen Welt wirklich gut getan, stets artig, zuverlässig und zuvorkommend, hat sie sich zu meiner sehr geschätzten Assistentin gemausert. Sie ist und bleibt die aktuelle und mondäne Grand Dame des deutschen Tennissports, Angelique Kerber, eine echte Kriegerin, die obschon die Karten beim Fed Cup Finale eindeutig für Tschechien standen, mit ihrer beeindruckenden Kämpfernatur und burschikoser Emotionalität aufwahrtete. Riesen Respekt! Kaum war ich eine Stunde angekommen, schlüpfte ich gestern direkt in Laufschuhe/-gewand, um mich ins so sehr geliebte Düsseldorfer "Bonsenviertel" (wahres Klischee), wie es einige nennen, zu stürzen, als es für mich vielmehr den deutschen Winternight Boulevard, inkl. erlebbaren Rodeo Drive, symbolisiert. Willkommen Weihnachtsstimmung! War sonst noch was? Achja, 45,7kg [15,27].   Ihr 4kg, wo seid ihr? 
Klare und selbstkritische Worte: das ist nicht gesund. Dennoch ist die Zahl auch Ausdruck der extrem harten Trainingswochen, immerhin seit November deren 16,5h [wöchentlicher Ø] und das kann ganz schnell Substanz von drei, vier Kilos kosten. Fünf Monate verbleiben mir indes bis zum dritten Marathon-Start am Rheinufer, um die Zahl wieder nach oben zu korrigieren und bis dahin werde ich liefern. Zur Ehrlichkeit gehört auch, dass ich es mir nach der langen Wettkampfsaison verdient habe, mal wieder für ein abgestecktes Zeitfenster wie ein fliegender Engel fühlen zu dürfen - ich liebe es-, und wahr ist auch, dass Dünnsein bis zu einem gewissen Grad ein legitimes Lebensgefühl ist. 

Montag, 15. Dezember 2014

In einer Welt voller P's..

"Es sind doch auch die kleinen Brötchen, 
von denen man satt wird. 
Man darf nur die Krümel nicht unter den Tisch fallen lassen."
(Meine Parömie des Jahres 2015, als es authentischer nicht sein könnte; 
das Mähdrescher-Prinzip ist nicht das Gebot der Zeit, 
©The Idealist
vielmehr lässt sich aus der Konzentration auf kleine, wohl aber feine Pretiosen gewinnen, die nicht weniger auch der Produkt-Wertschätzung Rechnung tragen)

In meinem Wochenrückblick münden alle TOP's in einem Dreh und Angelpunkt, der sich im Glücksrad-Soziolekt "P wie Paula" kulminieren lässt. Meiner persistenten Philomathie geschuldet, werde ich gleich auf deren drei Mediathek-Videobeiträge rekurrieren, denen überdies der Charakter eines Pamphlets gemein ist.

#1 Primark: Die Kollegen des WDR widmeten sich in einer
©sportonline-foto.de
10Sek haben mir am Ende im Duell gefehlt,
muss man mit Respekt drüberstehen..
45minütigen Reportage (hier) dem "Phänomen Primark". Aus Marketing-Sicht erkennen sie zu Recht die Genialität des Konzepts, sich auf Blogger und/oder Youtuber zu fokussieren, denn die erreichen authentisch die Zielgruppe und das zu verschwindend geringen Kosten pro effiktiven Werbekontakt. Das ist in der Tat modern. Das Massengefühl vermag ich nicht valide zu begründen, als ich selbst noch nie einen Primark-Shop betreten habe, die Thesen jedoch, dass dort "Putzlappen-Qualität" im Shirt-Segment verramscht wird, Nachhaltigkeit mithin nicht gegeben ist, klingen glaubwürdig. Wer persönliche Erfahrungen hat, möge die gerne kundtun.

#2 Pralinen-Paradies: Sie sind das puerile Schlaraffenland schlechthin, ein preziöser
@work
Begleiter in jeder Lebenslage und konstituieren sich aus profunden Geschmacksschichten, die Pralinen. Grund genug für den Vorkoster des WDR's, Björn Freitag, sich dieses Penchants (hier) mal genauer anzunehmen. Auf die Frage, warum Georg Bernardini 150kg Schokolade getestet hat für seine "Bibel" und dabei nicht pyknische, also korpulente Formen annahm, antworte er lapidar: "Sport, einfach nur Sport!". Recht hat er. Oder wie Lebwoski sagen würde: 'Du Pasquino!'. In jedem Fall bleibt es meine Lieblingsreportage im deutschen Fernsehen..
 
#3 Prävalenz: In der 3Sat-Reportage "Dicke leben länger" (hier) wird das Thema 'Pimelose' auf einer forschungstechnischen Ebene analysiert, indem sowohl aktuelle Erkenntnisse aus genetischer als auch aus medizinischer Sicht beleuchtet werden. Ganz amüsant fand ich das Experiment einer genetischen Manipulation zweier Mäuse, wobei beide dasselbe taten und aßen, doch während die eine rank und schlank blieb, wurde die andere adipös. Gemein, aber witzig, iwie! Mir gefiel zudem die implizite These, dass es ganz individuell darauf ankommt, was die innere Sprache einem sagt, fühlt es sich mental und physisch gut an, bin ich mit mir selbst im Reinen, da in mir ruhend und vollkommen psychovital, mithin also, dass der Aussagegehalt eines BMI-technischen Über-/Untergewichts überflüssig und irreführend ist. Sehenswert. 

#4 Pisstorius: Der unter Panplegie leidende Oscar P. sieht sich nun doch noch eines
©The Idealist
Berufungsverfahren entgegen, als er zuvor nicht wg. Mordes, sondern wg. Totschlags verurteilt worden war. Das südafrikanische Gesetz besagt, dass "ein Angeklagter wegen Mordes verurteilt werden müsse, wenn er vorhersehen haben könne, dass er mit seinen Handlungen jemanden zu Tode bringen könnte und sie trotzdem fortgesetzt habe", nun da er in seiner Abbitte beteuert, er habe auf einen Einbrecher geschossen - wir alle wissen, es war seine Freundin Reeva S.-, mag so recht niemand verstehen, wieso er nicht wg. Mordes verurteilt wurde; Schulen sind in Deutschland der Ort der Bildung, in Dortmund steht derzeit das Fußballstadion des Spektakels und Gerichte sind der Ort der Gerechtigkeit. Nun, was haben also diese drei Ortsvergleiche mit der Wahrheit gemein? Richtig: Nichts! Was bleibt: Ein skeptischer Pantragismus - und das ist kein Schenkelklopfer.

#5 Peroration: Als promethischer Krieger werde ich mich neben dem Laufen in 2015 an
#mirmirmir
einer Promotion versuchen, als mich dieser Traum seit meiner Kindheit verfolgt, da wir u.a. in Urlauben Friedhöfe überquerten und mir die wenigen Grabsteine, wo ein "Dr." stand, etwas Besonderes vermittelten und ich mir das auch ganz doll wünschte. Weil große Ansprüche großer Anstrengungen bedürfen, die sich wiederum nach viel Energie sehnen, habe ich mir ausgemalt, 150kg Baumstämme sind logistisch etwas problematisch, aber abzgl. der 0, d.h. 15kg, wären doch schon mal ein guter Anfang - für nicht einmal 35€, da sage ich: das läuft! Einen Schelm der Böses dabei denkt, hab ich noch: wenn der Brite von "die out" oder "die away" spricht, meint er gemeinhin "schmaler werden", würde er sich leicht versprechen und "die" oder "die off" sagen, dann tja, die Interpretation der Pointe überlasse ich euch..

Donnerstag, 30. Oktober 2014

More than a book ☝

 "Schreiben ist wie küssen, nur ohne Lippen." (Leo)
#Gut gegen Nordwind,
#Daniel Glattauer,
#schenkt Liebe an Weihnachten,
verschenkt dieses Buch!
©Amazon (eigene Darstellung)
Suchtfaktor hoch, gefälligst? Bitte schön!
Sucht euch einen Tag der letzten Woche aus, da ich Amazon-Warehousedeals (Anm.: ich pflege es Bücher nur als B- oder Gebrauchtware zu erwerben) zur Entdeckung eines 'neuen' Buches ersuchte. Kurzum steuerte ich also im Menu links "Bücher" an und klickte mich durch die ersten 20 Seiten, bis ich bei einem Buch mit dem nüchternen Titel "Gut gegen Nordwind" einkehrte, warum, kann ich rational nicht einmal begründen. Es sollte sich jedoch als Geniestreich herausstellen. Drei schlagende Sofortkauf-Argumente: 1. Autor: Journalist (obwohl Österreicher! [biggrin]) 2. Genre: Liebesroman 3. Bewertung: ★★★★✫ 

Wenn mir just vor 10 Jahren jmd. gesagt hätte, es würde eines Tages eine Protagonisten, noch dazu mit dem zierlichen Namen Emmi, in mein bescheidenes Leben treten und mir Johanna (Anm: die Päpstin) aus meinem Herz stehlen, um den ihren Platz einzunehmen, ich hätte geantwortet: Unmöglich! Niemals... jetzt sitze ich also doch da und stelle mir die Frage, wie und ob es möglich ist, sich in eine fiktive Gestalt, rein physikalisch betrachtet sogar nur auf Papier gedruckt, zu verlieben, wenigstens aber große Sympathie aufzubauen? Nein, mehr noch, die Frage ist schon nurmehr von rhetorischer Natur, als ich gerade zu bedauere, dass Protagonisten aus Büchern nicht real werden können - oder umgekehrt, ich nicht fiktiv in die Geschichte eintauchen kann. Wenn es eine Tragik gibt, dann diese. Nun, wovon redet er eigentlich, könnte man jetzt fragen und dann könnte ich antworten: von einer Frau, die es stets versteht ein freches Contra, rhetorisch hochbegabt, zu erwidern und einen dabei doch zum Lachen zu bringen. Goschert, und doch galant, eine Spitzbübin eben. Ein Mensch, der wie ich Dialoge sehr schätzt, ja, sogar liebt, wenn sie aus einem Reservoir an hohem sprachlichen Anspruch und Vielfalt derselben schöpfen, der muss sich in Emmi und diese Geschichte verlieben... Appetizer, jetzt? Gerne!
  • "Mia ist 34, bildhübsch, Sportpädagogin, lange Beine, super Figur, kein Gramm Fett zu viel, dunkler Teint, schwarze Haare. Einziger Nachteil: Vegetarierin (...)" [ba_devil]
  • "Und sie ist absolut ungewollt in ein Single-Dasein geschlittert. Ein typischer Fall von Beziehungsfehlsteuerung in jungen Jahren. Man lernt mit neunzehn einen Mann kennen, außen ein Adonis, ein Testosteron-Paket, ein richtig praller Sex-Koffer. Innen: hohl, vor allem in der Gehirngegend."  [ba_dance]
  • "Sie hat gesagt, siehst du, Emmi, genauso einen Mann hätte ich gerne, einen, der lieber eine E-Mail von mir haben will als Sex"
  • "Wie heißt der Film, in dem es Kröten regnet, oder Frösche (...)? Kennen Sie den zufällig?"  Nun, da diese Frage im Buch nicht beantwortet wird, gebe ich sie, als es doch einer meiner absoluten Favoritenfilme ist: Magnolia!
  • "'Familienidylle' ist ein Oxymoron, ein Begriffspaar, das einander ausschließt: entweder Familie oder Idylle." 
  • Anm.: Nach dem Portugal-Familienurlaub... "Fiona (Anm.: die 16jährige Schwiegertochter von Emmi) wird nach Portugal auswandern und den Surflehrer heiraten. Sie ist nur noch einmal rasch mit uns heimgeflogen, um ihre Sachen zu packen. Glaubt sie." [ba_fu]
  • "Wer alten Zeiten nachtrauert, der ist alt und trauert."
  • "Musik ist Leben, solange sie erklingt, stirbt nichts für immer"
  • "Dort holte sie mich von der Arbeit ab. Dort wartete sie vor, nach oder statt dem Frühstück auf mich. Dort wünschte sie mir am Ende eines langen gemeinsamen Abends gute Nacht."
  • "Man soll nie ans 'Verlieren' denken. Schon beim Denken daran verliert man."
  • "'Im Nachhinein erlebt man oft Möglichkeiten, die von vornherein niemals welche gewesen wären'. Kurzum: Alles ist eine Möglichkeit. (...)" "Ich mag das, wenn sie so reden. (Vielleicht weil es meine Worte sind)." [cuties]
Greift großzügig in den Bonmots-Korb und nehmt euch, was ihr braucht. Es ist für jeden was dabei. Was sagen eigentlich andere über das Buch? "Ein hinreißender Roman über Liebe, die Literatur und den Leichtsinn." (Deuticke) und "...einer der zauberhaftesten und klügsten Liebesdialoge der Gegenwartsliteratur..." (Spiegel) - einfach authentisch, wie dieses reichhaltige Meisterwerk an sich. Was sage ich zum Ende? (ohne zu spoilern) Er hat alles richtig gemacht, zumindest hätte ich es genauso gemacht... ❤❤❤❤❤

Freitag, 20. Juni 2014

"eudaimonía" ♣

"Glücklich ist, wer erkennt, dass er auch unglücklich sein darf"
(in Anlehnung an den folgenden Beitrag, #Zeit Wissen, 04.2014)

Heute möchte ich auf zwei großartige philosophisch-psychologische Artikel rekurrieren, die ich kürzlich in der aktuellen Zeit-Wissen-Ausgabe las und von denen ich überzeugt bin, dass sich jeder von uns täglich damit beschäftigt, da er es will - oder muss. Meine Ausgangsthese ist, warum ich trotzdem glücklich bin. "Träume, Ziele, Idealvorstellungen erfüllen aus psychologischer Sicht einen wichtigen Zweck: Sie geben uns Orientierung und motivieren uns". Auch wenn wir unsere Träume wieder verwerfen - z.B. aus Vernuft und Machbarkeit - "richten wir unsere Aufmerksamkeit und psychische Energie auf neue, aber inhaltlich verwandte Träume". (Wrosch-Theorie) "Manche Träume bleiben uns als bittersüße Sehnsüchte erhalten", "bitter, weil sie utopisch sind. Süß, weil sie mit schönen Gedanken verknüpft sind und uns erlauben, das Ersehnte auf der Imaginationsebene zu erleben. Wir versetzen uns sogar gezielt in Sehnsucht, etwa indem wir Musik hören (...). Anstatt utopische Träume zu begraben, verewigen wir sie in unserer Fantasie." (Brigitte Boothe) Ich nenne das: passives Glück.

"Die gute Nachricht (also) lautet: Glück ist noch möglich, das Abendland bleibt bestehen, und wir werden weiterhin nach Liebe suchen. Wir müssen an keinen Gott glauben, wir brauchen nicht zu heiraten, (...)" - puh, na da bin ich aber schon mal erleichtert. Zweite These: "Individualismus ist zum Zwang geworden". "Das Individuum wird paradoxerweise zur Anpassung gedrängt an das große Ideal, individualistisch zu sein. "Anpassungsdruck" (bestimme Leistungskonformität), lautet also das moderne Schlagwort. Eine der schönsten Zitate folgt:
"Der Sinn von Persönlichkeit besteht in der wiedererkennbaren
Selbstdarstellung. Das lateinisch-antike Wort Persona heißt
übersetzt Theater-Maske. Jeder Mensch trägt seine Maske,
jeder Mensch ist Darstellerseiner selbst,
und die Welt ist eine Bühne." (Jens Asendorpf)

©#Ellen von Unwert
Also "im sozialen Alltag ist alles Selbstdarstellung" und wir Blogger wissen, was er meint. "Permanent souffliert der Geist der Zeit: Du musst dich abgrenzen! Du musst interessant sein! Du sollst einmalig sein! Ja, aber wie soll man das sein, wenn es alle sein sollen?". "Er soll Ecken, aber keine Kanten haben. (...) Er soll kontrolliert und rational sein, zugleich aber charismatisch und begeisterungsfähig". Sind wir das? ✔ "Verkürzt gesagt, strebt jeder Mensch nach dreierlei: sozialer Anerkennung, Erfolg und Glück – im besten Fall verschmilzt alles in einem".
© #GNTM '12
Wer ist erfolgreich? Die "Erfolgreichsten unter uns" sind demnach "keine großartigen Visionäre, sondern bescheidene, zurückhaltende, fleißige, zuverlässige und entschlossene Persönlichkeiten, die einen Bereich gefunden haben, in dem sie sich systematisch zu verbessern suchen". ✔ Meine L-Alliteration für Bewerbungsgespräche war immer Leistungsbereitschaft, Logik und Lernfähigkeit, die ich auch ganz gut verkaufen konnte, und die mit den wiss. Erkenntnissen offensichtlich auch gut
© #GNTM '12
vereinbar ist. Und: "Emotionale Stabilität zum Beispiel unterscheidet in nahezu allen Berufen die Erfolgreichen von den weniger Erfolgreichen". Als ich Praktikant im Controlling, also das kleinste Rad am Wagen war, kam eines morgens eine neue Mitarbeiterin aus der Planung völlig in Tränen aufgelöst zu uns in die Abteilung - ihre geplante Tour war geplatzt, da kurzfristig zwei Tester abgesprungen sind; ihre Reaktion: der Emotion (Tränen) freien Lauf lassen und Mitgefühl suchen.. in dem Moment dachte ich: 'Mensch Mädl, das gehört doch hier nicht hin, mach's wenn du zuhause bist und such jetzt lieber nach einer Problemlösung..' - eine Woche später wurde sie entlassen...

Zu guter letzt, das "größte Luxusprodukt unserer Epoche: Zeit". Der postmoderne Mensch "ist nicht imstande, zu sagen, womit genau er seine Zeit aufbraucht, er stellt nur fest, dass er nie genügend hat". Dritte These: "Für alles, was wir beim Menschen an Entwicklung haben, brauchen wir in erster Linie Zeit". Deswegen ist(war) es auch politisch gewollt, die Jahre zum Abitur zu verkürzen, die zeitliche Ausweitung des Studiums zu bestrafen,..., also die sog. "Adoleszenzkrise" (Findungsphase: was will ich und wer bin ich?) zu verkürzen. Von G9 auf G8 - früher soll es sogar noch Menschen gegeben haben, die den G10-Weg gewählt haben, mich übrigens eingeschlossen, weil sie sich in der schulisch-blühenden Atmosphäre sehr wohl behütet gefühlt haben. Du wusstest, ich brauche meine Mitschüler(/-streiter) nicht auszustechen, um meine Wunschausbildung(/-studium) zu bekommen, ich brauchte auch keine E-Mail mit falschen Klausureingrenzungen an die
Nach zehn Stunden Arbeitstag (8³°-18³°) シ
Kommilitonen versenden, damit ich der eine von 100 bin, der den begehrten Masterstudium-Platz bekommt, d.h. das, was der Wissenschaft nach ein sich entwickelnder, glücksorientierter (/-suchender) Mensch anstrebt, wird durch die Politik geradezu verhindert. Ergebnis: 20 Jahre später antworten diese - in ihrer Findungssuche gehinderten - Menschen, in Unternehmerseminaren auf die Frage: "Wovon haben Sie immer schon mal geträumt?", überdurchschnittlich oft mit einem Satz wie jenem: "Mal nackt durch den Wald zu laufen ..."

Resumé: "Dem Zwang zum Glück zu entsagen erfordert eine neue Kompetenz: Mut zur Entscheidung." Und für mich das schönste, weil treffendste Zitat als Epilog:
"Mut zum eigenen Typ zu haben heißt, Mut zu haben,
sich diesen Mut zu gönnen. Es heißt, Mut zu haben,
zu widersprechen und zu scheitern. Es heißt, Mut
zur Neugier, Mut zum kritischen Geist und zur
Absage an vorgefertigte Muster zu haben. Es heißt, Mut
zu haben, vor allem eines zu sein: normal." (Christian Schüle)

Samstag, 14. Juni 2014

gęś cienko ubrany

Es war einmal eine Stopfgans, die lebte und arbeitete auf einem Bauernhof, der auf einem kleinen Hügel lag. Der Blick auf die Skyline der Großstadt, mit seinem Flughafen, war bei klarer Sicht selbst für die kleine Gans so gestochen scharf, dass sie den Firn der Voralpen erahnen konnte; dafür nahm sie sich gerne eine kurze Pause von der oft sehr harten Arbeit auf dem Hof. Wenn es Sommer und sehr heiß wurde, dann war sie die einzige, die man auch dann, wenn die Sonne am höchsten Stand, noch auf dem Feld arbeiten sah, während die anderen Gänse den Schatten aufsuchten. Auch in der wenig freien Zeit, abends nach der Arbeit und Ernteabnahme, wandte sich die Gans meistens von den anderen ab. Trotzdem wurd sie von den anderen geschätzt und doch gemocht, weil ihr stetiger Fleiß und die Bodenständigkeit Respekt hinterließ. 

All die Gänse auf dem Hof teilte eine Angst vor dem Gänserich, unter dessen Regime der Hof stand. Die Gänse sahen den Gänserich selten ein- oder austreten aus der großen Eingangstür des Hofes. Nur einmal, das wussten sie genau, und davor scheuten sie sich alle, Punkt 19 Uhr am Abend trat der füllige und böse Gänserich vor die Gänse und nahm die Ernte einer jeden Gans - grammgenau gewogen - ab, eine Gans die nicht die gewünschte Menge liefern konnte, sah sich in der Folge unzumutbaren Überstunden gegenüber. Mit den Jahren wurde der Gänserich immer gieriger - und wie es hinter vorgehaltener Hand unter einigen Gänsen hieß, auch immer korpulenter. Einen Zusammenhang wollte keine Gans vermuten. Manchmal, da das Wetter ungünstig stand, der Regen ausblieb und die Ernte schlecht war, hatte die Stopfgans das Gefühl, wenn sie von einer kurzen Pause zurück aufs Feld kam, würde die Ernte in ihrem Korb weniger geworden sein; sie hatte den Verdacht, das der Gänserich, den sie für sehr listig hielt, Gänse gegen sie und eine kleine Belohnung aufbegehren ließ, damit der Ernteausfall durch Strafüberstunden der ehrgeizigen Stopfgans kompensiert werden sollte. 

Einige der Gänse fabulierten und floskelten nach der harten Erntezeit, die Stopfgans sei nur mehr eine ausgenomme Gans - bis auf die letzte Hautschicht. Das Leben auf dem Hof war kein günstiges, der Gänserich verlangte eine monatlich steigende Abgabe für einen Schlafplatz - den Gänsen blieb kaum eine Wahl, war der Weg auf den Hügel des Hofes doch beschwerlich und (zu) weit von der Stadt aus. So wurde die Stopfgans mit der Zeit immer dünner, aber die Tatsache, dass sie täglich hart (an sich) arbeiten durfte, stellte sie doch iwie zufrieden; der Gänserich - so ging das Gerücht um-, plante indessen einen Ausbau seines Hofes, sogar mit einer überdachten Therme - eine der Gänse, die oft nächtelang las, wusste, ab einer gewissen Masse würden sich auch Gänse gut über Wasser halten können, der Gänserich hatte inzwischen noch kugelrundere Formen angenommen..

#Das Bild zeigt die Regeneration der Natur vom
Menschen, nur 200m entfernt von meinem Wochenend-
Domizil, #Spiegel-Online Top20 Unwetterbilder
#Ganz vll. laufe ich im Herbst noch in Berlin;
Verhandlungen laufen atm :p #reizvoller Kurs
#Übrigens, +/- 1kg Körperfett entspricht +/- 7000
Kalorien! - na dann mal viel Erfolg.. #Wasserwaage
#google search black and white #ghost image @left-above

Mittwoch, 19. März 2014

w siódmym niebie ✄

"Qäul dich, du Sau!"
(Udo Bölts zu Jan Ullrich, 1997, #Sportgeschichte)

Motivationsquelle, ©Shape; Sam
Seit dieser Woche habe ich mein Training prohibitiv etwas umgestellt. Nach zwei Stunden Standardausdauer, folgt ein 60-Min-Intervalltraining - im Dauersprint über die volle Stunde-; bis mir schwarz vor Augen wird ☆, bis ich wie ein beweglicher Wasserfall ausehe und bis ich meinen Namen nicht mehr sprechen kann. "Du bist schwer krank!", waren die letzten Worte, einer der begabtesten Chefärztinnen Deutschlands, bevor ich die Klinik verließ. Ich wusste, dass waren genau die Worte, die ich hören musste, um stärker denn je wieder zurückzukommen. Genau so, wie ich es bei vielen großen Sportlern bestaunt hatte, die nach einer schweren Erkrankung über ihr vorheriges Potential hinauswuchsen. So soll(te) es auch bei mir kommen. Fast fünf Jahre lang nur nach diesem einen einzigen Ziel vor Augen lebend, die 3-Stunden-Grenze über 42km zu unterschreiten⌚. Und danach? Wieder alles vorbei? Genau das scheint doch der Sinn des Lebens zu sein, die soi-disante Pralinenschachtel, nicht zu wissen, was nach dem ganz großen Ziel folgt.

~

"In der Schule ist es manchmal so, dass wenn ich nicht das erreiche, 
was ich erreichen will, das mich das dann ein bisschen erschüttert."
(Samantha Brock, 17, die sich nebenbei in fünf Jahren "bei der Victoria's Secret Show in New York" sieht)

This hair.. I love it! ❤
Es ist, wie es ist: Ich sollte Recht behalten. Vor knapp vier Wochen hatte ich sie bereits als "abgezockt" bezeichnet, inzwischen hat sie dies mit ihrer vigilanten wie soignierten Art gleich doppelt unterstrichen. Das zeigt auch einmal mehr, dass sie kultiviert genug ist, um diesen Blog bis zum Ende der Staffel (Top 4) erhalten zu bleiben - vielleicht sogar darüber hinaus! Einen Sympathiepunkt hat sie natürlich schon durch ihr unverkennbar langes Haar; damit rennt man sich bei mir ja sowieso offene Türen ein^^ Und: Nach 'Rapunzel' hab ich wohl richtig gesuchtet als 'kleiner' Junge, meine Mutter wird zumindest ne müde, das immer wieder zu betonen. Doch soll hier nicht der Verdacht einer rein subjektiv-allokativen Coverage entstehen, so sei gesagt: Wer fleißig, diszipliniert und derart erfolgshungrig ist, der hat genau hier größte Aufmerksamkeit verdient, denn daran lasse auch ich mich selbst messen, angefangen bei meiner eigenen Evaluation.

~

Eines wurde mir in den drei Trainingstagen klar: Wenn mein Körper, Herz und Lunge allen
Das mit Schwarz-Rot-Gold no ne so ganz verstanden..
voran, schon vor Erschöpfung schreit, wurde ich noch schneller und schneller; der Kopf ist wie eine Peitsche. Ein Treiber, der dich in den bittersten Abgrund treiben kann, wie es in der MS-Phase war oder der dir den süßesten Genuss der (sportlichen) Höchstleistung zu schenken vermag. Übrigens, damit ihr ne den Eindruck bekommt, bei mir würden Solidarität und Sympathie nur auf einem leeren Blatt Papier stehen, hab' ich mir do gleich au den neuen Colour-Look von Sam gefärbt ✌

Samstag, 15. März 2014

Homo ludens ♠

 Sehnsucht ist ein Erlebnis, das ich schätze.

Alsdann, meine Wochentopics in drei Etappen. Es ist bereits Freitag, nein, nicht der 13., aber für einen Moment lang fühlt es sich so an. Der Moment sollte mehrere Stunden andauern. Dieses Gefühl der inneren Wut, ohne zu wissen, an wen sie zu adressieren ist. Ein Ortsbesuch. Freitags, wenn ich am Niederrhein das Wochenende verbringe, bestelle ich
Nein, ich bin nicht sauer über das falsche Stück 
Kuchen, ein Vulkan ist ja au ne sauer-.-


mir meistens meinen Mohnstreuselkuchen beim regionalen Biobäcker - meine zweite Form des Zusammenfindens von Besonderheit der Region und Mensch. Abholen lasse ich den vorbestellten Kuchen von meiner Mutter, die wiederum ihre Praktikantin für diese Aufgabe schickt. "Keine Bestellung angekommen", soll sich der Verkäufer zitiert haben lassen. "Wie bitte? Ist der noch am Markt?", antworte ich schon leicht gereizt und drucke mir den Bestellschein aus. Kurz darauf diskutiere ich mit ihm, wie es dazu kommen konnte. "EDV, passiert öfters mal", wiederholt er sich. "Zufall ist etwas, das ich mir nicht leisten kann", denke ich inzwischen überdurchschnittlich gereizt. Ergebnislos. (Mein Mohnkuchen ist immer in den ersten Minuten der Markteröffnung bereits vergriffen, wenn man ihn ne bestellt hat - der einzig wahre eben) Also rufe ich beim Bäcker - freundlich aggresiv, versteht sich - im Betrieb persönlich an; der Azubi nimmt ab, ich schildere mein Problem, woraufhin er sich entschuldigen lässt. Wenige Augenblicke später: "Wir hatten da ein IT-Problem, die Daten wurden ne weitergeleitet an die Vertrieb'ler. Also Herr xxx, ich stelle ihnen für nächste Woche einen Gutschein aus, is' das okay?". Na, bitte! Natürlich war ich noch hochgradig echauffiert, denn ich wollte ja meinen Mohnkuchen, und zwar nur den, mit Pudding; weshalb ich es hier einbringe: Kämpft um euer Recht, fordert es ein! 
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Donnerstag, gegen Abend. Ich fühle mich gerade an eine fast vergangene Zeit zurückerinnert. Fast jeden Tag sitze ich umgeben vom weiblichen Geschlecht und muss den Deutsch Leistungskurs über mich ergehen lassen. Ganze zwei Männer unter all den
Out of time: Homo oeconomicus
Frauen, davon ein richtiger Mann, der gut mit Frauen kann und einem so halben Mann, mich, den sowohl die Frauen als auch die Literatur wenig interessieren. Angst macht es mir manchmal, wenn mir klar wird, wieviel das ich aus der Zeit an Wissen mitgenommen, wobei ich allenfalls im Unterbewußtsein dem Unterricht gefolgt habe - eine Beteiligung ohne Aufforderung, völlig ausgeschlossen, obwohl das für gewöhnlich so gar nicht meine Art war, aber mir fehlte jeder Bezug dazu und mein Leben versprach damals aufregenderes als die Mätresse des Königs oder eine heimatlose Frau, die sich durch das Berlin der 1920er Jahre schlägt; ich bemalte das viele Papier, das wir Woche für Woche bekamen - irgendwelche Textauszüge, wie auch immer - malte Herzen, alles was mir einfiel, was mich an dieses Mädchen weit weg vom Ort der zeitlosen Literatur denken ließ. Was würde sie wohl gerade tun? - mein Bewußtsein war gegenwärtig, einzig fokussiert auf die Gedanken an sie. Nur mein Name konnte mich aus diesem 90minütigen Gedankenschlaf wecken - ich war mit Abstand der schwächste Schüler in den zwei Jahren, die Abiturprüfung ausgenommen.
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Editorial: ©Vogue Korea
Die wichtigsten zwei Innen-Wohnungsobjekte sind doch eigentlich das Bild über'm Bett und noch mehr das Bild vis-a-vis zum Bett, das ich morgens sehe, wenn ich aufwache. Was könnte ich wo wählen, habe ich mich gefragt. Nun, da ich die nächste Zeit weiter fest damit plane, bei meinem Bruder zu weilen (er hat da noch eine andere Meinung zu, bzw. der no nichts von seinem Glück weiß, aber tut ja nichts weiter zur Sache), wo ich nur einen engen Sofa-Schlafplatz für mich habe - sehr bequem und gemütlich aber, das sei klargestellt - mag sich die Frage so entscheidend noch nicht stellen. Aber zur Sofa-Wand hin, zur Richtung in der ich liege, fänd ich ein Gerhard Schröder Portrait sehr angemessen - zu beeindruckend was er für unser Land erreicht hat. Als Gegenstück, zur Abrundung sozus. fehlten dann nur noch eine schöne Frau, Miranda Kerr, also so diese Kategorie, nicht dadrunter, damit man stets sieht: der Weg ist das Ziel! und ein Landschaftsbild, vll als würde ich auf dem Lerchenberg stehen, die Zwetschgenplantage vor mir und weit ins land ragend die Skyline von Mainz und Wiesbaden, inzwischen mit einem nicht umschaubaren roten Kasten, der den Schriftzug coface trägt.

Dienstag, 11. Februar 2014

Dafür lebe ich!

Schon immer wollte ich an die eigene körperliche Grenze gehen, ausreizen wie viel möglich ist - einfach das Extreme suchen! Und eh ich mich versah, lag ich einmal, zweimal und ein drittes Mal im Alkoholrausch - das dritte führte dazu, dass ich mein Zeugnis nicht mehr abholen konnt - an dem Tag musste ich mich selbst krank schreiben. Diagnose: Alkoholreichtum; ursächlich: zu innere Freundschaft mit Tequilla und Vodka RedBull - fand ich dann nicht mehr so geil. Das war der Beginn und für den ersten Abschnitt auch der Anfang vom Ende. Also suchte ich mir das nächste Extrem und kam zum Marathonsport. Nach Kreislaufzusammenbruch im Ziel und Herzrhytmusstörungen auf den letzten 4km, sah ich mich auch hier gezwungen bereits einen Schlussstrich zu ziehen. So kam als drittes die Magersucht. Nach 39 Rest-kg, mehreren bewußtlosem Umkippen und noch bedenklicheren Herzrhytmusstörungen, musste ich auch dabei die Reißleine ziehen. 

Ich brauchte keinen halben Würfel werfen, um zu wissen, was es nach den drei Extremen wert war, wiederholt zu werden. Nach zwei Jahren der harten Arbeit, absolut von Null angefangen, was sowohl die Streckenlänge, Trrainingszeit/-intensität als auch die Substanz, mithin Physis und nicht zuletzt die suchtähnliche Psyche - auch Wille genannt - betraf. Beim Comeback wurde es mit einer 10min verbesserten Bestzeit belohnt, ehe diese vor einem Jahr nochmals um 30min auf 3:00h über die Marathondistanz gedrückt werden konnte. Wiedergeburt konnte nicht nur Jesus! Um nicht zu vermessen zu sein..

Diese Woche gabs meine Milka 300g ab 3 Tafeln für 1,44€ im Hit. Weil der nächste von Stuttgart aus erst in Karlsruhe is und ich keine 60km laufen wollte, blieb nur jetzt Ismaning. Round about 15km laut Googlemaps vom Hotel nach Oberschleißheim zum Hit. Wer mal mit Googlemap gearbeitet hat wird wissen, die Realität schaut aber nochmal ganz anders aus. Da werden aus 15km schnell mal 20km und aus 30Min schnell mal 1h. Zumindest aus der Erfahrung von 50 Bewerbungsgesprächen in jüngster Zeit is' mir des noch in guter Erinnerung - dabei wohl gemerkt am hellichten Tag. Also bin ich heute Abend 18:15 nach der Arbeit los - grobe Karte und Straßen im Kopf. Zuerst über die Isar und dann sah mit Mal zu meiner Linken einen riesen großen, hellblau beleuchteten Topf am Horizont, der immer näher kam - es war doch tatsächlich die Allianz Arena - kam so überraschend, das ich doch glatt begeistert war, obwohl ich bekanntlich neongelb bevorzuge! Dann gings weiter durch Garching, wo erst ein Öltransporter umgekippt war und meine Richtungsspur komplett gesperrt war, und ich mich so auf dem kleinen Grün zwischen Hauptstraße und Ersatzspur aufm Mofaweg weiter gerade entlangschlängeln musste - war auch schonma entspannter! Aber auch keiner der vielen Feuerwehrmänner hätte mich stoppen können, wenn ich ein Ziel vor Augen habe, in Fremdumgebung, bitterkalter Nacht und das Ziel auch noch Schokolade heißt, dann kenn ich nur noch die Richtung geradeaus. Dann kam ich an einem Chinarestaurant vorbei, wo so glitzerbeleuchtete Minibäume vorne standen - sehr ulkig-, noch dazu da das Gebäude einem Ikea Kaufhaus glich - nur halt eben ne in gelb. Die Hauptstraße verleif dann ohne mich weiter und so musste ich ca. 4km durch ein Waldstück ("Radweg") laufen, wo's wirklich nur mich, meinen Ipod und die Sterne am klaren Himmel gab! Kein Licht, kein weiterer Atem weit und breit. Ein Flair zwischen sehr schummrig und Zauberwald. Sodann kam ich in ein Wohngebiet und wusste so gar nicht mehr weiter, bin durch kleine Straßen gelaufen und sah dann links ein ganz nobles Hotel, also bin ich rein und wartete bis die Dame an der Rezeption aufgelegt hat - stets mit dem ungeduldige Blick auf die Uhr, um 20Uhr schließen ja hier die Läden-.- Und es sollte ein Goldzug gewesen sein, denn sie konnte mir sehr weiterhelfen - mit Karte. Um 19:30 war ich dann da :) 



13€ und ein paar zerquetschte, ich dachte nur so, oO dafür soweit gelaufen - das ja nich' ma'n Schnapper, aber auch beim manuellen Nachrechnen behielt die Kassiererin Recht. Okay, wollen wir nicht meckern für 2,7kg. Problem: ich musste eine Tüte nehmen, weil ich keinen Rucksack diese Woche mit habe. Und jetzt stellt euch vor, wie schön es ist, mit einer 3kg gefüllten Tüte 15km zurück durch die Münchner Nacht zu laufen. Gar nicht lustig! Aber genau für diese Momente lebe ich! Not macht erfinderisch. Hab' einfach nachträglich nochmal Weihnachtsmann gespielt und die Tüte iwie so übern Rücken geschmissen - stabil! Also fast. Okay, wenig, aber ging vorwärts. Hotelankunft: 21:00. Punktgenau. Bin übrigens dort an der Olympischen Sport Bibliothek vorbeigelaufen und in dem Hotel lief gerade Frauenskispringen und ich sag dort gerade einen strengen Blick unseres Bundestrainer, dachte ich mir super, dann verpasste ja nichts - hab zwar vor Carina großen Respekt und ihr das Beste gewünscht, aber 'ne Medaille hab ich ihr nicht zugetraut - Top5 ja, und jetzt seh ich gerade nebenbei, dass sie tatsächlich Gold gewonnen hat. Das is' eine Sensation! Ärgerlich, wär ich sicher kurz vorm Herzifarkt am Ende in voller Freude voll ausgerastet und im Bettchen an die Hoteldecke gesprungen - war vielleicht besser so, dass ich laufen war! Die Bilder sind übrigens von Spiegel Online - Pläne für den Umbau der stillgelegten Pariser Metro-Halltestelle Aresenal. Was fändet ihr angemessen? Bin total am Schwanken - wählte ich den Nachtclub, schien es mir farblich voreingenommen..

Sonntag, 27. Oktober 2013

Und ich kämpf mich durch die Nacht, bin unter Freuden wieder aufgewacht..

wünschen kommt bekanntlich von erfüllt werden, so oder so etwa könnte das, was ich heute nacht von gewagt bis vollbracht habe, resümmiert werden. zunächst einmal war z.b. bei mila und lotta das interesse da, laufberichte thematisch aufzugreifen. da das nicht ungelesen und unerfüllt bleiben konnte und ich weder am bremen marathon (ulm) noch am essen marathon (krank) teilnehmen konnte (schicksal ick hör dir trapsen - oder auch nicht), blieb nur noch eine gelegenheit, der zeitsprung marathon in bremen. was die mit zeitsprung meinten, hätte ich auch früher als einen tag zuvor eruieren können. nichts dagegen, dass der start zur urchristlichen zeit von 1 uhr nachts terminiert war, nein, zu allem kam dann noch die zeitrückstellung dazu; normalerweise ein echtes highlight diese stunde mehr, in dem fall doppelt doof, hieß es doch länger warten auf den zug zurück morgens und damit auch länger wach bleiben müssen! verschwenden wir aber nich länger zeit am wieso, weshalb, warum.

ich machte mich also gegen 19:30 auf den weg nach bremen um gegen halb 12 in bremen zu sein und kurz nach mitternacht an der weser strandpromenade des stars. netter empfang, und ein absolutes highlight schaute mich direkt auf dem meldetisch an: ja, war "euli", ich sag ja liebevoll glubschi!! (der ein oder andere dürfte wissen wen und was ich meine) so süß. aber ich war ja nich da um einen augenflirt mit "euli" zu machen.. 

um 1 ging's dann mehr oder weniger pünktlich los - handgestoppt :D naja, nachts muss man es so genau auch nich nehmen, dennoch die 42km waren auch nichtsdestotrotz 42km. das wetter war sehr angenehm, der himmel klar. ich konnte die sterne sehn und zähl'n und der weser hafen war sehr schön illuminniert. hab mich als dritter im feld eingereiht, die zwei vorne waren mir zunächst zu schnell. relativ bald - schon auf der ersten kilometer schleife (also eine schleife mit wende waren immer 1+1km also 21 runden waren gefordert) und dann erzählte der mir direkt mal, er wolle es gemächlich genießen da er direkt nach dem marathon nach oldenburg fährt um da den nächsten morgens zu laufen - kein witz-, er sollte nich der einzige ultraläufer dort gewesen sein im feld (wen wundert das indes?). jedenfalls wollte und konnte ich schneller, hatte ja auch nur einen wettkampf geplant. und so 5km+x tat sich recht wenig, der abstand von mir nach vorne und nach hinten war in etwa gleich groß und stabil. dann konnte ich - auch durch ein kurzes euphorisches moment (entweder war die musik grad genial oder ich hab daran gedacht dass ich hier heute in diesem text liefern muss und will) nach vorne aufschließen. nach 50m ca. fragte er mich nach der anvisierten zeit und ich entgegnete, wo liegen wir denn? (die meisten wissen ja bereits, dass ich ohne uhr laufe) 

war hinter dem plan, aber woll'n wir heute nicht kleinlich sein. dennoch wollte ich "verlorene" zeit wieder aufholen und übernahm dann alleine die spitze. alles lief bis zum halbmarathon sehr rund, allerdings war der vierte zu beginn inzwischen immer noch im identischen abstand hinter mir wie kurz nach dem start und machte auch nicht den eindruck als wolle er nochmal sein tempo reduzieren. so kam es leider, wie es musste, mitte der 20er musste ich die führung einbüßen - ich hab einfach alles gegeben was drin war, das darf mir keiner absprechen, allein es hat nicht gereicht. getragen von der überragenden psyche (wille, selbstmotivation,..), dem wissen jede schwäche und jede aufgabe hier rechtfertigen zu werden und der guten playlist, konnte ich die schmerzen in beiden beinen (waden und oberschenkel) immer wieder vergessen machen und lief alles in allem straight durch. so steht am ende ein 2. platz in der herrenklasse mit einer zeit von 3:28h. klar, das ist bei weitem nicht so stark wie im frühjahr in duisburg, aber im gesamtkontext der letzten wochen, hab ich absolut das maximum rausgequetscht, das ist nüchtern und ohne große ausreden 
bilanziert. 

das größte kompliment war wiedermal, dass der sieger sofort zu mir kam und eingestand zur mitte des rennens nicht mehr daran geglaubt zu haben, das er die meter zu mir nochmal auflaufen kann. und in jener rennmitte eirnnere mich auch noch an eine situation, als meine beine zeitweilig so recht nicht mehr wollen und dann kam das: "Amelie du bist, du bist zum Glück nicht ganz perfekt...du bist vom Glück nicht so weit weg Amelie!" und ich sang einfach in meinem anti-talent lautstark mit, auch wenn's die annan wohl ne so gern hörten, aber wenn es einen sinn hatte, redete ich mir ein, dass ich vor 4 jahren nicht an den 39kg verhungert bin, dann dass ich solche leistungen abverlange. das leben ist eben ein einziger gegensatz! I love you ♥♥♥ (mein outfit werde ich visuell nachliefern, manycam hat's ma wieda vermasselt)