"Wie die beste Frau diejenige ist, von der man am wenigsten spricht."
(aus: Argentarius - Vom Gelde)
Docendo discimus, oder: wer andere belehrt, lernt selbst. Wenn ein Buch die Welt 100 Jahre später beschreibt und damit goldrichtig liegt, dann muss es ein beachtenswertes Werk sein. Argentarius Lehre vom Geld aus dem Jahre 1921, das in zwölf Briefen an seinen Sohn, der übrigens wie er Banker werden möchte, abgefasst ist, gehört zu dieser Bücher-Gattung. Er liefert Thesen, die den Geistigen dazu betüchtigen, Antworten auf aktuelle Fragen des unseren Weltgeschehens 2015 geben zu können. Diese Antworten sind gleichermaßen bestechend scharfsinnig wie einfach - auch für Nicht-Ökonomen und -Finanzwissenschaftler - nachvollziehbar beschrieben. Genial dazu, teilweise gebetsmühlenartig, der ausgewogene Wechsel aus schwarzem Humor, sachlicher Kritik und wissenschaftlichbezogener Sprachkunst, wenn er bspw. von "Überfütterung des Kapitals" oder "kapitalistischer Inzucht" schreibt.
Was ist Geld? Wieso ist Griechenland, überhaupt europäische Peripherie, verschuldet? Welche Effekte hat Inflation (Geldmengenwachstum)? Welche Funktion hat der Zins? Welche Gleichgewichtsmechanismen herrschen zwischen Geld- und Gütermarkt? Welches Verhältnis besteht zwischen den beiden Märkten? Was sind staatliche und natürliche Geldschöpfung? Oder: was ist gutes und was schlechtes Geld? Interessante Zusammenhänge, die viele Aha-Momente mitbringen und eine wahre Freude für den Geist sind, das, und nicht weniger ist Argentarius 'Vom Gelde'. Wer seine aufgezeichneten Gedanken auch teilen möchte, kann dies kostenlos hier in gut 40 inspirierenden Seiten tun.
Spoiler
"Wer da hat, dem wird gegeben" (Mein ganz persönlicher Favorit)
"Der Verfall seiner Währung ist wohl das größte Unglück, das ein Volk
treffen kann. Selbst ein verlorener Krieg bringt ihm nicht so schweren
unmittelbaren Schaden."
"Und das Geld ist nichts anderes als ein attestiertes Recht. Geld verkörpert den aus einer Leistung entstandenen Anspruch auf gleichwertige Gegenleistung. Das heißt nichts anderes, als dass man ihm durch die Geldvermehrung einen Teil der Gegenleistung, die er sich mit seiner Arbeit verdient hat, gewaltsam genommen, dass man ihn bis zu einem gewissen Grade enteignet hat. Das Geld ist ein Recht und soll kein Unrecht werden. Darum darf der
Staat sich niemals die Freiheit herausnehmen, Geld nach Willkür schaffen
oder vernichten zu wollen, denn er schafft oder vernichtet damit wohlerworbene Ansprüche auf Güter."
"Auf eine knappe Formel gebracht: Der Staat schafft, indem er Geldzeichen ausgibt, kein neues Geld, sondern er besteuert den einen Teil der Bevölkerung zu Gunsten des anderen. Richtiger ausgedrückt ist es ein brutaler Akt von Enteignung."
"Wert des Geldes = Wert der Leistung"
"Wir kommen also zu dem Ergebnis: Das Geld trägt keinen Wert in sich selbst, sondern gewährleistet nur den Anspruch auf einen bestimmten Güterwert. Und auch dieser Güterwert ist keine feststehende Größe, sondern schwankt mit der Menge des umlaufenden Geldes. Jedes Geldzeichen verleiht seinem Inhaber ein Anrecht auf einen Teil des jeweiligen Vorrats an Marktgütern. Existieren wenig Geldzeichen, so geht der Gütervorrat in wenig Teile, jeder einzelne Teil ist also wertvoll. Existieren viel Geldzeichen, so gewährt jedes von ihnen nur das Anrecht auf einen kleinen Teil des Vorrats, verkörpert also einen geringfügigen Wert."
"Wirkliches Geld entsteht infolge eines ganz bestimmten wirtschaftlichen Vorgangs und hat stets eine Leistung zur Voraussetzung. Es ist identisch mit dem Rechtsanspruch auf die ausstehende Gegenleistung.".
"Wert des Geldes = Wert der Leistung"
"Wir kommen also zu dem Ergebnis: Das Geld trägt keinen Wert in sich selbst, sondern gewährleistet nur den Anspruch auf einen bestimmten Güterwert. Und auch dieser Güterwert ist keine feststehende Größe, sondern schwankt mit der Menge des umlaufenden Geldes. Jedes Geldzeichen verleiht seinem Inhaber ein Anrecht auf einen Teil des jeweiligen Vorrats an Marktgütern. Existieren wenig Geldzeichen, so geht der Gütervorrat in wenig Teile, jeder einzelne Teil ist also wertvoll. Existieren viel Geldzeichen, so gewährt jedes von ihnen nur das Anrecht auf einen kleinen Teil des Vorrats, verkörpert also einen geringfügigen Wert."
"Wirkliches Geld entsteht infolge eines ganz bestimmten wirtschaftlichen Vorgangs und hat stets eine Leistung zur Voraussetzung. Es ist identisch mit dem Rechtsanspruch auf die ausstehende Gegenleistung.".
"Der Staat kann existierendes Geld, umlaufende Güterbezugsrechte, nicht vernichten, sondern es wiederum nur auf andere Personen übertragen, also die Besitzrechte umschichten."
"Es kommt also nicht darauf an, wie oft und wie schnell das Geld umläuft, sondern darauf, ob es "im Nutzlauf' oder "im Leerlauf' zirkuliert. Bringt der Bauer Getreide zu Markt, oder liefert der Handwerker seine Arbeit ab, so ist die Geldbewegung, die dieser Vorgang auslöst, Nutzlauf. Verkauft aber ein Spekulant Aktien, oder vermittelt ein Häusermakler den Besitzwechsel einer Villa, so handelt es sich um einen Leerlauf des Geldes."
"Wer viel leistet, zu dem kehrt das Geld schnell, wer wenig leistet, zu dem kehrt es langsam zurück."
"Der Zins ist weiter nichts als die Prämie, die man den Inhabern ruhenden Geldes dafür gewährt, dasssie den im Gelde verkörperten Güteranspruch, den sie selbst bis auf weiteres nicht geltend machen wollen, interimistisch an Dritte abtreten, die ihn sofort auszunutzen beabsichtigen."
"Die Einführung des Zinses, d.h. der Leihgebühr für ruhende Güteransprüche, in die Wirtschaft ist ein höchst raffiniertes Mittel, mit dem man die Geldbesitzer zwingt, die Güteransprüche, die sie besitzen, sofort auszuüben oder ausüben zu lassen, und so eine Nachfrage am Markt zu erzeugen, die sonst fehlen würde. Er bestimmt Tempo und Richtung der Produktion und stimmt Erzeugung und Verbrauch auf einander ab."
"Man schlägt auf den Sack und meint den Esel."
"Die Banken hätten es in der Hand, die ihnen zur Verteilung überlassenen Güterbezugsrechte in solche Kreise zu leiten, die nicht an der Verstärkung des Proletariats mitwirken. Sie könnten den gewerblichen Mittelstand und das Handwerk fördern und dadurch dem rasenden Wachstum des Großkapitals Grenzen setzen."
"Bei uns wird zu viel geschwatzt und zu wenig gedacht."
"Jede Note und jedes Giroguthaben, das auf diese natürliche Weise entsteht, ist gutes,
gesundes Geld. Und jede Note, jedes Giroguthaben, das vom Staate oder einer Bank willkürlich geschaffen wird, ist überschüssiges, schlechtes Geld. Schlechtes Geld ist so ziemlich das größte Unglück, das ein Volk treffen kann. Freilich, die unheilvollen politischen und wirtschaftlichen Kriegsfolgen bleiben für lange, lange Zeit bestehen, die Geldentwertung und ihre Wirkungen dagegen gehen vorbei oder werden wenigstens in einigen Jahrzehnten nicht mehr in ihrer ganzen Schwere empfunden; der Enkel des Mannes, der heute enteignet worden ist, wächst als Proletarier auf und meint, es müsse so sein." (Einfach nur herrlich, aber genug geteasert)