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Freitag, 23. Oktober 2015

Die Zukunft lebt, tot ist die Zukunft!

"Ich bin an ihr vorbeigegangen, wie ein Mensch, 
der alles im Leben hat, nur keine Zeit. 
Die Pointe aber ist, ich habe nichts im Leben, außer Zeit".

"Alles was schief gehen kann, geht auch schief, aber ich setze trotzdem sehr auf den Genossen Zufall, und das ist unser bester Verbündeter", sagte einmal der deutsch-polnische Publizist Henryk M. Broder. Gestern gehe ich wie an jedem dieser Donnerstagnachmittage eilig und zielstrebig über die Königsstraße Richtung Schloßplatz. Kurz nach dem Rothebühlplatz taucht eine Gestalt vor mir auf, unauffällig, stand sie nun da. In etwa einen Kopf kleiner, lange, schwarze Haare, sehr hübsch. "Hi" sagte sie, und es strahlt als würde eine Welle der Begeisterung die Flaniermeile fluten. In bester Frank Elstner-Manier streckt sie ihre Arme zur Seite, offenherzig, willkommen, als wollte sie damit sagen, auf mich hat deine Welt gewartet. Später werde ich es einen magischen Moment nennen. Wenn du eine Botschaft an fremde und so vielfältige Menschen hast, dann kannst du diesen Augenblick, ganz gleich welche Botschaft du hast, nicht perfekter transportieren, als mit ihrem Charisma, abgeschaut und gelernt von der aufgehenden Morgensonne.

 Stefanie Heinzmann - On fire 

"Sorry" antworte ich flüchtig, und gehe an ihr vorbei. Bereits wenige Meter später ereilt mich die Frage, was konnte sie gewollt haben, für wen oder was hat sie Hilfe ersucht oder Werbung gemacht, keine Flyer, keinen Fragebogen in der Hand, der Gedanke zurückzugehen, schließt sich an. Der Reflex der Unnahbarkeit, des Weghörens und der Flucht war authentisch, konsequent, so wie immer. Aber das Verrückte, die Situation umzukehren, und das verkehrte Rollenspiel mitzuspielen, zuzuhören und eine Chance zu geben, blieb aus. Was bleibt, sind Selbstzweifel und -vorwürfe, offene Fragen und die Gewissheit, in diesem Leben nicht mehr zu erfahren, wer dieser Mensch war und wofür sie mit anderen gekämpft hat. Mich macht das traurig.

"Von Parallelgesellschaften aufmerksam machen, das, liebe Freunde, 
ist der Gipfel der Verlogenheit und eine solche Scheinheiligkeit
 wird vor den Menschen wie ein Kartenhaus in sich zusammenbrechen, 
deshalb werden wir auch weiter eine geregelte Steuerung 
und Begrenzung von Zuwanderung fordern". (Angela Merkel 2003

"Italien ist gefordert, aber bei Weitem noch nicht überfordert", sagte der Innenminister Thomas de Maizière 2011 über den Vorschlag, die steigende Anzahl der nordafrikanischen Flüchtlinge auf Europa zu verteilen. Da darf man gespannt auf die Antwort von Matteo Renzi im Jahr 2015 sein. Die abschließenden Worte gebühren meinem Vorredner. "Deutschland hat ein Monopol auf das Gebot der Menschlichkeit. Der Motor des Fortschritts in der islamischen Gesellschaft sind eindeutig die Frauen und eine Gesellschaft in der die Hälfte der Gesellschaft damit beschäftigt ist, die andere Hälfte zu unterdrücken, diese Gesellschaft wird keinen Fortschritt erleben und keinen Schritt nach vorne machen, wenn sich dieser Mechanismus nicht ändert. Diese muslimischen Frauen sind wirklich diejenigen, die das meiste Risiko eingehen und am meisten von uns im Stich gelassen werden" (Henryk Broder 2008). Akkulturation oder schöpferische Zerstörung nach Schumpeter, willkommen in Deutschland.

"Das grenzt an Untreue im Amt. Frau Merkel hat einen Eid geleistet, 
den Nutzen des deutschen Volkes zu mehren, Schaden von ihm zu wenden, 
und zur Zeit passiert genau das Gegenteil. Sie hat keinen Eid geleistet, 
die Probleme der EU, der Griechen oder der Ungarn zu lösen".
(Henryk M. Broder über die Politik in der Europäischen Union 2016)

Dienstag, 22. September 2015

Gram ist eine Zier von Demut und Enttäuschung

 "Schlauheit kommt von Neugier, 
weil nur wenn man neugierig ist, kann man schlau werden".
(Nils Bomhoff bei #MoinMoin)
 
"Du bist der erste Läufer, den ich mit Wollsocken sehe" 
#Qual #Marathon-Halbzeit #Krampf
Lethargokratie, das ist, wenn man dem Karlsruher Philosophen Peter Sloterdijk Sprachvertrauen schenken darf, "die Hochzeit, die zwischen Machtinstinkt und Trägheit hervorgeht". Der wachsame Beobachter wird sofort bemerkt haben, dass mit diesem Wortspiel nur das deutsche Staatsoberhaupt in Person von Frau Merkel gemeint sein konnte. Aber es gab in der letzten Woche Bewegenderes, als die Abrechnung Sloterdijk's im Handelsblatt, anlässlich des zehnjährigen Amtsjubiläums der Kanzlerin. Eines aber vereint Sloterdijk aus meinen TOP3 Themen der Woche, ein Déjà-vu, als er zeitgeschichtlich den Ursprung der These „Wer hat, dem wird gegeben werden“ (hier) begründet, indem "nämlich Erfolg Erfolg erzeugt", ein Geheimnis das auf Matthäus aus dem Neuen Testament zurückgeht. Und Sloterdijk wird noch ambitionierter, als er die seine Definition von Politik mit der gemeinen Frage verbindet, "wenn Politik die Kunst ist, die Zeit zu nutzen, um auszuführen, was an der Zeit ist, was hat dann Frau Merkel geleistet?". Er gibt die Antwort, indem er sich den neudeutschen Begriff der "Governance" zu Eigen macht, der die Merkel'sche Politik eines "Pannendienst im Großen" beschreibt.  

"Palliativmedizin ist die Suche nach der gesündesten Art und Weise, chronisch krank zu sein".
(Peter Sloterdijk) 

Kennt jemand die Unterscheidung zwischen kurativer und palliativer Medizin? Herr Sloterdijk, bitte! "Hierbei steht die kurative Medizin für jene Behandlungen, die geradewegs die Wiederherstellung der Gesundheit zum Ziel haben, indes die palliative den Inbegriff der Maßnahmen umfasst, mit denen man das Unheilbare „bemäntelt“, sprich lindert und verlängert, ohne eine Heilung versprechen zu dürfen". Dass er daraus Merkel's Politik als Palliativpolitik herleitet, zeugt von einem nüchternen wie treffenden Metablick.Und auf dieser Ebene spricht er dann auch von "Palliativökonomie" im "unheilbaren System der Schuldenstaaten". Dabei erklärt er den volkswirtschaftlichen Begriff der „Pfadabhängigkeit“. Dieser besagt: "Hat man lange genug das Falsche getan, wird das Fortfahren mit dem Falschen vorübergehend das Richtige". Folgen? "Entpolitisierung. Wo Politik war, wird betreutes Dahindämmern. Heilige Hochzeit einer Population mit der Gewöhnlichkeit".

“We’ve got to live, no matter how many skies had fallen“

Als es um 5Uhr in der Früh am Sonntag zum Baden Marathon nach Karlsruhe ging, machte die Bahn auch einen Zwischenhalt in Pforzheim. Innehalten, das war das Gebot des Moments. Bei aller Tragik um jedes menschliche Einzelschicksal aus Syrien, aber wirklich emotional berührt und bestürzt hat mich die Geschichte zweier Mädchen, die aus einem 9m hohen Hallendach einer Pforzheim Turnhalle in die Tiefe stürzten, und bei dem eines sofort ihr Leben verlor. Mein Herz stand still. Auch ich, auch ihr, wir alle waren mal 14 und just da sieht man sich wieder im Spiegel, so jung, und erahnt wie viel Glück dass man gehabt hat, die eigene Grenze zu kennen, das Verbotene nicht über den Grad des Unheilbaren und Unumkehrbaren zu überschreiten und in eine Tragödie zu gleiten. Eine Sekunde lang wirst du zum Vater dieser Tochter und spürst Leere, das Ende des Horizonts. Worin besteht von nun an der Sinn des Lebens in diesem Menschen? Verdammt, ich weiß es nicht.

"Am Abend vor'm Spiel kannst du nicht das aufholen, was du zwei, 
drei Tage vorher versäumt hast. Du musst auf den Tag hinleben."
                                                     (Ralph Gunesch in #Bohndesliga)

Der Fluch der Herbstmarathon's, da war er wieder. Das Wetter war spitze an diesem Sonntag, das Immunsystem kerngesund, die neuen Schuhe und Socken eine Klasse für sich, und doch hat es nicht gereicht, wieder einmal, gescheitert am eigenen Körper und an den eigenen Erwartungen. Keine Ausreden akzeptabel, kritische Fragen alternativlos. War ich doch zu dünn? Vielleicht. Ist die Ernährung suboptimal? Mag sein. Bin ich übertrainiert gewesen? Wer weiß. 7 Monate Zeit um die richtigen Antworten zu geben, 7 Monate bis zum Wiedersehen beim Düsseldorf Marathon 2016, das sind die guten Nachrichten.

#Marathon-Start #Euphorie #10km-Angangsbestzeit #40:16 #km26-Austieg #km26-Wiedereinstieg #finished
Video-Format der Woche
typisches #MoinMoin Zitat: 
"10:30h. In einer halben Stunde ist die erste Stunde, 
für Waldorf-Schüler, Leistungskurs Dreadlocks" (Eddy)
#Rocketbeans #Weltklasse

Freitag, 13. Februar 2015

"Wer den Frauen hilft, hilft der Welt"

"Eine Traumfigur hat man, wenn man jemanden hat, der von einem träumt!"
(Beda M. Stadler)
 (innerer) Schweinehund; #Dr. Stefan Frädrich
Was anderes könnte mich an diesem Freitag beschäftigen, als der Morgen danach, nach der ersten Episode der 10. GNTM-Staffel? Glücklicherweise genug, und darum soll es heute sodann auch gehen. Gemeint sind die folgenden drei Beiträge des öffentlich-rechtlichen Rundfunks: "Nachtcafé: Salat, Smoothies oder lange laufen - fit werden für die Traumfigur", "Leben ohne Fleisch - Wie gesund ist vegetarische Ernährung?" und "Kochprofis - der Nachwuchs". Die Einleitung zu den Thesen möchte ich jedoch Chris Hemsworth überlassen, die er gegenüber dem Spiegel erklärte. 
"All beauty must die"
 #Arbeitsoutfit :p





"Vor einer ungesunden Gewichtszunahme habe ich Angst! (...) ich frage mich halt, ob es das wert ist - den Körper zu ruinieren". Was mir noch mehr imponierte, seine grds. (disziplinierte) Haltung: "Ich bin ziemlich streng mit mir selbst. Vielleicht bringt mich das dazu, besser zu werden. Ich arbeite besser in einem strukturierten System. Wenn ich frei habe, weiß ich manchmal nicht, was ich mit mir anfangen soll." Der junge Mann erweckt dennoch den Eindruck, als sei er mit sich selbst zufrieden, und dass er sehr klar und persistent seine eigene Zielrichtung verfolgt, bis zu jenem Moment, da seine Kinder geboren werden, denn deren Zuneigung und Wohlbefinden ist das höchste Gut, das Produkt der Liebe. Dieses Verständnis als Ausgangspunkt erscheint mir wichtig.

I. Wen der Ursprung des Bircher Müsli's interessiert, dem empfehle ich die Dokumentation über ein fleischloses/-armes Leben, die ferner überzeugend argumentiert, warum der Mensch natürlicher Weise zum Pflanzenesser tendiert, und sich dabei klar von den ethischen Moralaposteln distanziert. Viel tragender und kohärenter ist dabei die Argumentationssäule der Bekömmlichkeit

II. "Ich kenne Menschen, die essen jeden Tag zwei, drei Tafeln Schokolade, die nehmen nicht zu". Ich auch. Diese unterschwellige Andeutung auf das Zurücklehnen in das genetische Schicksal mochte die ehemalige MTV-Moderatorin Anastasia Zampounidis jedoch nicht so stehen lassen und respondierte stante pede: "(...) Der Körper belohnt einen dafür, dass man gut zu ihm ist, und das ist einfach geiler als jede Pizza schmeckt!". Von dem Teil in ihrer Funktion als Werbebotschafterin für die sog. "Quantified Self"-Bewegung, der digitalen Selbstvermessung, möchte ich mich jedoch ausdrücklich distanzieren. Um es auf einen Punkt zu bringen, das erscheint mir als die perfekte Anleitung zum Unglücklichwerden
"Zu den Preisen hier in Äthiopien
bekämen wir in Deutschland 
handgefertigte Edelschokolade" 
Erstens teile ich die Einschätzung, dass "es genau die machen werden, die es eigentlich nicht müssten". Zweitens kennt der Mensch zwei natürlich-kluge und zumeist verlässliche Quellen mit der Intuition und dem gesunden Menschenverstand, deren Rückbesinnung keiner permanenten, maschinellen Erkenntnisquelle bedarf. Letztlich ist diese Form der "Zahlensammler-Bewegung", alles, deren Messbarkeit möglich ist, eine Reduktion des Menschen auf eine Rechenmaschine, die sich von einer smarten Uhr instrumentalisieren lässt. Ein viel zu hoher Preis. Wer sich mit dem totalitären Treiben innerhalb der Grenzen des Kim Jong-un Staates auseinandergesetzt hat, der weiß, diese totale Selbstkontrolle kann nur in Selbstzerstörung und -zerfall münden. Was die Anhänger als Form der Selbsterkenntnis bezeichnen erscheint mir eher eine pure Selbstentlarvung, bedenkt man, dass sie tagtäglich alle Daten veröffentlichen und vergleichen. 


Im ersten Moment erinnerten mich die "Quantified Self"-Ziele sogar an die Nazis, den perfekten Menschen schaffen zu wollen: groß, gesund, blond, schön. Eine Bessessenheit, die der Unfreiheit nahezustehen scheint. Eine angesteckte Amerikanerin weiß immerhin stolz zu berichten: "Nachdem ich den Arbeitsweg änderte, verspeiste ich 40 Prozent weniger Donuts". Ja, wie war das noch gleich mit der Intelligenz? Drei Sieger gibt es dennoch: 1. die Smartwatch-Industrie 2. die Krankenkassen und 3. die "big four" (Google, Apple, Amazon & Facebook). Und übrigens, "vielleicht gibt es ja wirklich Daten, die man gar nicht wissen will". 


"Beharrlichkeit führt zu Freiheit"
(Leben Magazin 02/2015)
III. Am ernüchterndsten fand ich jedoch die Reportage über angehende deutsche Jungköche, die wochenlang von einem Kamerateam begleitet worden sind. Dabei wird die Geschichte eines Auszubildenden gezeigt, den es in die zwei Sterne Gastronomie auf Sylt zog, um sein Leben endlich selbst in die Hand zu nehmen und sich mit dem Abschluss einer Lehre seinen Stolz und seine Männlichkeit zurückzuerobern. Dieser erwachsene Teenager, noch keine 20 Jahre alt, hatte bereits Frau und Kind, die nördlich des Rheingau's, wo Mosel und Rhein zusammenfinden, wohnten. 


#3
Dazu möchte ich ausdrücklich betonen, ich beglückwünsche jeden, aber auch jeden zu Kind und Kegel, und meinetwegen können andere zehn oder zwanzig Babys werfen lassen, ganz nach freiem Gustus, wirklich gar nicht meine Baustelle, aber sie sollen verdammt noch mal auch für sich und diese Kinder, mithin für ihre Familie die Verantwortung übernehmen! Es ist eine Unverschämtheit und Unsitte, wenn arbeitsfähige Menschen, die noch nicht Mal für sich selbst die Verantwortung tragen können, eine Familie gründen. Mit welchem Recht? Mit deutschem, ich weiß, traurig genug. Was ist das für ein verankertes Gesellschaftsbild (vergütetes Recht auf Faulheit), wo die Verantwortung für sich selbst nicht tragende (versorgungsfähige) Familien auf die Allgemeinheit abgewälzt wird? Diese Haltung, die für solche Menschen, wie für diesen Jungkoch selbstverständlich scheint, ist eine bodenlose Dreistheit. Ob, und wie dieser seine Ausbildung abschließt, möchte ich freilich nicht vorwegnehmen..

Montag, 5. Januar 2015

Am Ende bleibt der Schmerz

"Lieber hässlich leben, als schön sterben."
(Mei Ling in Metal Gear Solid)
Zwischensequenz: #Solid Snake, #Sniper Wolf
Die Liebe zu dem episch-epochalen Meisterwerk Metal Gear Solid, einem der Game-Klassiker schlechthin, aus dem Jahr 2000 (PC-Version) entsprang einem opportunistischen Geniestreich, als unser Nachbar das Spiel in einem Real-Markt sah, und feststellte, dass sich ein 70DM Spiel schlecht mit 5DM bezahlen lässt, also suchten wir nach einem Sonderpreis-Etikett zu 5DM und fanden es an einem Fußball, einmal abgeklebt und auf den Barcode des Spiels geklebt, bitte schön! Der Coup glückte, und die Erkenntnis blieb: Dreistigkeit und Mut werden (zu) oft belohnt.
#20 Tage, #400-Lauf-km, #Happy Hours
15 Jahre später schaue ich mir das Let's Play an, und lasse mich dabei von den Dialogen ein um's andere Mal verblüffen, als sie mit klugen Bonmot's wie "wer durch das Melonenfeld geht, der richte nicht seine Sandalen" (Mei Ling) aufwarteten. Ein echtes Lehrstück für's Leben, gepaart mit der passenden Musik - pure Emotion. Würde man den Charakter des Spiels mit einem Wort beschreiben müssen, ich würde den "Schmerz" wählen und genau diesen Gedanken möchte ich kurz vertiefen.

Dabei werden wir endlich wieder in philosophisch-psychologische Muster eintauchen, und uns der aktuellen Psychologie Heute Ausgabe (02/2015) sowie Arthur Schopenhauer's Erbgut widmen. Ihr erinnert euch, dass Schopenhauer's elementarste These darin bestand, dass "der Vernünftige auf Schmerzlosigkeit, nicht auf Genuss ausgeht", mithin also "nicht dem Vergnügen, sondern der Schmerzlosigkeit nachgeht". Demnach sei "aller Genuß und alles Glück negativer, hingegen der Schmerz positiver Natur". Dank jenes positiven Charakters ist die Abwesenheit von Schmerz "der Maßstab des Lebensglückes". In der Konsequenz ist "das Verkennen dieser Wahrheit, durch den Optimismus begünstigt, die Quelle vielen Unglücks".

#noch 1 Monat
#GNTM 2015
Ausgehend von der "Erkenntnis der Negativität des Genusses und der Positivität des Schmerzes" erachteten die Kyniker die "absichtliche Verwerfung der Genüsse" als nötig. Denkt dabei mal an ein ganz einfaches Beispiel: ihr esst ein wundervolles 3-Gang-Menu, mit dem besten Stück Schokoladenkuchen, einer bombastischen Buttersauce, der pure Genuss also, aber was passiert danach im Kopf? Keiner mag mir erzählen, dass er danach im Kreise tanzt und Hurra singt! Die meisten dürften doch fühlen und denken: OMG, was für Kalorienbomben! Bitte nicht die Waage, nicht jetzt, nicht Morgen.. - das ist es, wovor die Kyniker und Schopenhauer in seiner Eudämonologie warnten.

Insofern ist es eine Torheit der Amerikaner "Streben nach Glückseeligkeit" in ihre Verfassung zu schreiben. Psychologie Heute greift diesen Ansatz nunmehr in Thesen, wie der Schmerz biete "Lebenssinn und Zuversicht", er habe "eine euphorische Komponente: Als Kampfoder-Flucht-Reaktion steigert er die körperlich-seelische Mobilmachung", "Schmerz ermöglicht Kontrolle", biete eine Plattform für "Mitgefühl, Aufmerksamkeit und Zuwendung" (Exkurs: wenn mein Bruder mich auf dem Boden hatte, schrie ich vor Schmerz! Er ging. Tatsächlich war es nur vorgespielt von mir) und sei zudem "ein Warnsignal", auf. "Man leidet zwar Qualen, doch fühlt sich dabei lebendig und vital", allein "die Wunden (SVV) wecken eher Scham als Stolz. Abschließend fragt das Magazin daher in rhetorischer Manier, ob "das gute Leben wirklich ein schmerzfreies Leben ist?". Wir wussten bereits vorher: nein.

Dienstag, 18. November 2014

Rien que la beauté

"Auch wenn ich ein paar Kilo zu viel habe: 
Zufriedenheit fängt im Kopf an. 
Wenn wir uns selbst mögen, sind wir am schönsten."
(Carina Behrens, in: myself 12.2014, S. 102)
 
Le rubrique culturelle allemand est mort, vive le rubrique culturelle allemand („Das deutsche Feuilleton ist tot, es lebe das deutsche Feuilleton“). "Beauté sert a la femme", würde der bescheidene Franzose sagen und damit zugleich bekennen, dass wir uns heute thematisch ganz der Schönheit widmen, als darauf sowohl die aktuelle Ausgabe des myself Magazins, wie auch die WamS - "mit einem Heft der Schönheit" - rekurrierten. Zunächst eine kleine Auswahl wissenschaftlicher Bonmot's, deren Validität und Bestätigung ich ihnen durchaus nicht absprechen würde. 
  • "In den Industrieländern liegt das attraktivste Gewicht etwas unter dem Durchschnitt..." und ein kleiner Nachsatz folgte: "...wobei die Frauen hier meist im Durchschnitt etwas schwerer sind, als für ihre Gesundheit ideal wäre." (sagt der Wissenschaftler Lars Penke, in WamS, S. 15f)
    •  "In Industrieländern scheinen Frauen gar Männer zu bevorzugen, die femininer als der Durchschnitt wirken". (Das wiederum kann ich aber nicht bestätigen!)
     
  •  "Männer werden attraktiv durch die Kleidungsstücke, die sie tragen. Frauen durch die, die sie nicht anhaben". (Das ist auf sicher konsensfähig, ebenso die mögliche Kausalität, dass die Forscher Schönheit im Zusammenhang mit Männern nicht eindeutig erklären können, sozus. ein mismatch
©myself Magazin, aus 12.2014
Betrachten wir den Kontext mal etwas kulturphilosophischer. Das myself Magazin stellt fest: "Oh, wie schön ist Polen" und reiht sich damit nach zehnjähriger Sondierung endlich auch in meinen Hypothesen-Katalog ein. Das polnische Model Kasia Smutniak begründet - im Übrigen absolut zu Recht!-, dieses empirische Urteil mit der Natürlichkeit der Polinnen, als sie erklärt: "Wir versuchen nicht mit viel Make-Up erwachsen zu werden". Mancherorts sagt man hierzulande gebe es sogar Frauen, die regelmäßig ein Sonnenstudio aufsuchten und glaubten damit ewige Jugend und Schönheit für sich zu erobern - Autsch! Der in Düsseldorf gut bekannte Heinrich Heine schrieb einmal:
  • "Was sind alle Calderonischen Sterne der Erde und Blumen des Himmels gegen diese Holden, die ich ebenfalls, auf gut Calderonisch, Engel der Erde benamse, weil ich die Engel selbst Polinnen des Himmels nenne! Ja, mein Lieber, wer in ihre Gazellenaugen blickt, glaubt an den Himmel" (in Reisebilder – Kap. 129; dem ist nichts hinzuzufügen)
Zwei letzte Bonmot's möchte ich doch gerne noch in die Diskussion werfen, und zwar sagte der peruanische Top-Fotograf Mario Testino einmal: "Wenn man nicht sein kann, wer man ist, kommt das auf eine düstere Art zum Vorschein." (sozus. als Negation sehr treffend). Das letzte Wort sei dem tschechischen Schriftsteller Franz Kafka gegönnt: "Jeder der sich die Fähigkeit erhält, schönes zu erkennen, wird nie alt werden". In diesem Sinne, Freunde der Nacht, anbei noch meine visuellen Top5-Assoziationen mit dem Begriff der Schönheit. 
©moustachemagazine.com
#Film-Meisterwerk: #American Beauty
#Astrid Alauda würde sagen:
"Dein Körper ist ein Tempel, aber nur
wenn du ihn wie einen behandelst.
"
©Hahner-Zwilling, #innere Schönheit
#Lisa oder Anna Hahner (who know's?)
ist auf sicher kein Subjekt der Begierde,
dünn sein ist von Außen betrachtet nicht
attraktiv, aber für mich ist es eine noch
größere Versuchung als Schokolade, sie
"schmeckt" so unschlagbar gut und ich würd'
sie nie wieder eintauschen wollen.. oder:
"Each gram less is a better quality of life!"
(exklusive krankhaftes Untergewicht!)
©"Ma...", #Fluch und Segen, aber wie für
jeden im Leben ist die Komödie (Segen, Liebe) nur
temporär und alles Leben endet in der Tragödie
(Tod, Verlust), #meine letzte² Freundin, #nie mehr
bin ich einer "schöneren" Frau begegnet, und es
war mir vom ersten Tag allen Endes an bewusst..
©movepins.com #wenn mir jmd. einen völlig unrealistischen
Wunsch erfüllen wollte, er dürfte mich einen Tag lang in
Ryan Gosling schlüpfen lassen - hach, wie wär das 'schön'!
©WamS, vom 16.11.2014

Sonntag, 3. August 2014

Le creux estival

 "Ich kann keine Landschaft lieben, die nicht von geliebten Augen gesehen worden ist."
(François Mauriac)

©Zeit Magazin
Ein süffisantes Defilee auf die deutsch-französische Völkerverständigung gefälligst? Bitte! Wenn kein geringerer als Karl Lagerfeld "Selbstgefälligkeit", als die "schlimmste Bremse im Leben, die einem passieren kann" bezeichnet, dann würde der gebildete Grieche das wohl mit sarcasme übersetzen. Ehrlich, es hätte die Substanz der Pflege (s)eines frugalen Lebensstils, also in etwa N2. Nichtsdestoweniger, liebe ich seine Interviews; sodann also Zitate, die er gegenüber dem Zeit Magazin (©, I) und der Wirtschaftswoche (©, II) zum Besten gab.

"Ich pflege eine freiwillige Selbstdisziplin".
 
"Man darf seine Neugierde nicht verlieren, sonst geht die Energie weg. Man muss sich (nicht?) für alles interessieren – aber man darf nie nur in eine Richtung gehen, man muss sich alle Türen offen halten."

"...wenn du gut angezogen bist, ist die Hälfte des Jobs schon getan." (Leider wahr!)

"Man meint, wenn man schlampig ist, wirkt man jung. Aber das ist ein Fehler." (Leider wahr!)

"Sie (Anm.: die Katze) hat das Gefühl, ihr kann nichts passieren. Es geht immer Zufriedenheit von ihr aus. Das bewundere ich."
~
 
"...aber wenn Sie dumm sind, bleiben Sie dumm, wenn Sie hässlich sind, bleiben Sie hässlich. Sie kennen die Geschichte von Winston Churchill, eine Frau, die sehr hässlich war, sagte zu ihm: Sie sind ja betrunken heute Abend! Ja, sagte er, aber wenn ich morgen früh aufwache, bin ich nicht mehr betrunken, und Sie sind immer noch hässlich." (Leider gut!)

"Ich glaube an mich selber, das heißt, ich erwarte nicht, dass die anderen alles für mich tun." (Leider gut!)

"Früher wollten die Kinder – und auch heute noch – immer wie die anderen Kinder sein. Das habe ich nie gewollt. Ich wollte anders sein..."

"Geistig ist das materiell Schwere ja im Grunde leicht, weil ein Geist, der voll ist, leichter ist als ein schwerer Dummkopf."

"Vor allem ist die Krise eine gute Reinigung." (Anm.: Katharsis-These, ja)

©Zeit Magazin
"We lost, because we won."
('Solange Sie nichts gewonnen haben,
können Sie nichts verlieren'.)
 - Emily Dickinson

Montag, 21. Juli 2014

niespodzianka

 "It is incredible how much we need a workout in order to feel good..."
(Claudia Nystad)
#kommenden Donnerstag, #Tegernsee, #Bräuhaus
#so geil dieser bayrische Kartoffelsalat ist,
aber die Schweinhaxe muss ich doch umgehen - iwie..
Velle non discitur {"Wollen lässt sich nicht lernen"}
(Seneca I)

Bei einer E-Sport-Coverage in den USA wurden kürzlich Profi-Spieler gefragt, wenn sie die Wahl hätten zwischen Talent oder Willen, was sie wählen würden? Und keiner wollte oder konnte sich festlegen, lediglich einer sagte, Talent gebe es gar nicht (diese Meinung teile ich nicht), und genau der Aphorismus von Senecea aber spiegelt m.E. wider, warum die Frage alles andere als trivial und eine Antwort - für oder wider - tatsächlich unmöglich ist. 

Treffend dazu lässt sich freilich auch Schopenhauer rezitieren: "Darum ist das bloße Wollen und auch Können an sich noch nicht zureichend, sondern ein Mensch muss auch wissen, was er will, was er kann: erst so wird er Charakter zeigen (...)". "Bevor er dahin gelangt, ist er, ungeachtet der natürlichen Konsequenz des empirischen Charakters, doch charakterlos, und obwohl er im Ganzen sich treu bleiben und seine Bahn durchlaufen muss, von seinem Dämon gezogen (der ein oder andere von euch weiß, was gemeint ist); so wird er doch keine schnurgerechte, sondern eine zitternde, ungleiche Linie beschreiben, schwanken, abweichen, umkehren, sich Reue und Schmerz bereiten: dies Alles, weil er, im Großen und Kleinen, so Vieles als dem Menschen möglich und erreichbar vor sich sieht, und doch nicht weiß, was davon allein ihm gemäß und ihm ausführbar, ja, auch nur ihm genießbar ist." "(...) und wiewohl man immer der Selbe ist, so versteht man jedoch sich selbst nicht jederzeit, sondern verkennt sich oft, bis man die eigentliche Selbsterkenntnis in gewissem Grade erworben hat". Tell's the whole story...


"Niemals wirst du glücklich sein, wenn es dich quält, dass ein anderer glücklicher ist"
(Senecea II)
 
"Wenn du bedenkst, wie viele dir voraus sind, so denke daran, wie viele dir folgen."
(Senecea III)

"In der Gedankenlosigkeit besteht das angenehmste Leben"
(Sophokles)


Das sind doch meine Worte, man muss es sich nur immer wieder klarmachen... die Implikation soll freilich jedoch nicht sein, nicht zu (ge-)denken, sondern, dass das Leben für den Geistreichen nicht (immer) angenehm ist. Damit zurück zum Wesentlichen, gestatten:

#Coco Rocha, #rotes Ahornblatt, #Supermodel
#Dünne Beine sind das Zweitwichtigste auf der
Welt, nur #Frauen rangieren noch davor, wenn
beides zusammenfällt, hat es etwas Göttliches!
#Delacour Langur

Donnerstag, 17. Juli 2014

ambiwalencja ten etyka

#Konsumrausch, #150€-Woche, #152, #7,5kg Schoki (Rekord!)
#Man könnte meinen Deutschland sei Weltmeister geworden..
#Nike Flyknit: supergeiler Look, aber nicht zum Laufen..
Sodann zu einer Portion köstlich-kultivierter Aphorismen aus Schopenhauer's "Die Kunst glücklich zu sein" (Fortsetzung* meiner Serie); Tags: #Glück, #Persönlichkeit, #Schopenhauer, #Schmerz, #Aristoteles

"Daher sollten wir bestrebt sein, den hohen Grad vollkommener Gesundheit zu erhalten, dessen Blüte die Heiterkeit* ist: dessen Erlangung erfordert Vermeidung aller Ausschweifungen, auch aller heftigen und unangenehmen Gemütsbewegungen, auch aller großen und fortgesetzten Geistesanstrengungen*, endlich täglich wenigstens zwei Stunden rascher Bewegung in freier Luft."

"Nichts wird aber in gleicher Weise nützen wie sich unauffällig zu verhalten und ganz wenig mit anderen zu sprechen, sehr viel mit sich selbst"

"Die Quelle unserer Unzufriedenheit liegt in unsern stets erneuerten Versuchen, den Faktor der Ansprüche in die Höhe zu schieben, bei der Unbeweglichkeit des andern Faktors, die es verhindert."
"Seine Ansprüche im Verhältnis zu seinen Mitteln jeder Art möglichst niedrig stellen ist das sicherste Mittel, großem Unglück zu entgehen"

"Durch nichts entziehn wir uns so sehr dem Zwange von außen als durch Selbstzwang"

"Dagegen ist der Weg der Lebensweisheit dieser, dass man ausgeht von der Überzeugung, dass alles Glück und Genuss nur negativer Natur sei, der Schmerz und Mangel dagegen realer und positiver Art."
"Alle Genüsse sind chimärisch"
"Nicht nach Lust, sondern nach Schmerzlosigkeit strebt der Kluge" (Aristoteles)
"Wenigstens 9/10 unsers Glücks beruhen allein auf der Gesundheit"

"Alle genialen Menschen sind melancholisch und die sehr heitern Gemüter sind nur von oberflächlichen Geisteskräften" (Aristoteles; Inkompatibilität*)

"Was einer in sich ist und an sich selber hat, kurz seine Persönlichkeit und dann Wert, ist das einzige Unmittelbare zu seinem Glück und Wohlsein". (Cogitata)
"Das größte Glück ist die Persönlichkeit" (Goethe)
"Das Glück ist keine leichte Sache. Es ist sehr schwer, es in uns selbst, und unmöglich, es anderswo zu finden" (Chamfort)
"Das Glück gehört den Selbstgenügsamen" (Aristoteles)
"In allem und bei allem genießt man eigentlich nur sich selbst. Taugt das Selbst nicht viel, so sind alle Genüsse wie köstliche Weine in einem mit Galle tingierten Munde."