Samstag, 20. Juli 2013

„Wir reden jeden Tag über Titel“

Der erste Fanclub des SSC Otzhausen, "die Würmer", hatte die Gelegenheit mit Trainer Otze Worman über den aktuellen Stand des Teams und einen Ausblick auf die kommende Saison, zu sprechen. Exklusiv, stellen wir den Vorabdruck des Interviews vor.
Herr Worman, haben Sie schon einen Sonnenbrand aus dem ersten Trainingslager mitgebracht?
Spüren tue ich noch keinen, allerdings bin ich auch in der komfortablen Situation, dass ich das Trainingsgeschehen mit einem bequemen, lilafarbenen Sombrero beobachten kann. Dass ein oder andere Spielergesicht könnte inzwischen auf einen zu langen Aufenthalt im Sonnenstudio schließen lassen, was ich durchaus als ein positives Signal sehe.

Kommen wir damit in medias res. Es hat einen großen Umbruch gegeben. Wieso?
Wir haben jahrelang auf ein quantitätsorientiertes Konzept gesetzt. Jede Position wollten wir doppelt besetzt haben, um den Konkurrenzkampf zu schnüren. Das hat sich lange bewährt. Zum Ende der letzten Saison habe ich aber gemerkt, dass die Stimmung im Team dadurch gehemmt ist. Der Zusammenhalt war nicht mehr gegeben. Wenn der interne Wettbewerb und der Teamgeist sich gegeneinander ausspielen und keine Harmonie mehr bilden, dann musst du handeln. Das habe ich getan.

Wie sieht das neue Konzept aus und was können wir für die kommende Saison erwarten?
Wir wollen klar auf das Primat der Qualität setzen. Dafür haben wir den Kader massiv entschlankt und uns nur punktuell verstärkt. Ziel ist es, einen engen Kreis aus 15, 16 Spielern zu haben, um auf Verletzungen oder Überbelastungen reagieren  zu können. Die Spieler wissen aber jetzt, wenn ich meine Leistung bringe, dann spiele ich auch am Wochenende.

Sie haben die Wechsel angesprochen. Warum mussten Spieler wie Stefan Aigner oder Takashi Inui, die insgesamt eine gute Saison gespielt haben, gehen?
Das ist richtig. Ich möchte mich in diesem Zuge auch nochmals ausdrücklich für die Arbeit von Taka und Stef bedanken. Wir hatten eine großartige Zeit zusammen und die Entscheidungen fielen uns auch nicht leicht. Es war aber notwendig, den Umbruch konsequent umzusetzen. Da bleibt immer etwas Wehmut, aber am Ende zählt der Blick nach vorne. Ihr Fans wollt modernen und attraktiven Fußball auf konstant hohem Niveau sehen, dafür muss sich eine Mannschaft ständig neu erfinden und auch offen sein für andere Wege. Nicht zuletzt war mir die Abhängigkeit von Eintracht Frankfurt einfach zu stark. Wenn sie eine schwache Runde spielen, wie im letzten Halbjahr, dann konnten wir das nicht kompensieren.

Kommen wir nochmal zu den Personalien. Wieso geben Sie fast das Doppelte über dem geschätzten Marktwert für einen Spieler aus?
Sie meinen Micki? (Anm d. Red.: Henrikh Mkhitaryan) Zunächst einmal bin ich froh, dass wir das neue Gesicht Borussia Dortmunds mit Micki und Pea (Anm d. Red.: Pierre-Emerick Aubameyang) für uns gewinnen konnten. Das ist eine große Anerkennung unserer Leistung der vergangenen Jahre, dass solche Spieler sich für uns entscheiden. Micki kam sogar zu mir und erklärte mir, er wolle unbedingt zu uns und nur zu uns, weil er der Überzeugung sei, dass seine persönliche Entwicklung und Karriere bei uns am besten gefördert würde. Ihm gefiele auch die Art, wie ich mit Spielern kommuniziere. Das hat unser Bemühen um ihn natürlich nachhaltig bestärkt. Ich bin mir sicher, er wird bereits in 2 bis 3 Jahren seine Investitionssumme wieder eingespielt haben. Zudem muss man sehen, dass wir mit dem Abgang von Kevin (Anm d. Red.: Kevin De Bruyne) unseren stärksten Spieler der vergangenen Periode in Richtung England verloren haben. Er ist eines der größten Talente in Europa. So einen Spieler gibst du ungern ab. Kevin ist noch jung und hat eine große Zukunft vor sich, da ist es verständlich, wenn er bei einem der größten und reichsten Clubs Europa seine Chance sucht. Für uns bedeutet das, wenn wir einen guten Spieler verlieren, müssen wir versuchen ihn durch einen besseren zu ersetzen. Wir sind uns sicher, mit Micki diesen Spieler gefunden zu haben. Ich bin von seinem Talent vollends überzeugt und er wird eine neue Qualität in unser Spiel bringen. Ihr dürft euch auf großen Fußball freuen.

Nun wird Mkhitaryan aber zum Saisonauftakt fehlen. Wie sehr schmerzt das?
Sehr, das tut richtig weg. Nein, wir sind gut aufgestellt – auch im Mittelfeld. Besonders in der Offensive sehe ich mit Nikolai, Michel und Ibrahim keine Bedenken und Medo (Anm d. Red.: Slobodan Medojevic), der Micki ersetzen wird, hat einen großen Entwicklungssprung gemacht. Es macht richtig Freude, den Jungen im Mittelfeld für die Anderen ackern zu sehen.

Ist die Akte „Transfers 2013/14“ damit abgeschlossen?
Das Team steht! Allerdings halte ich es gerne mit Sean Connery und Klaus Maria Brandauer, sag niemals nie! Im Mittelfeld würden wir immer über einen Spieler nachdenken, der uns weiterhilft. Da ist die Qualität zwar ausgesprochen hoch, aber unsere Personaldecke doch langfristig recht dünn. Und Pech ist eine Konstante, der du keine große Angriffsfläche bieten möchtest. Es muss natürlich auch im finanziellen Rahmen sein. Daher möchte ich auch kein Tauschgeschäft ausschließen. Im Sturm muss man gleichzeitig sehen, dass wir immer noch ein starkes Überangebot haben und wenn ein Spieler den Wunsch hat, uns zu verlassen, werden wir uns das auch genau ansehen. Jeder weiß auch, dass ich ein Freund des Gleichgewichts bin. Insofern ist die Situation für einen Tausch nicht ungünstig, es muss aber alles passen und wir werden sicherlich auch nur mit einem seriösen Partner zusammenarbeiten, mit dem wir bisher gute Geschäftserfahrungen gemacht haben.

Das heißt, einen Tauschkontrakt mit „tobsen2k“ schließen Sie kategorisch aus?
Mit ausschließlichen Managemententscheidungen befasse ich mich nicht.

Gibt es denn etwas Konkretes?
Unser Management arbeitet hart und mit Bedacht. Wenn es etwas zu verkünden gibt, werden sie es zeitnah vermelden.

Es wird also noch eine große Pressekonferenz geben?
Davon gehe ich nicht aus – zumindest nicht mit mir. Für mich liegt ab jetzt die ganze Aufmerksamkeit auf dem Sport und der Mannschaft.

Was sind Ihre Ziele für die Saison?
Nach so einem Umbruch ist es schwierig zu beurteilen, wo wir stehen. Wir reden jeden Tag über Titel, aber nie über die Meisterschaft. Jeder Spieler hat bei uns eine außerordentliche Aufgabe, abseits des Fußballfeldes. Dani (Anm d. Red.: Dani Schahin) ist zum Beispiel unser Friseur, d.h. er trägt den Titel offiziell gewählter Haarberater – einstimmig gewählt, versteht sich. Die Top 4 sollte möglich sein, nein, zum Ernst: Um die Meisterschaft werden wir nicht mitspielen können, aber der zweite Platz muss und wird die Vorgabe sein. Wir wollen uns langfristig in der oberen Hälfte, d.h. Top 2, festsetzen. Wenn ich sehe, dass die Konkurrenz sich mit Naldo oder Lahm verstärkt, dann müssen wir uns nicht verstecken. Da sind wir schon ein, zwei Schritte weiter.

Ich danke für das Interview.
Gerne.

1 Kommentar:

  1. Hey,
    vielen lieben Dank für deine regelmäßigen lieben Kommentare auf meinem Blog! :) Ich freue mich immer sehr darüber. Bisher habe ich nie die Möglichkeit gefunden, dir zu antworten, weil es aussah, als hättest du keinen eigenen Blog, aber jetzt bin ich hierhin gestoßen. ;) Glubschi ist ein sehr süßer Vorschlag. :D

    Liebe Grüße
    Vanessa

    AntwortenLöschen