Sehnsucht ist ein Erlebnis, das ich schätze.
Alsdann, meine Wochentopics in drei Etappen. Es ist bereits Freitag, nein, nicht der 13., aber für einen Moment lang fühlt es sich so an. Der Moment sollte mehrere Stunden andauern. Dieses Gefühl der inneren Wut, ohne zu wissen, an wen sie zu adressieren ist. Ein Ortsbesuch. Freitags, wenn ich am Niederrhein das Wochenende verbringe, bestelle ich
Nein, ich bin nicht sauer über das falsche Stück
Kuchen, ein Vulkan ist ja au ne sauer-.-
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mir meistens meinen Mohnstreuselkuchen beim regionalen Biobäcker - meine zweite Form des Zusammenfindens von Besonderheit der Region und Mensch. Abholen lasse ich den vorbestellten Kuchen von meiner Mutter, die wiederum ihre Praktikantin für diese Aufgabe schickt. "Keine Bestellung angekommen", soll sich der Verkäufer zitiert haben lassen. "Wie bitte? Ist der noch am Markt?", antworte ich schon leicht gereizt und drucke mir den Bestellschein aus. Kurz darauf diskutiere ich mit ihm, wie es dazu kommen konnte. "EDV, passiert öfters mal", wiederholt er sich. "Zufall ist etwas, das ich mir nicht leisten kann", denke ich inzwischen überdurchschnittlich gereizt. Ergebnislos. (Mein Mohnkuchen ist immer in den ersten Minuten der Markteröffnung bereits vergriffen, wenn man ihn ne bestellt hat - der einzig wahre eben) Also rufe ich beim Bäcker - freundlich aggresiv, versteht sich - im Betrieb persönlich an; der Azubi nimmt ab, ich schildere mein Problem, woraufhin er sich entschuldigen lässt. Wenige Augenblicke später: "Wir hatten da ein IT-Problem, die Daten wurden ne weitergeleitet an die Vertrieb'ler. Also Herr xxx, ich stelle ihnen für nächste Woche einen Gutschein aus, is' das okay?". Na, bitte! Natürlich war ich noch hochgradig echauffiert, denn ich wollte ja meinen Mohnkuchen, und zwar nur den, mit Pudding; weshalb ich es hier einbringe: Kämpft um euer Recht, fordert es ein!
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Donnerstag, gegen Abend. Ich fühle mich gerade an eine fast vergangene Zeit zurückerinnert. Fast jeden Tag sitze ich umgeben vom weiblichen Geschlecht und muss den Deutsch Leistungskurs über mich ergehen lassen. Ganze zwei Männer unter all den
Out of time: Homo oeconomicus |
Frauen, davon ein richtiger Mann, der gut mit Frauen kann und einem so halben Mann, mich, den sowohl die Frauen als auch die Literatur wenig interessieren. Angst macht es mir manchmal, wenn mir klar wird, wieviel das ich aus der Zeit an Wissen mitgenommen, wobei ich allenfalls im Unterbewußtsein dem Unterricht gefolgt habe - eine Beteiligung ohne Aufforderung, völlig ausgeschlossen, obwohl das für gewöhnlich so gar nicht meine Art war, aber mir fehlte jeder Bezug dazu und mein Leben versprach damals aufregenderes als die Mätresse des Königs oder eine heimatlose Frau, die sich durch das Berlin der 1920er Jahre schlägt; ich bemalte das viele Papier, das wir Woche für Woche bekamen - irgendwelche Textauszüge, wie auch immer - malte Herzen, alles was mir einfiel, was mich an dieses Mädchen weit weg vom Ort der zeitlosen Literatur denken ließ. Was würde sie wohl gerade tun? - mein Bewußtsein war gegenwärtig, einzig fokussiert auf die Gedanken an sie. Nur mein Name konnte mich aus diesem 90minütigen Gedankenschlaf wecken - ich war mit Abstand der schwächste Schüler in den zwei Jahren, die Abiturprüfung ausgenommen.
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Editorial: ©Vogue Korea |
Ich hätte nicht gedacht, dass du kein Interesse für Literatur hattest. Hat sich das gewandelt oder bist du immer noch nicht für Goethe oder Dürrenmatt zu begeistern? Dann Schreibstil würde einfach nicht zu jemanden passen, dem das kalt lässt. Du hast nämlich, meiner Meinung nach, etwas literarisches, eigenes. besonders wenn du dir Mühe bei einem Text gibst.
AntwortenLöschenIrgendwie finde ich deine Wohnsituation verwirrend. Wahrscheinlich nur, weil ich noch nicht lange Leser bin. hast du eine eigene Wohnung oder wie funktioniert das :D ?
Man, was hast du gemacht? Jetzt will ich auch Mohnkuchen und ich kann durchaus deinen Ärger verstehen, das muss ich zugeben. Aber mein Wunsch für Mohnkuchen, ist grad größer. Hm, naja. da ich am Niederrhein wohne sollte ich doch wohl mohnkuchen kennen, aber neein, geht natürlich wieder an mir vorbei, was vielleicht daran liegt, dass ich fast nie kuchen esse.. :D
AntwortenLöschenMax Frisch kann mit Worten umgehen, wie du selbst wohl letztens schon erwähntest, wie kaum ein anderer, zumindest immer ganz auf seine Weise, wobei es ebenso begabt Autoren gab, nur ebenso auf ihre Weisen. Wobei ich das oben aufgeführte Werk nie gelesen habe, sondern mich auf "Mein Name sei Gantenbein" beziehe, aber naja, Max Frisch hat auch dort gutes vollbracht.
Für Mohnkuchen lohnt es sich auch mal gereizt zu werden und vor allem, wenn man ihn noch bestellt hat. Sehr doof, aber zum Ende hin ja gut ausgegangen. Bis auf den momentanen Verzicht.
AntwortenLöschenZu deinem Kommentar: Ich bin auch eine Person, die es lieber zu warm als zu kalt hat. Ich kenne kein unangenehmeres Gefühl als die Kälte ^^