Dienstag, 21. Oktober 2014

"Essen ist Leben"

"Es gibt nur kleine Schritte nach vorn."
(aus Wintermädchen Ƹ̴Ӂ̴Ʒ, S. 352) Germany
©Amazon.de
Die Schlüsselfrage, die ich mir zu dem Buch gestellt habe, ist, ob es eine 'Anleitung zum Tod' oder vielmehr 'Hilfe zur Selbsthilfe' bietet. Ich bin mir sicher, dass es letzteres trifft. Auch wenn das Buch kein literarisches Feuerwerk ist, so muss einen die schonungslos beschriebene Folge einer ES einfach wachrütteln und wenigstens die letzten intuitiven Alarmschläge in einem aufwecken. Lässt sich das Buch in einem Wort zusammenfassen? Ja, bittersüß! Am Ende war es ein Gefühl zwischen ich-mag-nicht-mehr-hinsehen und vier, fünf sehr amüsanten Formulierungen. Unabhängig davon, habe ich einen kleinen Kreis an Zitaten zusammengetragen, die für mich bleibenden Charakter haben.
  • "Ich bin achtzehn. (..)" "Nicht, wenn ein Gericht entscheidet, dass du für dich und andere eine Gefahr bist".
Ich erinnere mich noch sehr gut, als ich im Sommer 2008 im Zimmer meines Hausarztes saß und er mir zwei Alternativen anbot. A1. Selbsteinweisung ins Krankenhaus A2. Entmündigung und Ernennung eines (fremden) Vormunds. So schnell wie ich in 5 Krankenhaustagen mit Trinknahrung (1kcal/ml) vier Kilo zunahm, waren sie auch wieder weggeschmolzen..
  • "Er gibt endlich zu, wie schlimm die Lage ist, glaubt aber nicht daran, dass die Behandlung anschlagen wird. Weil du nicht gesund werden willst. Er sagt, dass sich nichts bessern wird, solange du nicht gesund sein und ein richtiges Leben führen willst. Und ich bin im Großen und Ganzen derselben Ansicht."
Ich auch.
#2010, #THS Mainz
#"Ich lache und trinke
aus Versehen ein bisschen
heiße Schokolade".
  • "Aber warum isst du denn Brownies, wenn du nicht dick werden willst?", fragte das elfengleiche Mädchen, das ich war. "Weil ich Hunger hatte". (Tränen liefen ihr die Wangen hinunter und trafen auf ihr verschmiertes Kinn)
Herzergreifend!
  • "(...) und man mich Zwang, Butter zu essen (...)"
Es war ziemlich genau vor 5 Jahren, an einem Abend mitten im Herbst, als ich kurz nach meiner Anreise zum ersten gemeinsamen Abendessen in der Klinik durfte musste und ich mich widersetzte auch nur 1g Butter auf mein Brot zu schmieren. Beim anschließenden Gespräch im Zimmer der Chefärtzin wurden mir wieder zwei Alternativen angeboten. A1. Keine Butter essen und direkt wieder nach Hause fahren A2. Je 10g Butter mit Belag essen und bleiben. Ich blieb bekanntlich, eines jedoch bleibt: auch Heute esse ich kein Gemüse, das in Butter gebadet hat - auch nicht, wenn es nur unter Butter geduscht hat!
  • "Schwindel/Schwerkraft/Fußboden/Dunkelheit"
Wie oft bin ich selbst - schwarz vor Augen - einfach bewusstlos umgekippt? Zu oft.
  • "Du gehst jetzt da rein und erzählst dieser Frau die Wahrheit. Sag ihr, was in deinem Kopf los ist und warum du diese Dinge tust."
Genau das ist es, was eine Behandlung so schwierig, beinahe unmöglich, und einen Babysitter gleichwohl notwendig macht: das Belügen. An erster Stelle das Belügen sich selbst gegenüber, mit dem man sich seiner Eigenverantwortung und jedweder Selbstfürsorge beraubt..
©Robin Alexander, #die Welt
  • "Sie meinte, die Welt wäre besser, wenn es immer Waffeln gäbe statt Brot."
"Only incremental steps are possible"
(wintergirls by Laurie Halse Anderson) United Kingdom

The key matter that has to be answered is whether the book is a code of practice ending with death or may activate or rather reopen your eyes and mind to be able to help yourself. I guess the latter. The kind of writting is not like Goethe or Schiller but relentlessly regarding the effects of an eating disorder. To cover the book in one word I would call it bittersweet. It switches from amusing expressions to merciless self-contempt. "Food is life"❤❤❤❤

6 Kommentare:

  1. Mit deinem Kommentar hast du recht, ich denke auch, dass ich so eher weniger, bzw zu wenig esse. Aber irgendwie erscheint mir das nicht so tragisch. Momentan fühlt es sich so frei an, zu essen ohne die Kalorien zu zählen und alles auf die Waage zu stellen. Obst mal nicht in den Convenience-Packungen zu kaufen weil da die Kalorien angegeben sind, sondern in der Frischwarenabteilung..
    Ich denke so auch viel weniger nach, was ich esse. Ich nehm einfach das, womit ich mich wohl fühle. Klar, die Kalorien kann ich nicht vollständig ausblenden, ich kenn ja einige Lebensmittel mit den Angaben. Aber ich zähl nicht mehr mit. Mehr so nach Gefühl.

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  2. oje, hast du auch kniebeschwerden? :/ sry falls ich das mal überlesen hab^^ ich hoffe natürlich sehr dass die physio jetzt hilft..

    dieser satz triffts genau: die welt gehört denen, die nicht nach links oder rechts denken,m sondern nach vorn.
    muss ichmir merken ;)

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  3. Hallo Otze,
    ja du hast Recht mit dem Saft. Trinken ist da eben so ne Sache, aber wegkippen kann man es auch nicht. Da fühlt man sich undankbar und verschwenderisch...

    Das Buch habe ich auch gelesen, ist noch gar nicht so lange her, ich glaube das war Mai/Juni. Mir hat es gut gefallen

    Liebe Grüße

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  4. Ich habe dich schon des öfteren auf verschiedenen Blogs gelesen und habe es nun endlich einmal hierher geschafft und muss sagen das ich wirklich begeistert bin von deinem Schreibstil und deiner Ausdruckswahl. Es geht mir wirklich unter die Haut, wenn ich deine eigenen Kommentare zu dem Buch lese, weil ich so genau mit dir fühlen konnte!

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  5. Kaputzenpullis sind toll gerade bei dem Wetter ziehe ich sie gerne an.
    Aber auch bei gemütlichen Abenden dürfen sie nicht fehlen.
    Die Schokolade ist übrigens wirklich viel zu teuer aber dank meiner Bulimie war da das Verlangen manches Mal größer, als der Verstand.
    Und höre mir auf mit Nougat, da lässt du gerade meine Geschmacksnerven erwachen :D

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  6. Schöner Blog:)
    Und danke fürs Kommentar:)
    Ja es gibt nichts besseres als Sport wenn man nen scheiß Tag hatte ...
    Und wundervoller Post!
    Liebe Grüße :)

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