Ein Laufbericht. Der diesjährige Mailauf war wie immer ein unverzichtbares Erlebnis für mich! Klein, familiär, kurz, aber intensiv. Gegen 16:15 machte ich mich auf zum Start, der nur wenige Meter vor meiner Haustür beginnt, sodass ich noch gut 10Min haben würde, um beim Warmlaufen auf Betriebstemperatur zu kommen. Nach einem kurzen Blick auf den Startbereich, justierte und straffte ich noch kurz meine Schnürsenkel, ehe mich jmd. von oben anklopfte. "Hey! Wie isse't?" Es war der Postbote. Mit einem lächeln antwortete ich: "Ney, du hier? Weltklasse!"
Ne nur ich hatte zu kämpfen! =) |
Rückblick: Vor zwei Wochen habe ich ihn auf den letzten Trainingskilometern getroffen, wir ham so über dies und das philosophiert und ich versuchte ihn zu überreden, beim Mailauf teilzunehmen. "Tendenz nein", sagte er, "nicht in Form!". Ich hatte es also mal wieder geschafft! Das hat mich natürlich noch mehr motiviert, wenngleich ich so mit ihm die Zeit bis zum Start in gelüster Beredsamkeit, vor allem über die competition, überbrückte, und so das essentielle Warmlaufen entfiel. Es sollte einer der Gründe werden, warum der Lauf und das Ergebnis zum Schweigen anregen.
Wie es sich gehört für meinen Ehrgeiz, stellte ich mich selbstbewusst und vermeintlich konzentriert in die erste Startreihe. "Päng!", um 16:30 war der Startschuss gefallen. Der Vorjahressieger legte gleich deutliche Meter zwischen mir und sich und bereits nach 150m war mir klar, dass würde heute keine Zuckereule für mich werden. Vor mir ein junges Mädchen; extrem hübsch, kleiner als ich, mit langen, dunklen Haaren und in einem knallig-grünen Laufshirt. Wie kann die so schnell angehen? - fragte ich mich, sie würde sich nach 500m-1km auf ein normalsterbliches Maß einpendeln, beruhigte ich sodann meine sorgenvolle Erfolgsader.
Ich sollte mich wenig später schwer täuschen, da ich sie nur noch aus der Ferne und iwann gar nicht mehr vor mir sah. In der Tat, vier Tage nach einem 42km-Marathon am absoluten Limit, kannst du selbigen unmöglich vergessen machen und den Anspruch erheben nochmal diese Topleistung abzurufen. Selbst tägliche 2500kcal haben nicht gereicht, um die Energiereserven der Muskeln wieder aufzufüllen - bei weitem nicht! Doch mehr war ich im Kopf nicht bereit an Energie zu investieren, das ist meine Krux. Nach dem Start schon fühlte ich mich noch immer leer und kraftlos, die Beine mehr oder minder erholt und sah mich in einem Moment schon am Straßenrand aussteigen.
Zeitsprung: Gut 40Min später bin ich verärgert im Zielbereich. Meine Renneinteilung glich einer Fehlkalkulation, als ich vor der letzten Runde in sicher Gewissheit, es sei erst die vorletzte, einbog. Mit diesem (Fehl-)Wissen im Hintergrund dosierte ich nochmals mein Tempo, aus Angst, andernfalls in der letzten Runde einzubrechen. So überholten mich noch ein, zwei Läufer; vom Zweiten ließ ich mich ein Stück weit mitziehen und staunte völlig perplex und nicht schlecht, als der direkt vor mir auf die Zielgerade abbog - das kann doch gar nicht sein, dachte ich mir, der hat sich doch verzählt. Es war der abgerundete Deckel auf ein von Vorne bis Ende verkorkstes Rennen, das heuer nicht mal meinen legendären, kenianischen letzten Kilometer - im Vollsprint - sah. Zumindest vorerst nicht.
Da war doch noch was, erinnerte ich mich, da ich während der Runden den großen Zuschauerbereich durchlief. "Otze", "extra für den Lauf aus Süddeutschland angereist" und "am Sonntag noch den DD-Marathon gelaufen", bis angereist war ich noch einverstanden, Otze?, okay, darunter melde ich mich fast ausschließlich im Internet an und meinen Wohnort gebe ich bei Laufwettkämpfen au für gewöhnlich an, aber das mit dem Mara war zuviel, das konnte der nicht wissen!
Nach dem Zieleinlauf, auf dem Weg nach Hause, sprachen mich fremde Menschen an, wie's gelaufen und ob ich zufrieden sei, das hat mich sehr beeindruckt und gibt mir Recht, immer wieder hier herzukommen und zu wissen, wo sein wahres zuhause ist! Einer fügte mit einem Zwinkern an, "lag am Wetter oder?" (Anm.: es war inzwischen extrem heiß) und ich antworte kurz mit einem Lächeln aber durchaus ernst:" Nein, es lag an mir, nur an mir!"
Bei allem Verständnis für die Ausgangssituation vor dem Lauf, bin ich der letzte und schon zweimal kein schlechter Verlierer, als ich sage, die, die da ganz vorne vor mir liefen, auch das junge Mädchen, die kann ich auch an meinem besten und fittesten Tag nicht schlagen - so ehrlich bin ich, vor allem zu mir selbst, denn und das sei klargestellt, ich habe alles, aber auch alles aus meinem Körper rausgeholt und es lag nicht an den Beinen oder pipapo, sondern ich hatte einfach mein maximales Herz- und Lungenvolumen erreicht, mehr Sauerstoff ging einfach ne ins Blut und dann kannste dich im Kreis drehen oder an die Laterne springen, aber dann geht's einfach ne schneller vorwärts, die Grenze des Möglichen hat sich in dem Punkt erschöpft. Das ist traurig, aber gehört zum Leben und Sport dazu, dass es talentierte und genetisch gesegnetere Menschen gibt! Klar, ich könnte auf 2000m Höhe leben - also nicht mehr in Deutschland, oder EPO-/
Eigenblut und Xenondoping betreiben, aber wozu? Ich war glücklich.
hey :)
AntwortenLöschenschön zu hören, dass du letztendlich doch glücklich bist, das ist die hauptsache. :)
und mit dem titel hatte ich dann tatsächlich wahrscheinlich einfach mal glück, jedenfalls fand ich ihn cool, ob auf deutsch oder polnisch ist mir egal :)
xx, katharina
Ich bin mir dennoch sicher, dass ich keine große Läuferin werde. :D
AntwortenLöschenDanke übrigens für deinen ganzen vielen und langen Kommentare, mich freut immer jede einzelne, aber ich weiß oft irgendwie einfach nicht, was ich darauf antworten könnte. :/
Dass du aber wegen dem Blog entlassen wurdest, finde ich krass. Hattest du denn damals über anderes geschrieben als heute? Weil was soll Schlimmes an lila, Schokolade und Laufen sein?
Und schön, dass der Mailauf auf etwas andere Weise auch toll war. :)
Hey Otze,
AntwortenLöschenman muss vielleicht dazu wissen: Ich war alleine vom ersten Jahr nach meinem Abitur 6 Monate in einer Klinik. Zwischenzeitlich war ich in einer stationären Wohneinrichtung für psychisch Kranke. Danach bin ich alles langsam angegangen, habe erst Praktika gemacht um mich wieder an den Alltag zu gewöhnen, hatte noch kurze Klinikaufenthalte. Und erst knapp 2 Jahre nach meinen Abiprüfungen habe ich dann angefangen zu studieren. Das heißt ich habe mir Zeit genommen, sehr sehr viel Zeit. Und das war auch sicher richtig so. Aber irgendwann muss es doch auch mal reichen.. :-/ Meine größte Motivation weiter zu kämpfen ist momentan ein Lebensgefühl, dass man in Kliniken kaum hat. Deswegen glaube ich nicht, dass es mir gut tun würde..
Prozentual gesehen ist es so ein Klinikaufenthalt verglichen mit dem ganzen Berufsleben wirklich keine lange Zeit. insgesamt 12 Monate Klinik von 20 Jahren Leben.. das ist gar nicht so wenig.
Ich weiß, dass meine Gesundheit wichtiger ist als die Uni :) Ein Uniabschluß ohne Gesundheit bringt mir auch nichts. Nur glaube ich, dass es für mich selbst im Moment besser wäre in der Uni wieder Fuß zu fassen.. denn solange es mir einigermaßen okay geht gibt mir die Uni eigentlich sehr viel Kraft.
Was hast du denn studiert?
Alles Liebe,
Lia
Ja :D Ich und mein Nelson ;)
AntwortenLöschenAm 3.6. bin ich zumindest schon mal zum Besuch dort. Ein Freund, der bei mir im Wohnheim wohnt hat vor kurzem dort mitgemacht & der meinte auch, man soll das ruhig einfach mal machen. Aber noch schätze ich meine eigenen Kochkünste eher dürftig ein, deswegen warte ich lieber ;)
10 km Lauf - nicht schlecht. Bei uns startet demnächst auch einer - da werde ich aber leider noch nicht mitmachen. 10 km schaff ich momentan dann doch noch nicht. Aber mal sehen - vielleicht nächstes Jahr ;)
Erstmal danke für all die lieben Kommentare, hab mich über jedes Einzelne total gefreut :)
AntwortenLöschenDa ich jetzt nach 'ner halben Ewigkeit erst zum Antworten komme, wird das jetzt wohl eine Aneinanderreihung mehrere unzusammenhängender Sätze werden :D Ich arbeite einfach alles von vorgestern bis keine Ahnung wann ab...
Die Natur ist natürlich das größte Highlight dieser Welt und sie gibt dem Menschen alles, was er braucht (könnte man zumindest denken, die Tatsache sieht heutzutage ja doch ein wenig anders aus).
Du hast Recht, mir fehlt nichts - ich bin nicht reich, habe keinen Luxus, aber 'ne Familie, mir mangelt es nicht an Intelligenz oder Schönheit (wie du ja zumindest sagst (: ) - aber im Inneren, da fehlt mir was. Und zwar Seelenfrieden.
Auf die Art, wie du FA's betrachtest, komme ich tausendmal besser klar, ich glaube, da werde ich mir mal "'ne Scheibe von dir abschneiden"!
Hatte es einen besonderen Grund für dich den "eingebildeten Kranken" zu spielen?
Ich bin einfach nur paranoid, dass ist wohl der einzige Grund für meine Befürchtungen, andauernd irgendeine Krankheit zu haben...
30 Leser, die mir zuhören, haben mir das Leben gerettet, und das ist keine Übertreibung. Aber wie würdest du dich fühlen, wenn niemand aus der Familie oder einer deiner Freunde für dich da ist?
Vielleicht ist dir Zuneigung manchmal zu viel, weil du mehr Freiheit brauchst als ich? Hast du jemals absolutes Desinteresse gespürt oder musstest immer wieder um die Liebe deiner Eltern kämpfen? Ich hoffe nicht.
Im Übrigen, du bist auch schön und hast 'nen super Charakter, warum solltest du also nicht die gleichen guten Chancen haben wie ich, so einen Menschen zu finden?
Und was den Hürdenlauf betrifft, meine Disziplin wird das sowieso nicht sein, aber Probieren kostet ja nichts :D Und ich und ein Engel? Wenn du das wirklich ernst gemeint hast, bin ich dir UNHEIMLICH dankbar, das hat mir nämlich den Tag gerettet und war mein schönstes Kompliment bisher!
Eine letzte Frage: Wie akzeptiert man sich, wenn man eine Stimme hört, die einen hasst?
Was ich dir noch zu deinem Post sagen wollte:
Ich find's unglaublich, wieviel und wie erfolgreich du läufst! Marathon!! Das ist einfach total bewundernswert. Und jeder Mensch hat seine Grenzen, wo der Körper einfach nichts mehr rausholen kann, wenn deine etwas unter den absoluten Spitzensportlern liegt, was soll's? Du gibst in deinem Bereich deiner Möglichkeiten immer dein Bestes, und das ist es, was zählt!!