Donnerstag, 20. Februar 2014

Der inkrementelle Shootingstar!

In der schule ein fremdkörper, schon allein ob ihres aussehens, also wandt sie sich ab und flüchtete in bücher. sie liest zunächst goethe. studieren darf sie in der ddr nicht - "zu wenig aufgeschlossen fürs kollektiv". so lernt sie im selbststudium den sozialismus, von marx, über engels, zu lenin. aber auch adam smith (anm.: begründer der klass. nationalökonomie) und alan greenspan (anm.: ehem. herrscher der welt (amerikanischer notenbankchef)) lässt sie nicht aus! sie will (auch) den kapitalismus verstehen. denn bis ende der 1980er kannte sie diesen nur aus dem "kapital" (anm.: das kapital war das hauptwerk von karl marx) als '89 die mauer fiel, liest sie kants "kritik von der reinen vernunft". sie studiert später philosophie (examensthema: die hegel-rezeption des jungen karl marx) und promoviert über spartheorie, ist sich also der ökonomischen theorien und politik bewusst. 

Sie ist sehr fleißig und extrem ehrgeizig. eine eigenbrötlerische frau, fast asketisch und in sich gekehrt. (anm.: das erklärt wohl auch warum sie zuletzt gegen gregor gysi das nachsehen um den fraktionsvorsitz im bundestag hatte) wann immer sie die zeit hat, liest sie zwölf stunden am stück. selbst wenn sie das haus ne verlässt, ist sie stets adrett angezogen - egal ob gestärkte bluse und/oder altmodisches kostüm. sie ist ein solitär, der von freunden nicht viel hält, nach außen emotionslos. gleichzeitig gilt sie als kühl, unnahbar elitär. und unfähig zu kompromissen. ihr ziel: immer höher, immer weiter. dabei beutet sie sich selbst aus, bis zur erschöpfung. ihr kreativer sozialismus, den sie als weiterentwicklung der sozialen marktwirtschaft im sinne ludwig erhard's (anm.: ehem. bundeskanzler und -wirtschaftsminister) land auf und ab bewirbt, sieht eine ordnende hand des staates, die die stelle der unsichtbaren hand des marktes (these adam smith's) einnehmen soll. zumindest bezieht sie diese forderung auf "kernbranchen" wie banken, energie oder post. (anm.: in der ökonomischen wissenschaft sprechen wir hier zwischen dem dilemma von marktversagen vs staatsversagen)

Vermögen sollen bei ihr radikal besteuert werden, erbschaften über einer million sogar enteignet. europa soll weniger mitreden. (anm.: sie sahs lange selbst im europaparlement und kennt daher die grausigen zustände, nicht zuletzt wie entscheidungen entstehen). sie hat eucken, erhard und müller-armack in ihr schaufenster gestellt. (anm.: also den großen ordoliberalen der freiburger schule und die zwei weiterentwickler zur sozialen marktwirtschaft) warum greift gerade sie - eine "Linke" die ordoliberalen gedanken auf? weil die privatwirtschaftliche machtkonzentration dazu führe, dass der politik nicht mehr souverän ist, die demokratie ausgehöhlt wird und märkte nicht mehr funktionieren. nun, fakt ist: außer sie ist in der politischen landschaft deutschlands keiner mehr verblieben, der geistig dazu fähig ist, wirtschaftspolitische tradition mit systemerneuerter innovation zu verbinden - ihr vorteil vor allem: anders z.b. als selbsternannte liberale, hatte sie schon immer eine kritsche distanz zur großwirtschaft. allein das lässt sie frei und unabhängig denken. 

Paradox, und doch wahr. für mich ist sie (sogar) zweifellos eine idealistin. ihr zirkelschluss: wenn ein system erkennbar und quantifizierbar immer mehr gesellschaftliches ungleichgewicht in vermögen und einkommen schafft, dann kann das system nicht richtig sein. es mag im ersten moment verwundern, aber gerade sie ist es, die sich für kleine und mittlere unternehmen ausspricht. implizit drückt sie damit auch eine meiner grundthesen und politischen wunschkonstellation aus, die, das sozial und liberal unzertrennbar zusammengehören. sie versteht es ihre thesen glaubwürdig und raffiniert, aber stets ökonomisch nachvollziehbar, zu postulieren - eine fähigkeit die andere in der politschen landschaft vermissen lassen. auch wie sie sich für leistungswettbewerb ausspricht und den wohlstandsursprung auf reale produkte reduziert, ist argumentativ überzeugend. sowohl als ökonom, als auch als mensch, kann ich nur betonen, muss man sie mögen! menschlich wie ökonomisch steht sie mir mit ihren eigenschaften und ihrer einstellung verblüffend nahe. auch sie teilt (noch) das schicksal ein unverkanntes genie zu sein. nur würde sie goethe mit ins bett nehmen, während ich allzu lieber mit schiller's gedanken einschlafe. (das war meine kurze rezension der handelsblatt-titelstory)

1 Kommentar:

  1. Naja, der Unterschied zwischen GNTM und ner KLinik ist meiner Meinung nach, dass die Klinik wenn sie dir hilft mehr davon hat als dich bloßzustellen- nämlich nen guten ruf.
    Aber gut, beim Thema Castingshows klaffen die Meinungen ja auseinander.


    Ja Matthias Schweighöfer auf dem COver habs schon gesehn*-* ne freundin und ich haben hin und her überlegt obs uns das Geld wert ist. War uns aber dann doch zu wenig Matthias für knapp 6 euro :D

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