#1 Der meditative Garten
Das Schmuckstück findet sich gut versteckt zu den Füßen der Sorbonne. Wenn man die kleine turbulente Kärtchenwelt des Quartier Latin durchquert und direkt auf die Sorbonne zu geht, die einen großen Schatten auf den kleinen, beschaulichen Garten wirft, dann hat man das Herzstück meines Paris erreicht. Man kann die Leute erahnen, man kann die Stimmen hören, den Trubel, das große Treiben der Touristen, aber alles nur in den eigenen Träumen. Und man fühlt sich so entspannt, richtig wohl und mit sich im reinen. Es ist auch die Dankbarkeit für diesen Moment des loslassen und sich Treiben lassen. Einfach nur genießen und alles Erlebte wie in einem Film mit 10facher Geschwindigkeit in Gedanken ablaufen lassen. Während man so auf einer Bank liegt und den kleinen Bach vor sich hinplätschern hört und den Duft der exotischen Pflanzen. Eine Umgebung, die einem Schutz gibt. Ein völlig neu erscheinendes Bündel aus olfaktorischen Reizen. Die pure Symbiose. Ein kurzes innehalten, das die Speicher wieder füllt. Krafttanken für sich selbst und für die Stadt, die noch vor einem liegt und auf mich wartet. Der Austritt aus dem großen Ganzen, das alles überragt, und der Eintritt in eine andere, friedvolle Welt. Keine Hektik. Stille. Und vis a vis zum meditativen Garten gibt es vermutlich das beste Camembert Panini der Welt. Der passende Beigeschmack!
#2 Die Oper im Schloss Versaille
Landleben! Eine endlos lange Menschenschlange erwartet einen schon, wenn man die Tore Versailles erreicht. Juhu, endlich wieder Menschen. Aber wir haben ja vor allem eines mitgebracht: Geduld. Und die Ruhe haben wir ja ohnehin schon aus dem Garten in uns aufgesogen, nichts könnte uns dieses Erlebnis versalzen. Und während aus Minuten gefühlte Stunden werden, vertreibt man sich die Zeit indem man sich an der immer größer werdenden Menschenschlange hinter einem ergötzt. Schadenfreude. Aber nur ein kleines bisschen. Interessant ist auch die Beobachtung der verschiedenen Kulturen, die es bis hier raus nach Versaille geschafft haben. Keine Bange, die Heimat werden Sie nicht lange vermissen. Sie werden die deutschen Besucher schnell an dem lautesten Ton erkennen. Der Deutsche wartet ungern. Und noch lieber echauffiert er sich selbstdarstellend darüber. Deswegen versuchen Sie sich in der Zeit lieber auf Englisch oder einer Ihnen beliebenden Sprache zu unterhalten, um nicht auch den Zorn gegenüber der deutschen Ungeduld an sich zu reißen. Sie haben Glück. Nach dem langen warten werden Sie alsbald entschädigt. In der Ihnen vertrauten Sprache werden Sie durch die prachtvollen Räume geführt. Und bevor Ihr Kribbeln endlich seinen Höhepunkt erreicht, weil Sie sich nur noch wenige Meter vor dem geschichtsträchtigen Spiegelsaal - für den Sie extra Paris verlassen haben - befinden, dürfen Sie das Unerwartete Glanzstück des Schlosses bestaunen: die kleine, hauseigene Oper! Dafür würde man sich am liebsten direkt nochmal an der Schlange anstellen. Jetzt heißt es seine Fantasie aufleben lassen und sich in eine Zeitreise in die Vergangenheit begeben. Gehen Sie 250 Jahre zurück. Ein kalter Wintertag liegt hinter Ihnen. Sie waren jagen. Haben das erlegte Wild gespeist. Während all dessen haben die Hofbediensteten eine Szene aus Moliere's der eingebildete Kranke einstudiert. Die Lichter erleuchten. Nehmen Sie Platz und genießen die Vorführung.
#3 Place des Vosges
Wenn Sie in die Jugend Frankreichs eintauchen wollen, schauen Sie am Place des Vosges vorbei. An einem sonnigen Mittag im Frühjahr oder Sommer verbringen hier Schüler offensichtlich gerne ihre freie Zeit. Der Franzose scheint es sich gerne gut gehen zu lassen. Es wirkt alles sehr ausgelassen und fröhlich. Vielleicht macht das auch nur die Sonne. Oder der Schein. Egal. Nach einer einprägsamen Beobachtung der Peripherie ist es nicht weit bis zum maison de victor hugo. Ja, genau, das ist jener Schriftsteller, der so große Bonmot's wie "Das Denken ist die Arbeit des Geistes, die Träumerei seine Lust." oder "Die Philosophie ist das Mikroskop des Gedankens. " oder "Es gibt nur eines in der Welt: einander zu lieben." oder "Im Denken ist Wille, nicht im Traum." Und der aufmerksame Leser wird bereits erkannt haben, dass hier "die Elenden" von ihm zitiert wurden.
#4 Montmartre
Es ist Nacht. Ja, scheuen Sie sich nicht wenn der Gong um Mitternacht bereits erklangen ist. Sie haben ja tagsüber die Müdigkeit verträumt und strotzen vor Energie. Also auf gehts, im wahrsten Sinne des Wortes! Hoch auf den Montmartre. Immer der hell erleuchtenden Sacre Coeur nach. Es sind einige Stufen. Ihr Puls wird gefordert. Schwer ist aller Weg. Umso größer ist die Belohnung. Oben angekommen, hat man einen Blick über ganz Paris und Umland. All die Beleuchtungen. Hervorstechend natürlich der Eiffelturm. Erhaben! Und auch hier werden Sie bemerken, dass Sie nicht die einzigen sind, die wissen, wo und zu welcher Uhrzeit die schönsten Orte der Stadt sind. Die Jugend feiert sich, die Zeit und seine Stadt, wenn Sie sich am Wochenende auf die Besteigung des Montmartre machen. Sehr unterhaltsam...
#5 Dans la clandestinité
Der aufgeweckte Französischliebhaber wird bereits ahnen, was zu guter letzt nicht fehlen darf. Die Metro. Natürlich, wie sollen Sie auch sonst diese 5 vorgestellten Identitäten von Paris in kürzester Zeit erreichen. Ihre Beine mögen gut sein, aber soweit tragen auch im kleinen Paris die besten Beine nicht. Und das ist auch gut so. Sie würden sonst die Erlebnisse in der Metro, im Untergrund von Paris verpassen. Jeder Haltestelle hat seine eigene Persönlichkeit und sollte mit einem Auge begangen werden, das weiß, der Weg ist das Ziel. Achten Sie ohne intendierten Fokus auf das Leben der Pariser. Sie werden vielleicht ein konstitutives Merkmal von Metropolen wiedererkennen. Sie werden vielleicht die vielen Leben im Leben einer Stadt entdecken. Sein sie einfach gespannt und entspannt. An Ihrem Ziel sollten sie dennoch rechtzeitig aussteigen!