Dienstag, 22. September 2015

Gram ist eine Zier von Demut und Enttäuschung

 "Schlauheit kommt von Neugier, 
weil nur wenn man neugierig ist, kann man schlau werden".
(Nils Bomhoff bei #MoinMoin)
 
"Du bist der erste Läufer, den ich mit Wollsocken sehe" 
#Qual #Marathon-Halbzeit #Krampf
Lethargokratie, das ist, wenn man dem Karlsruher Philosophen Peter Sloterdijk Sprachvertrauen schenken darf, "die Hochzeit, die zwischen Machtinstinkt und Trägheit hervorgeht". Der wachsame Beobachter wird sofort bemerkt haben, dass mit diesem Wortspiel nur das deutsche Staatsoberhaupt in Person von Frau Merkel gemeint sein konnte. Aber es gab in der letzten Woche Bewegenderes, als die Abrechnung Sloterdijk's im Handelsblatt, anlässlich des zehnjährigen Amtsjubiläums der Kanzlerin. Eines aber vereint Sloterdijk aus meinen TOP3 Themen der Woche, ein Déjà-vu, als er zeitgeschichtlich den Ursprung der These „Wer hat, dem wird gegeben werden“ (hier) begründet, indem "nämlich Erfolg Erfolg erzeugt", ein Geheimnis das auf Matthäus aus dem Neuen Testament zurückgeht. Und Sloterdijk wird noch ambitionierter, als er die seine Definition von Politik mit der gemeinen Frage verbindet, "wenn Politik die Kunst ist, die Zeit zu nutzen, um auszuführen, was an der Zeit ist, was hat dann Frau Merkel geleistet?". Er gibt die Antwort, indem er sich den neudeutschen Begriff der "Governance" zu Eigen macht, der die Merkel'sche Politik eines "Pannendienst im Großen" beschreibt.  

"Palliativmedizin ist die Suche nach der gesündesten Art und Weise, chronisch krank zu sein".
(Peter Sloterdijk) 

Kennt jemand die Unterscheidung zwischen kurativer und palliativer Medizin? Herr Sloterdijk, bitte! "Hierbei steht die kurative Medizin für jene Behandlungen, die geradewegs die Wiederherstellung der Gesundheit zum Ziel haben, indes die palliative den Inbegriff der Maßnahmen umfasst, mit denen man das Unheilbare „bemäntelt“, sprich lindert und verlängert, ohne eine Heilung versprechen zu dürfen". Dass er daraus Merkel's Politik als Palliativpolitik herleitet, zeugt von einem nüchternen wie treffenden Metablick.Und auf dieser Ebene spricht er dann auch von "Palliativökonomie" im "unheilbaren System der Schuldenstaaten". Dabei erklärt er den volkswirtschaftlichen Begriff der „Pfadabhängigkeit“. Dieser besagt: "Hat man lange genug das Falsche getan, wird das Fortfahren mit dem Falschen vorübergehend das Richtige". Folgen? "Entpolitisierung. Wo Politik war, wird betreutes Dahindämmern. Heilige Hochzeit einer Population mit der Gewöhnlichkeit".

“We’ve got to live, no matter how many skies had fallen“

Als es um 5Uhr in der Früh am Sonntag zum Baden Marathon nach Karlsruhe ging, machte die Bahn auch einen Zwischenhalt in Pforzheim. Innehalten, das war das Gebot des Moments. Bei aller Tragik um jedes menschliche Einzelschicksal aus Syrien, aber wirklich emotional berührt und bestürzt hat mich die Geschichte zweier Mädchen, die aus einem 9m hohen Hallendach einer Pforzheim Turnhalle in die Tiefe stürzten, und bei dem eines sofort ihr Leben verlor. Mein Herz stand still. Auch ich, auch ihr, wir alle waren mal 14 und just da sieht man sich wieder im Spiegel, so jung, und erahnt wie viel Glück dass man gehabt hat, die eigene Grenze zu kennen, das Verbotene nicht über den Grad des Unheilbaren und Unumkehrbaren zu überschreiten und in eine Tragödie zu gleiten. Eine Sekunde lang wirst du zum Vater dieser Tochter und spürst Leere, das Ende des Horizonts. Worin besteht von nun an der Sinn des Lebens in diesem Menschen? Verdammt, ich weiß es nicht.

"Am Abend vor'm Spiel kannst du nicht das aufholen, was du zwei, 
drei Tage vorher versäumt hast. Du musst auf den Tag hinleben."
                                                     (Ralph Gunesch in #Bohndesliga)

Der Fluch der Herbstmarathon's, da war er wieder. Das Wetter war spitze an diesem Sonntag, das Immunsystem kerngesund, die neuen Schuhe und Socken eine Klasse für sich, und doch hat es nicht gereicht, wieder einmal, gescheitert am eigenen Körper und an den eigenen Erwartungen. Keine Ausreden akzeptabel, kritische Fragen alternativlos. War ich doch zu dünn? Vielleicht. Ist die Ernährung suboptimal? Mag sein. Bin ich übertrainiert gewesen? Wer weiß. 7 Monate Zeit um die richtigen Antworten zu geben, 7 Monate bis zum Wiedersehen beim Düsseldorf Marathon 2016, das sind die guten Nachrichten.

#Marathon-Start #Euphorie #10km-Angangsbestzeit #40:16 #km26-Austieg #km26-Wiedereinstieg #finished
Video-Format der Woche
typisches #MoinMoin Zitat: 
"10:30h. In einer halben Stunde ist die erste Stunde, 
für Waldorf-Schüler, Leistungskurs Dreadlocks" (Eddy)
#Rocketbeans #Weltklasse

Mittwoch, 16. September 2015

Geheimtipp: Argentarius 'Vom Gelde‎'

 "Wie die beste Frau diejenige ist, von der man am wenigsten spricht."
(aus: Argentarius - Vom Gelde‎)

Docendo discimus, oder: wer andere belehrt, lernt selbst. Wenn ein Buch die Welt 100 Jahre später beschreibt und damit goldrichtig liegt, dann muss es ein beachtenswertes Werk sein. Argentarius Lehre vom Geld aus dem Jahre 1921, das in zwölf Briefen an seinen Sohn, der übrigens wie er Banker werden möchte, abgefasst ist, gehört zu dieser Bücher-Gattung. Er liefert Thesen, die den Geistigen dazu betüchtigen, Antworten auf aktuelle Fragen des unseren Weltgeschehens 2015 geben zu können. Diese Antworten sind gleichermaßen bestechend scharfsinnig wie einfach - auch für Nicht-Ökonomen und -Finanzwissenschaftler - nachvollziehbar beschrieben. Genial dazu, teilweise gebetsmühlenartig, der ausgewogene Wechsel aus schwarzem Humor, sachlicher Kritik und wissenschaftlichbezogener Sprachkunst, wenn er bspw. von "Überfütterung des Kapitals" oder "kapitalistischer Inzucht" schreibt.

Was ist Geld? Wieso ist Griechenland, überhaupt europäische Peripherie, verschuldet? Welche Effekte hat Inflation (Geldmengenwachstum)? Welche Funktion hat der Zins? Welche Gleichgewichtsmechanismen herrschen zwischen Geld- und Gütermarkt? Welches Verhältnis besteht zwischen den beiden Märkten? Was sind staatliche und natürliche Geldschöpfung? Oder: was ist gutes und was schlechtes Geld? Interessante Zusammenhänge, die viele Aha-Momente mitbringen und eine wahre Freude für den Geist sind, das, und nicht weniger ist Argentarius 'Vom Gelde‎'. Wer seine aufgezeichneten Gedanken auch teilen möchte, kann dies kostenlos hier in gut 40 inspirierenden Seiten tun.

Spoiler
 
"Wer da hat, dem wird gegeben" (Mein ganz persönlicher Favorit)

"Der Verfall seiner Währung ist wohl das größte Unglück, das ein Volk treffen kann. Selbst ein verlorener Krieg bringt ihm nicht so schweren unmittelbaren Schaden."

"Und das Geld ist nichts anderes als ein attestiertes Recht. Geld verkörpert den aus einer Leistung entstandenen Anspruch auf gleichwertige Gegenleistung. Das heißt nichts anderes, als dass man ihm durch die Geldvermehrung einen Teil der Gegenleistung, die er sich mit seiner Arbeit verdient hat, gewaltsam genommen, dass man ihn bis zu einem gewissen Grade enteignet hat. Das Geld ist ein Recht und soll kein Unrecht werden. Darum darf der Staat sich niemals die Freiheit herausnehmen, Geld nach Willkür schaffen oder vernichten zu wollen, denn er schafft oder vernichtet damit wohlerworbene Ansprüche auf Güter." 

"Auf eine knappe Formel gebracht: Der Staat schafft, indem er Geldzeichen ausgibt, kein neues Geld, sondern er besteuert den einen Teil der Bevölkerung zu Gunsten des anderen. Richtiger ausgedrückt ist es ein brutaler Akt von Enteignung."

"Wert des Geldes = Wert der Leistung"

"Wir kommen also zu dem Ergebnis: Das Geld trägt keinen Wert in sich selbst, sondern gewährleistet nur den Anspruch auf einen bestimmten Güterwert. Und auch dieser Güterwert ist keine feststehende Größe, sondern schwankt mit der Menge des umlaufenden Geldes. Jedes Geldzeichen verleiht seinem Inhaber ein Anrecht auf einen Teil des jeweiligen Vorrats an Marktgütern. Existieren wenig Geldzeichen, so geht der Gütervorrat in wenig Teile, jeder einzelne Teil ist also wertvoll. Existieren viel Geldzeichen, so gewährt jedes von ihnen nur das Anrecht auf einen kleinen Teil des Vorrats, verkörpert also einen geringfügigen Wert."

"Wirkliches Geld entsteht infolge eines ganz bestimmten wirtschaftlichen Vorgangs und hat stets eine Leistung zur Voraussetzung. Es ist identisch mit dem Rechtsanspruch auf die ausstehende Gegenleistung.".

"Der Staat kann existierendes Geld, umlaufende Güterbezugsrechte, nicht vernichten, sondern es wiederum nur auf andere Personen übertragen, also die Besitzrechte umschichten." 

"Es kommt also nicht darauf an, wie oft und wie schnell das Geld umläuft, sondern darauf, ob es "im Nutzlauf' oder "im Leerlauf' zirkuliert. Bringt der Bauer Getreide zu Markt, oder liefert der Handwerker seine Arbeit ab, so ist die Geldbewegung, die dieser Vorgang auslöst, Nutzlauf. Verkauft aber ein Spekulant Aktien, oder vermittelt ein Häusermakler den Besitzwechsel einer Villa, so handelt es sich um einen Leerlauf des Geldes."
 
 "Wer viel leistet, zu dem kehrt das Geld schnell, wer wenig leistet, zu dem kehrt es langsam zurück."

"Der Zins ist weiter nichts als die Prämie, die man den Inhabern ruhenden Geldes dafür gewährt, dasssie den im Gelde verkörperten Güteranspruch, den sie selbst bis auf weiteres nicht geltend machen wollen, interimistisch an Dritte abtreten, die ihn sofort auszunutzen beabsichtigen."

"Die Einführung des Zinses, d.h. der Leihgebühr für ruhende Güteransprüche, in die Wirtschaft ist ein höchst raffiniertes Mittel, mit dem man die Geldbesitzer zwingt, die Güteransprüche, die sie besitzen, sofort auszuüben oder ausüben zu lassen, und so eine Nachfrage am Markt zu erzeugen, die sonst fehlen würde. Er bestimmt Tempo und Richtung der Produktion und stimmt Erzeugung und Verbrauch auf einander ab." 

"Man schlägt auf den Sack und meint den Esel."

"Die Banken hätten es in der Hand, die ihnen zur Verteilung überlassenen Güterbezugsrechte in solche Kreise zu leiten, die nicht an der Verstärkung des Proletariats mitwirken. Sie könnten den gewerblichen Mittelstand und das Handwerk fördern und dadurch dem rasenden Wachstum des Großkapitals Grenzen setzen."

"Bei uns wird zu viel geschwatzt und zu wenig gedacht."

"Jede Note und jedes Giroguthaben, das auf diese natürliche Weise entsteht, ist gutes,
gesundes Geld. Und jede Note, jedes Giroguthaben, das vom Staate oder einer Bank willkürlich geschaffen wird, ist überschüssiges, schlechtes Geld. Schlechtes Geld ist so ziemlich das größte Unglück, das ein Volk treffen kann. Freilich, die unheilvollen politischen und wirtschaftlichen Kriegsfolgen bleiben für lange, lange Zeit bestehen, die Geldentwertung und ihre Wirkungen dagegen gehen vorbei oder werden wenigstens in einigen Jahrzehnten nicht mehr in ihrer ganzen Schwere empfunden; der Enkel des Mannes, der heute enteignet worden ist, wächst als Proletarier auf und meint, es müsse so sein." (Einfach nur herrlich, aber genug geteasert)

Sonntag, 6. September 2015

Work hard. Train harder. Freeletics.

“Before you diagnose yourself with depression or low self-esteem,   first make sure that you are not, in fact, just surrounded by assholes.”   
(Sigmund Freud)
Musik der Woche: Kinderhor - Volkslieder rund ums Jahr 
#childhood #memories
 
#Qual #Papa #Burpees
Welcome back, Southwest! Very sobering but I have to put up with it and not less than 600.000 people have to share my sorrow day-to-day. Nichtsdestoweniger hat es in den vier Urlaubswochen für die 700er Marke gereicht, so waren es am Ende dank zwei 30er'n in der letzten Woche immerhin 710km. Bin gelaufen was ging, und mehr ging nicht, und das muss dann auch reichen für Karlsruhe. Der große Schmerz allerdings, der kam nach einem Freeletics-Workout. Als unser Besuch im Garten anfing Burpees und andere Späßchen im 20-15-10er Rhytmus - und weil's so schön war gleich nochmal-, zu performen, fühlte ich mich zunächst äußerst gut unterhalten, aber dann packte doch der Ehrgeiz zu und so stieg ich in die zweite Runde mit ein. Keine gute Idee. Drei Tage später immernoch Brust- und Schulterschmerzen like crazy. Freeletics, ein Mix aus Gymnastik-, Kraftausdauer- und Laufeinheiten, jenseits von Geräten, hat für Menschen, die schon an einer Rolle vorwärts scheitern oder im Stand nicht den Boden mit den Händen erreichen, keine Zukunft. Der physische Schaden ist letztlich größer als der Nutzen - hätte man natürlich auch vorher drauf kommen können. Der gefühlte Gewinner war ich trotzdem, denn als einziger war ich zuvor schon 20km gelaufen.
#Burpees #Albtraum
Praktisch fettfreies Leben (<5%) und turbofit geht auch ohne Freeletics :p #Traum
Guter Verkäufer, bester Mohnkuchen. "Natürlich das größte Stück, bitte!", sagte ich zu ihm, und er nimmt sich die Zeit und geht das ganze Blech durch, um dem Wunsch nachzukommen :p #poppy
Sind sie nicht wunderprächtig? 
Da hat die gute Mel wieder super Arbeit geleistet :p #gaudy

Finally some best of quotes of the previous weeks...

“Success is stumbling from failure to failure with no loss of enthusiasm.” 
(Winston Churchill)


 “Everybody is a genius. But if you judge a fish by its ability to climb a tree, it will live its whole life believing that it is stupid.” 
(Albert Einstein)

 “Time is too slow for those who wait, too swift for those who fear, too long for those who grieve, too short for those who rejoice, but for those who love, time is eternity.” 
(Henry van Dyke)