Montag, 26. Januar 2015

It may become the final match point

„Der Mann, der gesagt hat: „Ich hätte lieber Glück als Talent“, 
hat tiefe Lebensweisheit bewiesen. 
Manchmal will man nicht wahrhaben, 
wie viel im Leben vom Glück abhängt. Es ist erschreckend, 
wie viel außerhalb der eigenen Kontrolle liegt".
(rezitiert in "Match Point"; gesehen auf ARTE)
©Discover Russia 
Unabhängig davon, ob das Filmzitat wahr ist, aber Porca mesira, es ist wahr, so demonstriert Woody Allen ein großartiges Lehrstück dafür, nicht blind an das Gute in einem Menschen zu vertrauen, sondern jedem Mensch gegenüber zunächst kritisch-distanziert und mit Misstrauen zu begegnen. Leider würde ich mich selbst auch nie davon freisprechen, so versuche ich zwar stets wie ein guter Mensch zu handeln und wenn es auch gelingt, so schleichen sich im Gedankenmuster doch immer wieder Gedanken ein, die eher das Bild eines schlechten Menschen zeichneten. 

 'You shouldnt follow someone neither in the dark 
nor blindly unless you really know his true face 
otherwise it might break your little heart'.

Über das Glück sagte mir eine kluge Ärztin einmal, der Mensch brauche Glück zum Überleben, und wenn ich an den Befund meines bösartigen Melanoms denke, muss ich ihr Recht geben. Dennoch ist das obige Zitat meines Erachtens auch ein Plädoyer dafür, das zu kontrollieren, was innerhalb der eigenen Möglichkeiten liegt, wie z.B. die Verbesserung der eigenen Leistung (durch Training / Lernen) oder der Erreicheung seines Wunschgewichtes (durch Mäßigung / Ernährungstagebuch). Oder wie Eddy Murphy sagen würde: "Pech ist etwas, dass ich mir nicht leisten kann".
©Discover Russia 
Scarlett Johansson ist bekanntlich ohnehin über alle Zweifel erhaben und dass sie für ihre Rolle in "Match Point" eine weitere Golden Globe-Nominierung erhielt, war ebenso folgerichtig wie ihre Nachfolge auf Jessica Biel (The Illusionist) als Sexiest Woman Alive im Jahr darauf. Sie spielt ihre Rolle mit einer anziehenden Selbstsicherheit, dass es pure, fast übermenschliche Magie verkörpert. Ihre Maxime: 'Lass uns ein Spiel spielen und ich bestimme die Regeln'.


'Noch 90 Tage bis zum Düsseldorf-Marathon'

Dass sich das Eddy Murphy-Zitat nicht nur auf Pech reduzieren muss, sondern sich auch durch Zufall substituieren ließe, bringt mich zu Menschen, denen man so etwas wie unstillbaren Erfolgshunger zuschreibt. Gemeint sind Sportler wie Arne Gabius, der über sich schreiben lässt: "Bei seiner Ernährung überlässt der Mediziner nichts dem Zufall. Man wird das Gefühl nicht los, es mit jemandem zu tun zu haben, der nichts in seinem Leben dem Zufall überlässt. Gabius ist ein Perfektionist, dem es um Bestzeiten, Erfolge, Siege geht – und auch um Rekorde, daraus macht er keinen Hehl. Seine Definition von Leistungssport lautet: Sei der Beste oder zumindest besser als andere" (Runner's World 2015). Ich lasse nur eines sprechen, seine Marathonbestzeit: 2:09:32h (Frankfurt, 2014)
 
Oder Fritz Dopfer (Ski Alpin), "der wie ein Verrückter trainiert. Er macht wirklich alles, von der Ernährung angefangen, über seinen Lebenswandel, alles unterstellt er dem Sport. Er ist penibel, überlässt nichts dem Zufall, schindet sich" (ARD Reportage). Und nicht zuletzt Lindsey Vonn (Rekordweltcupsiegerin). "Depressionen, Verletzungen, doch der Sport gibt ihr Halt und sie kämpft sich zurück" (ZDF Reportage). "Skifahren war immer meine Konstante, es war immer für mich da", wie sie selbst den Sport in ihrem Leben einordnet.
Geschichte schreiben, wie diese drei Größen ihres Sports, meine eigene, beim Jubiläums-Marathon #10, nichts weniger würde ich mir auch wünschen, eines jedoch steht bereits fest: (m)ein neues Outfit, erstmalig ganz in lila, dem Anlass entsprechend also. Possibly it should become an awesome show!
Running-Playlist 
 
 [DNB] Tristam & Braken - Frame of mind (Monstercat Release)
[TRAP] Pegboard Nerds x MisterWives - Coffins (Monstercat Release)
 [House] Hellberg - Follow my heart (Monstercat Release)

Donnerstag, 15. Januar 2015

How about an exchange of financial ideas?

 "Geld ist wie eine schöne Frau. 
Wenn man es nicht richtig behandelt,
 läuft es einem weg."
(Jean Paul Getty)
Um meinen letzten Artikel praktisch zu machen, widmen wir uns heute der Frage der Woche: 
Was mache ich eigentlich mit meinem Geld?
Nun, mir fielen drei spontane Optionen ein: erstens, könnte ich es verkonsumieren, d.h. für Ge- und Verbrauchsgüter ausgeben zweitens könnte ich es zu Finanzkaptial machen, d.h. anlegen, um eine Rendite (Zinsgewinn und möglicher Zinseszins-Effekt) zu bekommen, oder drittens könnte ich in Substanzwerte investieren, d.h. Sacheigentum schaffen (Wohnung, Haus, Oldtimer..). Wir wollen uns für den Moment die zweite Alternative rausgreifen.
 

Intuitiv und aus der Historie und kulturellen Mentalität gewachsen, ganz einfach: ich bringe mein Geld zum Bankhaus meines Vertrauens und stecke es in ein Spar- oder Tagesgeldkonto, meinetwegen auch in Treasuries (Bundesanleihen) - allerdings dürften die meisten von uns schnell feststellen, dass ihr individueller Warenkorb (eure alltäglichen Ausgaben) mit einer höheren Preissteigerung wächst, zumindest gilt das z.B. für meine Schokolade [auch wenn wir zur Zeit Deflation haben, d.h. sinkende Preise, so bezieht sich das auf einen volkswirtschaftl. Warenkorb, d.h. z.B. auch inkl. Energiepreise, da die wenigsten von uns jeden Tag ihr (nicht besitzendes) Auto vom Hof fahren dürften, ist das also eine uninteressante Größe für uns], als der Sparzins, d.h. sie würden Tag für Tag Osterfeuer mit ihrem Geld spielen, bis am Lebensende iwann nichts mehr da ist - nicht so schön, wollen wir also nicht.

©Discover Russia
Damit kommen wir zu meiner Kapitalmarktstrategie. Anfang des Jahrtausends begann ich mir wöchentlich den Dax-Wert anzuschauen. Der Dax bildet die aktuell 30 stärksten Unternehmen ab, die in Deutschland ihren Hauptsitz haben (übrigens in der Münchner Königinstraße gleich deren zwei), viel wichtiger aber, die sich dort listen lassen, d.h. Aktien emittieren. Aktien wiederum sind nichts anderes als Anteile an dem Unternehmen, d.h. ich geb dem Unternehmen Geld, damit es investieren kann, und bekomme dafür einen kleinen Anteil am Unternehmen, so dass ich z.B. zur Hauptversammlung eingeladen werde - oder, wenn das Unternehmen nett ist, bekomme ich sogar noch eine kleine Dividende oben drauf. 

©Discover Russia
Zurück zum Wert: ich leg also für mich einen mittelfristigen Wert fest, von dem ich der Meinung bin, dass er dem realen (substanziellen) Gegenwert der 30 Dax-Mitglieder entspricht, d.h. 2007 waren das 7000 Punkte, jetzt sind's vll sogar noch 1500~ mehr. Wenn ich diesen Wert halbiere, dann weiß ich, wann ich solche Dax-Aktien kaufen darf, d.h. bei 3500 (2007) bzw. 4250 (2014) Punkten des Gesamtindexes. Mein (unser) Ziel ist es, mit einem risikolosen Produkt eine Rendite zu bekommen, die größer ist als die Preissteigerung meiner täglichen Konsumgüter und risikolos ist es nur, wenn ich das Produkt sehr viel günstiger einkaufe, als der (wahre) Wert, der dahinter steckt. Charmanter Nebeneffekt: ich brauche mir nicht schier endlose Geschäftsberichte durchlesen, um über die Zukunftsentwicklung des Unternehmens zu philosophieren, um am Ende doch nicht so richtig zu wissen, welche(n) Kandidaten ich auswähle, als ich bei der Strategie theoretisch jedes beliebige aus dem 30er Pool auswählen kann. Liegt daran, dass sie in dem Fall grds. alle ihren Aktienwert halbiert haben und die Wahrscheinlichkeit, dass sie sich wieder auf ihren Substanzwert verdoppeln, liegt empirisch bei annährend 100%. 

Problem? Wenn ich also, wie in dem Szenario, aus einem Euro zwei machen möchte, dann brauche ich sehr viel Geduld. Und ganz verschweigen möchte ich freilich nicht, dass es im Rahmen der drei Schichten der Altersvorsorge, die wir uns aber an anderer Stelle noch sehr subtil und differenziert anschauen werden, auch noch private Lebens- und Rentenpolicen gibt, die zwar nur noch eine Rendite von 1,25% garantieren müssen, die aber in 2014 nahezu alle eine Überschussbeteiligung von 3-4% auswiesen - was denn so schlecht auch wieder nicht ist. Übrigens, Ludwig Börne sagte einmal, es gebe Leute, die geizen mit ihrem Verstand wie andere mit ihrem Geld - ihr hoffentlich nicht!

Dienstag, 13. Januar 2015

Wo Freud' und Leid sich treffen ✍

"Der Mund wird nicht süßer, indem er 'Honig, Honig' sagt."
(Türkisches Sprichwort)
©focus.de
Ohne Zweifel, der Tweet of the week, erstens weil die junge Dame Recht hat, zweitens weil sie es in sehr charmante Worte packt, und drittens weil sie doch Unrecht hat.

Als gelernter Wirtschaftspädagoge und Versicherungsfachmann bewegt und berührt mich diese Schnittstelle gleichwohl qua Vita. Meine Top 5 dazu, und warum sie doch nicht immer ganz die Wahrheit trifft.

I. 'Das Leben ist ungerecht' - spätestens, wenn wir unsere erste mündliche Note im Schulsystem bekommen, lernen wir, was Ungerechtigkeit bedeutet. Die Beurteilung ist subjektiv, selten leistungsgerecht und unwiderruflich. 

II. 'Im Grunde sind es doch die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben seinen Wert geben.' - im Laufe unserer Schulkarriere wird jeder Menschen begegnen, denen er (un-)sympathisch ist, ob berechtigt oder nicht, bleibt belanglos, viel wichtiger jedoch ist die Chance, individuell gefördert zu werden, die sich damit verbindet. Das ist wie mit der perfekten KiBa; du kennst das beste Mischverhältnis, allein die Bananensaftöffnung will sich mit deiner Händegeschick nicht öffnen lassen. Später heißt das dann irgendwie 'netzwerken', oderso, aber wir wissen bereits um diese Bedeutung und das kann sehr wert- und nachhaltig werden.

III. 'Das Leben ist eine desavouierte Qual' - vielleicht kennt jemand noch diese uncharmante Art, Klausuren kommentiert vor der versammelten Schülerschaft zurückzugeben, und das Ganze noch mit einer Prise Sarkasmus, wenn die Rückgabe chronologisch von schlecht nach gut erfolgt. Und aus dem Deutsch-LK kannte ich dazu sogar noch das Gesetz der gleichen Note - Gleichheit hier aber weniger im aufklärerischen Sinne-, immerhin hatte ich die kürzeste Wartezeit von allen; in jedem Ei steckt eben doch ein wenig Sonne.

IV. 'Jeder ist sich selbst der Nächste' - an keinem Ort fließen derart viele Tränen und Blut, so dass du damit  ganze Grabstätten begießen könntest. Schulen sind die modernen Kriegsschauplätze. Es geht nicht mehr um's Leben, sondern nur noch um's Überleben. Ganztagsschulen sorgen gewissermaßen für Dauergemetzel und es werden Hass und Verdrändungskampf im Sinne der Darwin'schen Evolutionstheorie geschürt. Und da braucht sich, meine und liebe Freunde der Nacht, niemand von freisprechen. Survival of the fittest!

V. 'Die Grenzen meiner Sprache sind die Grenzen meiner Welt' - außer Frage, Wittgenstein war ein großer Philosoph, doch bräuchten wir gar nicht bis nach Österreich schauen, als es auch hier große Bildungsvordenker mit Wilhelm von Humboldt, Wolfgang Klafki oder Herwig Blankertz, um nur einige wenige zu nennen, gab, die der Bildung's Sinn begründeten.  Klafki's didaktische Analyse gibt der "Naina" in seiner didaktischen Analyse freilich sogar Recht , indem er von der Bildung sowohl Gegenwarts- als auch Zukunftsbezug, sowie exemplarische Bedeutung, Sachstruktur und Zugänglichkeit einfordert, doch da beißt sich der Hund in den Schwanz, denn "Was Hänschen nicht lernt wird Gretchen ihm schon beibringen" ist Quak, richtig ist doch: "Was Hänschen nicht lernt, lernt Hans nimmermehr". Wenn der Staatsdiener vorne am Pulk schon nichts von Versicherungen versteht, ja, woher soll's denn in den Weiten des Klassenraums kommen? Wahr ist aber auch, und das ist auch das neuhumanistische Erbe Humboldt's (Hüter der Allgemeinbildung) und Blankertz (Kämpfer für die berufliche Bildung), dass es neben dem Dualen Ausbildungssystem in der Welt kein durchlässigeres Bildungssystem als das Unsere gibt - du kannst zu jeder Zeit, in jedem Alter und an jedem Ort die allgemeine oder fachlichorientierte Hochschulreife erwerben, wenn du Gas gibst und nicht wie Hänschen in die Luft guckst. Das sind doch wenigstens Werte, Erfahrungen und Eintrittskarten, die jeder mit in die Freiheit nehmen kann, und auf individuelle Bildungswünsche, etwa nach Steuern, hätte schon Kant geantwortet: "Aufklärung ist die Maxime, selber zu denken."

Montag, 5. Januar 2015

Am Ende bleibt der Schmerz

"Lieber hässlich leben, als schön sterben."
(Mei Ling in Metal Gear Solid)
Zwischensequenz: #Solid Snake, #Sniper Wolf
Die Liebe zu dem episch-epochalen Meisterwerk Metal Gear Solid, einem der Game-Klassiker schlechthin, aus dem Jahr 2000 (PC-Version) entsprang einem opportunistischen Geniestreich, als unser Nachbar das Spiel in einem Real-Markt sah, und feststellte, dass sich ein 70DM Spiel schlecht mit 5DM bezahlen lässt, also suchten wir nach einem Sonderpreis-Etikett zu 5DM und fanden es an einem Fußball, einmal abgeklebt und auf den Barcode des Spiels geklebt, bitte schön! Der Coup glückte, und die Erkenntnis blieb: Dreistigkeit und Mut werden (zu) oft belohnt.
#20 Tage, #400-Lauf-km, #Happy Hours
15 Jahre später schaue ich mir das Let's Play an, und lasse mich dabei von den Dialogen ein um's andere Mal verblüffen, als sie mit klugen Bonmot's wie "wer durch das Melonenfeld geht, der richte nicht seine Sandalen" (Mei Ling) aufwarteten. Ein echtes Lehrstück für's Leben, gepaart mit der passenden Musik - pure Emotion. Würde man den Charakter des Spiels mit einem Wort beschreiben müssen, ich würde den "Schmerz" wählen und genau diesen Gedanken möchte ich kurz vertiefen.

Dabei werden wir endlich wieder in philosophisch-psychologische Muster eintauchen, und uns der aktuellen Psychologie Heute Ausgabe (02/2015) sowie Arthur Schopenhauer's Erbgut widmen. Ihr erinnert euch, dass Schopenhauer's elementarste These darin bestand, dass "der Vernünftige auf Schmerzlosigkeit, nicht auf Genuss ausgeht", mithin also "nicht dem Vergnügen, sondern der Schmerzlosigkeit nachgeht". Demnach sei "aller Genuß und alles Glück negativer, hingegen der Schmerz positiver Natur". Dank jenes positiven Charakters ist die Abwesenheit von Schmerz "der Maßstab des Lebensglückes". In der Konsequenz ist "das Verkennen dieser Wahrheit, durch den Optimismus begünstigt, die Quelle vielen Unglücks".

#noch 1 Monat
#GNTM 2015
Ausgehend von der "Erkenntnis der Negativität des Genusses und der Positivität des Schmerzes" erachteten die Kyniker die "absichtliche Verwerfung der Genüsse" als nötig. Denkt dabei mal an ein ganz einfaches Beispiel: ihr esst ein wundervolles 3-Gang-Menu, mit dem besten Stück Schokoladenkuchen, einer bombastischen Buttersauce, der pure Genuss also, aber was passiert danach im Kopf? Keiner mag mir erzählen, dass er danach im Kreise tanzt und Hurra singt! Die meisten dürften doch fühlen und denken: OMG, was für Kalorienbomben! Bitte nicht die Waage, nicht jetzt, nicht Morgen.. - das ist es, wovor die Kyniker und Schopenhauer in seiner Eudämonologie warnten.

Insofern ist es eine Torheit der Amerikaner "Streben nach Glückseeligkeit" in ihre Verfassung zu schreiben. Psychologie Heute greift diesen Ansatz nunmehr in Thesen, wie der Schmerz biete "Lebenssinn und Zuversicht", er habe "eine euphorische Komponente: Als Kampfoder-Flucht-Reaktion steigert er die körperlich-seelische Mobilmachung", "Schmerz ermöglicht Kontrolle", biete eine Plattform für "Mitgefühl, Aufmerksamkeit und Zuwendung" (Exkurs: wenn mein Bruder mich auf dem Boden hatte, schrie ich vor Schmerz! Er ging. Tatsächlich war es nur vorgespielt von mir) und sei zudem "ein Warnsignal", auf. "Man leidet zwar Qualen, doch fühlt sich dabei lebendig und vital", allein "die Wunden (SVV) wecken eher Scham als Stolz. Abschließend fragt das Magazin daher in rhetorischer Manier, ob "das gute Leben wirklich ein schmerzfreies Leben ist?". Wir wussten bereits vorher: nein.

Donnerstag, 1. Januar 2015

From Russia with love ☭

"So stehen Sieger auf"

What a drumbeat. What a comeback. It's just awesome! In den letzten zwei Wochen standen gut 250km auf meinem Lauf-Tacho, da es täglich auf meine 20km Runde ging, allein auf den langen 30er wagte ich mich nicht zu trauen; es sollte ein Ruhetag zum Jahresbeginn folgen, doch ein winziger Fehler änderte alles. Während die Familie ihre Kater ausschliefen, warteten in aller Frühe bereits meine Laufschuhe auf mein Erscheinen - Ziel: der 30er! Muskelkater? Im Gepäck! 

Auf den ersten Kilometern war es menschenleer, es fühlte sich an als sei die Welt nur für mich bestimmt, diese Ruhe, eine liebevolle Umarmung für's Herz, einfach wundervoll. Dazu erschien die Sonne bereits in voller Montur und in jenem einzigartig-puren Glanz, umgeben vom babyblauen Himmel und in Begleitung des sanften Nordwinds. Es ging vorbei an gefrorenen Gräsern, in klarem weiß eingekuschelt, schnurstracks Richtung Deich. Dort oben kam ich mir vor, als würde ich durch ein Meer voller Nugatkonfitüre schwimmen; es schmeckte so unfassbar gut. Je mehr ich mich der Stadt näherte, desto mehr Menschen kreuzten meinen Weg, zeitweise glaubte ich sogar, es sei ein strahlender Sommertag, nur der Eisverkäufer hatte seinen Stand vergessen; Läufer-Eldorado als Massenanzugspunkt. 

Mit der Stadtgrenze begann auch der Streckenverlauf des Düsseldorf-Marathons. Dort, wo meine Geschichte am 26.04. zu Ende geschrieben werden soll, dort, wo meine Beine jeden einzelnen Pflasterstein kennen und an jenem Ort, wo ich das letzte Mal vor einem 3/4 Jahr zu eben jenem Marathon war. Doch die Liebe kennt keine Zeit, und ich wusste, sie wird auch heute dort auf mich warten. Und du triffst in einem winzigen Augenblick diesen magischen Moment, der dir sagt: dieses Jahr schaffst du die 2h vor'm Komma - das ganz große Ding! Es ist der Moment, da sich Gabrielle anschickt, mit "Dreams can come true" den Traum auch musikalisch zu begleiten. Bereits 10km vor'm Ziel, da ich emotional begann durch die Luft zu tanzen, wurde mir bewusst, den 30er kann mir niemand mehr heute nehmen. Breites Grinsen von Anfang bis Ende, Honigkuchenpferd-Parade voraus, als dieser Lauf praktisch aus dem Nichts kam und die Leistung gar nicht hoch genug zu bewerten ist.

Wie konnte ich den noch aus meinen Beinen rauszaubern? Es war ein einziges Ferrero Küsschen, das sich dafür verantwortlich zeichnete, als es statt der geplanten 5, warum auch immer, deren 6 wurden, und da ich derartige Fehler, sein sie auch noch so marginal, nicht dulde, wollte ich als Konsequenz direkte Reaktion zeigen, also holte ich mir einen dritten Berliner, und beschloss, bei Sonnenaufgang den 30er zu wagen. Das klingt absurd, ist es letztlich auch, aber am Endes des Tages fühlte ich mich wie der glücklichste Mensch auf Erden - obwohl dem ein eigener, wie unnötiger Fehler vorausging, aber genau das ist die große Kunst, dann den Hebel wieder umzulenken

Aktuelle Laufplaylist (Auszug): Best of
  
 Rudimental - Feel the love
 
Pharao - I show you secrets
 
 Planet Perfecto - Bullet in the gun
 Tina Cousins - Mysterious time


10 Stunden früher. Für gewöhnlich feier ich den gestrigen Anlass nicht, aber die Idee, die russische Tradition zu zelebrieren, die fand ich sehr charmant. So durfte ich mir denn auch gleich zweimal die Neujahrsrede von Wladimir Putin, in bestem kyrillisch selbstredend, anhören, ebenso oft die von mir so sehr geschätzte russische Nationalhymmne hören (I love it!) und den beiden Russinnen im Durak zeigen, wer der Meister der Karten ist, da ich vier aus fünf Spielen souverän gewann. Awkward fact: Allein der Brauch, seinen größten Wunsch auf einen Zettel zu schreiben, diesen dann anzuzünden und die Asche ins Sektglas zu geben, um dann mit Schaumwein befüllt, anzustoßen, schien mir derart suspekt, als ich nur dachte, was stimmt denn mit euch nicht? Ihr könnt doch nicht symbolisch euren größten Wunsch dahinschmilzen sehen. Fun fact: Beim Feuerwerk flüsterte mir die Oma aus der Nachbarschaft zu, früher seien sie immer mit dem Fahrrad zum Rhein gefahren, da sehe man das Feuerwerk ganz besonders gut! 10 Stunden später durchlief ich jenen Ort. Nichtsdestoweniger, einziger Wermutstropfen, der bleibt: in 6 Tagen geht's zurück in den ungeliebten Süden