Es sind die Tage der Inspiration. So lasse ich mich zu einer kleinen Ode ans Laufen zu verführen. Gewiss, jeder wird seine eigene Definition, mehr sogar Konation haben, die ihn zum Laufen antreibt. Wie so oft ist der erste Schritt der schwierigste. Und der bis zur Gewohnheit der Geduldigste. Aber wie Konfuzius richtiger Weise anmerkte: "Der Weg ist das Ziel". Nun, welche Erwartungen darf ich ans Laufen stellen? An oberster Stelle würde der gebildete Franzose die Katharsis nennen. Er würde damit jene Reinigung assoziieren, die ihn von dem Schmutz auf seiner Seele befreit, der sich im täglichen Leben ansetzt und der, so er nicht gereinigt wird, eines Tages analog zu einer brennenden Lunte, dessen Ende ein kleines Haus zum explodieren vermag, wirken. Sicher gibt es viele und sehr individuelle Wege sich dieses Schmutzes zu entledigen, aber das Laufen ist nicht nur hierfür ein verlässlicher Anker. Es hilft vergessen. Seine Gedanken ins Reine zu bringen. Eins werden mit sich selbst. Mit dem Guten seines 'Ichs'. Mit jedem Meter fällt die Bürde an Sorgen, Ärger und Banalitäten von einem ab, die einen schwer(fällig) machen. Ja, Laufen bringt einem die Leichtigkeit zurück. Diese des Seins, des Befreitseins und manchmal auch des Glücklichseins. Für einen kurzen Moment mag man sogar glauben, man könne fliegen. Als würde man über allem schweben. Es ist eine Beherrschung, zeitweise auch Macht, über sich selbst, die man (zurück)gewinnt. Nicht selten gibt es Tage da wird einem beim Laufen ein Phasenschema klar, welches verschiedene Stufen, die man dabei verlebt und erlebt, beschreibt. Diese Stufen können den Pfad der Erkenntnis erreichen. Kleine oder große Erkenntnis, aber stets mit dem Gefühl gereift zu sein, etwas Gewonnen zu haben. Am Anfang steht das Chaos. Jenes der ungeordneten und unverarbeiteten Gedanken und Informationen, dessen Flut eine so starke Strömung inhärent ist, das man sie im Alltag nicht ohne weiteres verarbeiten kann. Daraufhin entwickelt sich eine Sortierung, wo unwichtiges von wichtigem getrennt wird. Nach dieser Selektion beginnt man Szenarien immer und immer wieder durchzuspielen. Diese tangieren Vergangenheit (was wäre wenn? was wäre besser gewesen?) als auch Zukunft (wie könnte es sein wenn?) und aus dieser kreativen Phase, die sich in etwa bei 75% der körperlichen Belastung einpendelt, entsteht die Erkenntnis. Überaus produktiv, zumindest wenn man sie bis zum Ende des Laufes nicht vergessen hat. Sodann wäre da noch die Phase bis zu 100%, der Abwärtspfad auf der beschriebenen Parabel. In dieser Phase sind die Gedanken frei. So frei, das sie wieder durcheinander sind, indes nicht mehr klar strukturierbar und nur noch ein Gefühl der Qual und der inneren Motivation durchzustehen, wahrnehmbar ist. Jenes Gefühl, das wir von Leistungsüberprüfungen kennen, nachdem wir sehr konzentriert gearbeitet haben. Der Kopf brennt, alles ist Nichts. Und doch: Laufen lohnt sich.