Samstag, 10. August 2013

It's Showtime

Mockba
Es sind diese winzigen, sekundenschnellen Momente, für die es sich lohnt zu leben. Du bekommst sie nicht geschenkt, musst sie dir in jahrelanger, täglich-harten Arbeit verdienen. Unzählbare Stunden der Qual, für wenige Sekunden des Genusses, das ist Leben. Ein altes deutsches Sprichwort besagt, "Müßiggang bringt Schand' und Not, der Fleiß hingegen Ehr' und Brot" oder noch etwas knapper „Müßiggang ist aller Laster Anfang“. Jeder gebildete Künstler wird ebenso zwei präzise Gegensprichwörter großer Philosophen entgegen können, doch soll es hier nicht weiter um diese Debatte gehen. In diesen Tagen treffen sich die besten Leichtathleten der Welt in Moskau, der Stadt mit dem bekanntesten Kreml der Welt an der Moskwa.

Er passt nicht ganz. Gehört aber dazu!
Schon vor den ersten Tagen haben sich die Schatten der zu erwarteten Höchstleistungen und der spannenden, kontinentalen Duelle vorausgeworfen. Werden die Äthiopier und Kenianer bei den Herren weiter ihre Vormachtstellung auf den langen Mitteldistanzen (5000m und 10000m) gegen einen Briten, der eigentlich keiner ist, einbüßen? Wie schauts auf meiner eigenen Distanz (Marathon) zwischen Asien - Japan, dem Mutterland des Marathons-, Afrika und Europa aus? Können wir uns auf deutsche Gesichter auf dem roten Kunststoff des Luschniki-Stadions freuen?

Gesa
Der erste Tag hat bereits einige erstaunliche und doch bekannte Antworten gegeben. In der Marathon-Damen-Konkurrenz konnte die Kenianerin Edna Kiplagat ihren Titel vor der Olympia-Achten Valeria Straneo der Japanerin Kayako Fukushi verteidigen. Um das ganze etwas plastisch darzustellen, vergleiche ich die Zwischenzeiten der Damen-Weltklasse mit den meinen vom Duisburg Marathon im Juni.


Gefunden :)
10-km:                34:12     + 8:48 min
1/2marathon:    1:12:58    +17:02 min
Endzeit:           2:25:44      +38:16 min

Am Ende haben mir die Damen trotz des Sommers über 30min eingeschenkt, und zwar kontinuierlich. Dass der Abstand sukzessive ansteigt, nicht aber exzessiv, könnte ich mir aber auch positiv auslegen. Aber es soll hier ja in diesem Kontext um die Protagonisten in Moskau gehen. Wo wir schon bei Titelverteidigern sind. Da hat direkt noch jemand seinen Titel verteidigt und der ist nicht hoch genug zu bewerten. Mo Farah! Der aus Somalia stammende, aber früh nach London immigrierte und schon viele Jahre in den USA lebende und trainierende, Brite, dem man seine Nationalität auch nicht unbedingt auf dem ersten Blick ansieht, der aber spätestens dank London 2012 mit zwei Titeln - auf zwei für Europäer scheinbar unmöglich zu gewinnenden Distanzen gegen die Hochlandafrikaner - einer der britischen Olympia-Helden wurde und so irgendwie doch ins Herz geschlossen wurde. Und das mit vollem Recht. Mein Läufer-Herz hat er sowieso verzaubert. Apropros Herz, da war doch noch eine dritte offene Frage. Genau, eine der schönsten deutschen Frauen, aus einem kleinen beschaulichen Örtchen in Hessen kommend und seit längerem in Frankfurt lebend und für die LG startend, rundete den großen Distanzlauf-Tag ab. Gesa 
Papa

Felicitas Krause. Mädl, bist du schön! Aber da sie das auf sicher selbst weiß, wollen wir das nicht weiter erörtern. Viel wichtiger: sie hat es erneut in ein großes Finale geschafft, dem 3000m-Hindernis-Finale! Als ich Anfang der Woche spontan versuchte diese Gefühle dieser drei von mir vorgestellten, mehr oder weniger großen Gewinnern, zu replizieren, fielen mir einige wenige Kleinigkeiten auf. Dienstagabend, es war warm, eher leicht bewölkt, da ich den Entschluss fasste noch ein kleines Ründchen mit freiem Oberkörper zu laufen. Aus dem kleinen wurde dann doch wieder meine Standard-15km-Schleife, egal. Bemerkenswert war, dass mich viele Autofahrer wie nie anstarrten und ich konnte ihnen zwei Denkmuster bieten: Entweder würde ich langsam mit meinem knochigen Körper laufen und sie denken lassen, ich sei krank oder aber ich würde extrem schnell laufen und ihnen implizieren, ich würde afrikanische Gene und/oder Ambitionen haben. Ich entschied mich für letzteres. Und es war geil! Ein Dauerrausch. Im Spagatschritt, mit einer riesen Amplitude, hab ich Kilometer um Kilometer abgelaufen, als sei ich eines der Flugzeuge, die hier alle 2min am Himmel runter- oder raufgehn - nur ohne Motor! Es ist schön ein menschliches Flugzeug zu sein.
Nach dem besagten Lauf..
Hero!

4 Kommentare:

  1. ich lese immer ganz viele bücher gleichzeitig, und alles querbeet...alte bücher, neue bücher, so gut wie alle genres..unter anderem dieses wochenende: bis ans ende aller tage, was sehr mitreißt. und die nebel von avalon, zum zigtausendsten mal schon ;)

    AntwortenLöschen
  2. "Es sind diese winzigen, sekundenschnellen Momente, für die es sich lohnt zu leben." Perfektes Zitat, dem ich voll und ganz zustimme. :)
    Ja, in Deutschland gibt es wirklich ein paar wunderschöne Fleckchen ... und solche abgelegenen Orte in der Natur machen mich einfach glücklich. Trotzdem mache ich auch gerne außerhalb Deutschlands Urlaub, Städtetrips liebe ich.
    Ich werde bald Grundschullehramt studieren. Eigentlich ging es mir nur um die Stadt als Auswahlkriterium - sie sollte nicht zu nah, aber auch nicht zu weit entfernt von meinem jetzigen Wohnort sein und ich denke, ich habe nun das perfekte Mittelmaß gefunden. ^^

    AntwortenLöschen
  3. Dein Scheibstil hat mich dazu gebracht den gesamten Text zu lesen, obwohl ich mich eher weniger für Leichtathletik interessiere - um genau zu sein gar nicht.

    Aber rennen macht Spaß, da hast du Recht. Vor allem davon zu rennen, weiter zu rennen, wenn man eigentlich schon nicht mehr kann.

    Stimmt, dass die Leute sich zu wenig für Politik interessieren. Aber mal ehrlich wen wunderts?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Über Komplimente zu meinem Schreibstil freue ich mich immer sehr, also vielen Dank :)
      Dann stellst du deinen Schlaf über das Leben eines Lebewesens, ob das ethisch korrekt ist?

      Ich bin ja schon gespannt was du zu dem Politikpost zu sagen haben wirst. Scheinst hohe Erwartungen zu haben, ob ich die erfülle... man wird sehen.

      Löschen